Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
Teil. Riesige Wälder bedeckten ganz Balmacann, aber es gab auch Weiden für die Pferde.«
Rijana und Ariac waren verwirrt, in Balmacann gab es heutzutage kaum noch Wald.
»Die Menschen kamen aus dem Norden, wir hatten nichts gegen sie«, sagte der Elf traurig. »Wir teilten das, was das Land hergab. Dann entdeckten sie unsere Silberminen auf Silversgaard.«
»Eure Minen?«, fragte Ariac verwirrt.
Thalien nickte. »Die Elfen stellten aus dem Silber des Berges Schmuck und später auch Waffen her. Aber wir nahmen nur das, was der Berg uns freiwillig gab.« Er wurde wütend. »Doch dann kamen die Menschen. Sie rissen den Stein gewaltsam auf, nahmen mehr und mehr und beanspruchten die Insel für sich.«
»Warum habt ihr euch nicht gewehrt?«, fragte Ariac verwirrt.
»Das taten wir«, antwortete Thalien. »Aber zu dieser Zeit waren wir Elfen kein Kriegervolk. Wir lebten in Frieden miteinander. Nach und nach drängten uns die Menschen immer mehr zurück. Sie rodeten das Land, bauten ihre Häuser und Straßen, und wir wichen nach Osten zurück.« Er seufzte. »Es kam der Schattenkrieg, und wir wussten, dass nicht alle Menschen schlecht waren. Also halfen wir ihnen, gegen Orks, Trolle und den Zauberer Kââr zu kämpfen. Der lange Winter folgte, denn die Welt war aus den Fugen geraten, und als wir uns wieder zeigten, war unsere Hilfe schon lange vergessen.
« Bei diesen Worten sah er sehr traurig aus. »Halb Balmacann war abgeholzt worden, und nur noch unser Schloss in Tirman’oc stand. Der Wald hat es in der Zeit bewahrt, in der wir Elfen uns weit in den Osten zurückgezogen haben, da es dort etwas weniger kalt war. Die Menschen haben unser ganzes Reich zerstört.«
Rijana riss erschrocken die Augen auf. Tirman’oc – dort war sie als kleines Mädchen mit Rudrinn gewesen, traute sich jedoch nicht, das zu sagen. Aber Thalien wusste ohnehin Bescheid, er lächelte. Das kleine Mädchen von damals hatte sich sehr verändert, aber er sagte nichts weiter dazu.
»Trotzdem verstehe ich das alles nicht«, warf Ariac ein. »Elfen sollen doch gute Krieger sein, die auch magische Fähigkeiten besitzen. Warum habt ihr euch von den Menschen so sehr zurückdrängen lassen?«
Der Elf lächelte. »Die Steppenleute habe ich von allen Menschen immer am liebsten gemocht. Sie leben im Einklang mit der Natur und nehmen nur das, was sie auch wirklich benötigen.«
Ariac blickte überrascht auf. Er kannte kaum jemanden, der die Steppenleute mochte.
»Aber um auf deine Frage zu antworten«, fuhr Thalien fort, »warum sollen wir kämpfen? Die Menschen zerstören sich ohnehin gegenseitig. Wir müssen nur abwarten, bis das Zeitalter der Menschen vorüber ist. Wir Elfen leben sehr lange, da bedeuten ein paar hundert Jahre nichts.«
Erneut blickten sich Rijana und Ariac überrascht an. So etwas konnten sie als Menschen kaum begreifen.
»Eines Tages«, sagte der Elf, »werden wir alles zurückbekommen.«
Rijana lief ein Schauer über den Rücken.
»Und wann?«
Thalien hob die Schultern. »Vielleicht in einhundert Jahren, vielleicht auch erst in dreihundert Jahren, oder aber schon
im nächsten Sommer, ich weiß es nicht.« Er zog seinen Umhang um sich. »Die Welt verändert sich schon seit langem. Die Natur schreit auf. Die Erde bebt. Es gibt gewaltige Stürme. Selbst die Zwerge kommen aus den nördlichen Bergen ins Donnergebirge, denn die Vulkane haben begonnen Feuer zu speien, und immer mehr dieser finsteren Wesen treiben sich dort oben herum.«
Rijana und Ariac stellte sich bei diesen Worten die Gänsehaut auf.
Der Elf lächelte. »Ihr könnt die Zeichen wahrscheinlich nicht deuten, denn ihr seid Menschen, aber das sind alles Hinweise, die auf einen Wandel hindeuten.«
Eine Weile sprach niemand, doch dann fragte Rijana mit leiser Stimme: »Warum habt Ihr gesagt, dass Ihr uns kennt?«
Der Elf lächelte und blickte ihr direkt in die Augen. »Ich kenne nicht Rijana, die Kriegerin aus Camasann. Aber ich kannte dich in vielen Leben vorher. Von der ersten Schlacht an, als dein Name Lenya war, und in all den vielen Leben danach.«
Rijana riss erschrocken die Augen auf. »Ihr wisst, wer wir früher waren?«
Der Elf nickte. »Viele Male wart ihr bei uns und habt uns um Hilfe gebeten.« Er blickte Ariac an. »In der ersten Schlacht warst du Norgonn.«
Nun wurde Ariac ein wenig bleich, denn Norgonn war einer der stärksten Krieger gewesen, der am Ende den bösen Zauberer Kââr getötet hatte.
Auch Rijana blickte ihn zugleich bewundernd
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