Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
nicht so ganz stimmte, und legte sich wieder hin. »Nein, es geht schon.«
Ariac seufzte und deckte sie zu.
Wie an jedem Tag, kam auch an diesem Abend Muria vorbei.
»Wird Rijana wirklich wieder ganz gesund?«, fragte Ariac sofort.
Muria nickte bedächtig. »Ich denke schon, aber sie hat einen harten Schlag auf den Kopf bekommen, das dauert seine Zeit. Aber ihr bleibt ja den Winter über sowieso hier, dann kann sie sich erholen.«
Ariac runzelte die Stirn und hoffte, dass das wirklich stimmte.
Mitten in der Nacht, Ariac schlief wie immer auf dem Strohbett neben Rijana, begann die Erde zu beben.
Rijana fuhr erschrocken auf. »Ariac«, rief sie ängstlich.
Er stand auf und setzte sich neben sie, dann nahm er sie in den Arm und streichelte sie beruhigend. Er konnte spüren, wie sie am ganzen Körper zitterte. Es bebte eine lange Zeit, dann war es endlich vorbei, und Ruhe kehrte wieder ein.
»Es ist vorbei, keine Angst«, sagte er und zog Rijanas Decke höher.
Sie nickte und drückte sich an ihn.
»Was ist eigentlich aus Lenya und Nawárr geworden?«, fragte sie plötzlich.
»Das weiß ich leider nicht«, antwortete Ariac bedauernd. »Sie haben wohl einen ziemlichen Schrecken bekommen und sind davongelaufen. Aber sie sind klug und werden zurechtkommen.«
»Das hoffe ich«, antwortete sie und schlang ihre Arme um Ariacs Oberkörper.
»Danke, dass du bei mir geblieben bist.«
Er zwickte sie empört in die Nase. »Hast du gedacht, ich hätte dich einfach in die Schlucht stürzen lassen?«
»Nein, natürlich nicht. Aber ich kann mich kaum noch an etwas erinnern.«
Ariac erzählte ihr, wie sie beide abgestürzt waren und er sie schließlich zu Elsas Hütte gebracht hatte.
Ariac wollte sich wieder nach unten legen. Aber Rijana hielt ihn fest. »Kannst du hierbleiben?«
»Natürlich«, antwortete er, »aber bist du nicht müde?«
»Doch, schon«, erwiderte sie, »aber es ist schön, wenn du bei mir bist.«
Ariac lächelte und nahm sie wieder in den Arm.
In den nächsten Tagen ging es Rijana deutlich besser. Sie unternahm ihre ersten wackligen Schritte in der kleinen Hütte und aß ganz langsam wieder normale Portionen. Auch ihre Wunde am Kopf schloss sich endlich. Ihr gebrochener Arm machte noch einige Zeit Schwierigkeiten, aber als der zweite Mond nach dem Unfall vergangen war, konnte sie ihn wieder einigermaßen bewegen. Elsa kümmerte sich rührend um die beiden und fragte nicht weiter, wenn sie merkte, dass Rijana und Ariac über bestimmte Dinge nicht reden wollten. Auch Muria kam hin und wieder vorbei und freute sich, dass es Rijana so gut ging.
Es war ein bitterkalter, harter Winter. Ariac musste zweimal
in den Wald gehen und Bäume fällen, damit sie nicht erfroren. Rijana brachte Ariac das Lesen und Schreiben bei, als es ihr wieder gut ging. Auch Elsa wollte es erlernen, und so verging die Zeit wie im Fluge. Sie verbrachten gemütliche Tage am Feuer, während draußen leise der Schnee vom Himmel rieselte. Hin und wieder bebte jedoch die Erde. Und jedes Mal war in Rijanas Augen Panik zu sehen. Zum Glück waren es nur leichtere Beben, sodass keine größeren Schäden entstanden.
Als der Frühling seine ersten Boten schickte, waren Rijana und Ariac sogar ein wenig traurig, dass sie Elsa nun verlassen mussten. Die liebenswürdige Frau war ihnen ans Herz gewachsen. Ihr schien es ähnlich zu gehen. Als die jungen Leute ankündigten, dass sie in den nächsten Tagen aufbrechen würden, standen Elsa Tränen in den Augen.
»Aber seid vorsichtig, wo auch immer ihr hingeht«, sagte sie und begann, Proviant für die Reise einzupacken.
Rijana trat vor die Tür. Die Sonne des ersten Frühlingsmondes hatte bereits ein wenig Kraft. Sie war wieder vollständig genesen. Von ihrer Verletzung sah man nichts mehr, auch ihren Arm konnte sie wieder normal bewegen. Ariac nahm sie stürmisch in den Arm.
»Ich bin so froh, dass es dir wieder gut geht.«
Sie lachte und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Das hast du mir in den letzten Monden schon hundertmal gesagt.«
»Das kann ich nicht oft genug sagen«, erwiderte er ernst. »Ich hatte wirklich Angst um dich, und ich hätte nicht gewusst …«
Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Ich lebe noch und hoffe, dass du mich jetzt mit dir kommen lässt, denn ich wüsste auch nicht, was ich tun soll, wenn dir in Ursann etwas passiert und ich dir nicht helfen kann.«
Ariac zögerte. Den ganzen Winter lang hatte er darüber nachgedacht und mit dem Gedanken
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