Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
einige Zeit halten würde. Gerade wollte er zurück zur Hütte gehen, als er Soldaten sah, die sich langsam näherten. Erschrocken rannte er hinter den Schuppen und
überlegte hektisch, was er tun sollte. Sein Schwert war in der Hütte. Was wollten die Soldaten? Hatte Elsa sie etwa doch verraten? Aber da kam die alte Heilerin herbeigeeilt.
»Los, versteck dich in der Scheune in dem geheimen Raum.« Sie öffnete eine Klappe im Boden, und Ariac stieg hinunter. Dort waren Kartoffeln, geräucherter Schinken und Gemüse gelagert.
»Elsa wird behaupten, Rijana wäre ihre Tochter. Sie hat eure Schwerter, den Bogen und deine Sachen versteckt. Bleib hier, bis ich dich hole.«
Ariac nickte nervös. Er musste Muria wohl oder übel trauen.
Die Soldaten trabten langsam näher. Sie suchten eine Unterkunft. Auch sie waren von dem Erdbeben überrascht worden. Einige Zeit hatten sie in den Wäldern nach den Reitern der beiden Pferde gesucht, die so kopflos an ihnen vorbei nach Süden gestürmt waren. Dann hatte es zu schneien begonnen, und sie wollten sich irgendwo aufwärmen, bevor sie zum nördlichen Gebirge ritten. Der Hauptmann, ein älterer Krieger, der schon seit langem unter König Scurr diente, ritt zielstrebig auf Elsas Hütte zu und klopfte heftig an die Tür.
Sie öffnete und verbeugte sich pflichtbewusst vor ihm. Er schubste sie zur Seite und betrat die kleine, ärmliche Hütte. Hier hatten seine Männer keinen Platz. Er runzelte missbilligend die Stirn.
»Wer ist das?«, fragte er und deutete auf Rijana.
»Meine Tochter, sie wurde bei dem Erdbeben von einem Baum getroffen, als sie auf der Suche nach Pilzen war.«
Der Soldat hob misstrauisch die Augenbrauen und begann, die Hütte zu untersuchen. Wie selbstverständlich steckte er ein paar verschrumpelte Äpfel und Kartoffeln in seine Taschen.
»Hast du einen Steppenkrieger und ein Mädchen gesehen?«, fragte er streng.
Elsa schüttelte den Kopf und dachte mit einem Blick zu Rijana: Aha, ihr werdet also gesucht.
Der Soldat musterte sie bereits eine Weile, als die Tür aufging und Muria eintrat. Sie verbeugte sich.
»Hoher Besuch aus Ursann.«
Der Soldat blickte sie böse an. »Wer bist du?«
»Die Heilerin.«
»Ist das Mädchen die Tochter dieser Frau?«, fragte er und beobachtete Muria genau.
Sie nickte. »Selbstverständlich, was denkt Ihr denn?«
»Wir suchen einen Steppenkrieger und eine junge Frau aus Camasann.«
Muria lachte laut auf. »Ein Steppenkrieger, hier? Du meine Güte, glaubt Ihr wirklich, in diesen Zeiten würden wir Fremden helfen?« Sie blickte demonstrativ auf seine ausgebeulten Taschen. »Uns bleibt doch selbst kaum etwas zum Leben.«
Der Soldat zog wütend die Augenbrauen zusammen. Er wollte gerade gehen, als Rijana sich unruhig bewegte und leise »Ariac« murmelte.
Der Soldat fuhr herum und beugte sich über sie. »Was hat sie gesagt?«, fragte er streng.
Elsa hielt die Luft an, aber Muria behielt die Nerven. »Sie hat nach ihrer Mutter gerufen, Ariann.« Sie winkte Elsa zu sich. »Na los, geh zu ihr.«
Diese lächelte und beugte sich über Rijana. »Hier bin ich, mein Kind, keine Angst.« Sie hoffte inständig, dass Rijana nichts mehr sagen würde, und goss ihr mit zitternden Händen etwas Kräutertee in den Mund.
»Durchsucht die Scheune hinter dem Haus«, befahl der Soldat und setzte sich auf einen Stuhl. Rijana war zum Glück wieder eingeschlafen. Drei Soldaten stapften durch den Schnee hinter das Haus.
Muria und Elsa warfen sich einen heimlichen Blick zu.
»Wie heißt das Mädchen?«, fragte der Hauptmann.
»Elsa«, antwortete Muria. Es war immer besser, so nah wie möglich an der Wahrheit zu bleiben.
Ariac saß mit zum Zerreißen gespannten Nerven in seinem Versteck. Sie kennen Rijana nicht, sie haben sie niemals gesehen, sagte er sich immer wieder.
Plötzlich hörte er Stimmen und Tritte schwerer Stiefel auf den alten Holzbrettern.
Ariac schloss die Augen und befürchtete, dass jetzt alles vorbei war. Die Männer schoben verschiedene Geräte und Holz zur Seite.
»Geht hinauf, auf den Dachboden«, befahl eine Stimme.
Staub rieselte zu Ariacs Versteck hinab, als ein Soldat auf die versteckte Klappe trat. Ariac verspürte den unwiderstehlichen Drang zu niesen. Er hielt sich die Nase zu und hielt die Luft an – er musste sich jetzt zusammenreißen. Eine ganze Weile durchsuchten die Soldaten noch alles. Ariac war mittlerweile der festen Überzeugung, dass sie ihn finden mussten. Doch dann schienen die
Weitere Kostenlose Bücher