Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
Zeit war alles ganz still, dann ging ein allgemeines Aufatmen durch die Anwesenden. Scurrs Männer hatten ein fürchterliches Chaos hinterlassen, aber alle waren froh, dass sie fort waren. Finn kam zu Rijana und Ariac an den Tisch.
»Diesmal hatten wir Glück. Die Letzten haben gleich drei Männer getötet und die halbe Einrichtung zerstört.«
»Warum unternimmt niemand etwas gegen die Blutroten Schatten?«, fragte Ariac.
Finn schnaubte. »Gegen Scurrs Männer kann man gar nichts unternehmen. Seitdem sie die nördlichen Länder unter Kontrolle haben, werden die Zustände immer schlimmer. Im Norden von Gronsdale hat es Aufstände gegeben, aber sie wurden alle von Orks überrannt.«
Ariac und Rijana blickten sich fassungslos an. Von diesen Dingen hatten sie nichts gewusst. Plötzlich wurde Finns Miene jedoch etwas freundlicher.
»Und ihr kennt wirklich unseren Broderick?«
Beide nickten einstimmig, Finn lächelte daraufhin.
»Dann sagt ihm doch bitte Grüße von uns allen, wenn ihr ihn wiederseht. Und er soll uns doch mal wieder besuchen.«
»Das kann noch dauern«, murmelte Ariac.
Aber Rijana nickte dem alten Mann beruhigend zu. »Natürlich werden wir ihm Grüße ausrichten.«
Finn rückte näher heran und fragte neugierig: »Wenn ihr aus Camasann kommt, habt ihr dann auch die Sieben kennen gelernt?«
Rijana blickte Ariac verblüfft an. Scheinbar hatte Broderick gar nichts davon erzählt, dass er eines der Kinder Thondras war.
Rijana nickte zaghaft, woraufhin Finn sie ehrfürchtig betrachtete.
»Und, wie sind sie? Sind sie mächtig und stark? Können sie uns allen helfen?«
Auf einmal bekam Rijana ein furchtbar schlechtes Gewissen. Die Menschen hier setzten alle Hoffnung in sie.
Rijana legte dem alten Mann ihre schlanke Hand auf den Arm. »Sie sind sich im Moment noch ein wenig uneinig, aber eines Tages werden sie euch sicher helfen.«
Finn nickte und lächelte Rijana an. »Darauf hoffen wir alle.«
Er schlurfte weiter zu einem der anderen Tische, wo sich die Bauern aufgeregt unterhielten. Es war schon spät, als die meisten aufbrachen.
Kalina kam zu Rijana und Ariac. »Soll ich euch euer Zimmer zeigen?«, fragte sie.
Die beiden nickten, denn sie waren ziemlich müde. Kalina ging auf die Tür zu. Draußen herrschte dichter Nebel, der einem jegliche Sicht nahm. Sie führte die beiden zu einem Anbau und schloss eine knarrende Holztür auf.
»Hier ist es. Das Zimmer ist klein, aber sauber.« Sie blickte die beiden unsicher an und entzündete eine Kerze.
»Es kostet ein Kupferstück pro Nacht, aber wenn ihr nichts habt, könnt ihr auch umsonst hier schlafen, schließlich seid ihr ja Brodericks Freunde.«
Rijana schüttelte entschieden den Kopf und fasste in ihren Beutel. Sie holte ein Goldstück und eine schmale Goldkette heraus.
»Hier, Broderick würde es so wollen, wenn er wüsste, dass er einen Sohn hat.« Kalina stieß einen leisen Schrei aus. »So etwas Wertvolles habe ich noch nie gesehen!« Sie blickte Rijana fassungslos an. »Das kann ich nicht annehmen.«
Aber die schüttelte den Kopf. »Nimm es, ihr könnt es sicher brauchen.«
Kalina starrte immer wieder von dem Gold auf Rijana und ging rückwärts zur Tür, dann schüttelte sie sich und ging nach draußen.
Ariac grinste und schlug seine Kapuze endlich zurück.
»Ich glaube, du hast sie …«
Er wurde unterbrochen, als die Tür ruckartig aufging. »Ich wollte euch noch sagen …«, rief Kalina, dann erstarrte sie. »Du liebe Zeit, ein Steppenkrieger!«
Ariac wich erschrocken zurück und hatte bereits seine Hand am Schwert. Rijana ging jedoch zu ihm und legte ihm eine Hand um die Hüfte.
»Wir gehören zusammen. Er wird niemandem etwas tun.«
Kalina nickte unsicher und kam ganz herein. Vorsichtshalber schloss sie die Tür. Dann musterte sie Ariac mit einer Mischung aus Neugierde und Angst.
»Nun gut«, sagte Kalina. »Meine Großmutter sagte immer, man solle einen Menschen nie nach seinem Aussehen, sondern nach seinen Taten beurteilen.«
Rijana blickte Kalina ernst an. »Ich habe einige Zeit in der Steppe gelebt. Die Steppenleute sind freundlich und friedfertig. Ich habe niemals ehrlichere und herzlichere Menschen kennen gelernt.«
Kalina wirkte unsicher und starrte auf Ariacs Tätowierungen.
»Gut, ich werde nichts sagen, aber passt auf, nicht alle Leute sind verschwiegen. Ach ja«, sie grinste, »falls ihr morgen noch etwas essen wollt, dann kommt zu der kleinen Hütte neben den Ställen, dort lebe ich. Schlaft gut.«
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