Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
willst.«
Worran knirschte mit den Zähnen und verließ, mehrere Verbeugungen machend, den Raum. Draußen ließ er seine Finger knacken. Er freute sich schon heute auf den Tag, an dem der Junge alt genug wäre.
»Es wird ein langsamer und sehr schmerzhafter Tod sein«¸ knurrte Worran vor sich hin, holte sein Pferd und ritt zurück nach Naravaack.
König Scurr ging unterdessen mit geschmeidigen Schritten zu der gläsernen Vitrine, in der zwei prächtige Schwerter steckten. Sie waren uralt, doch man sah es ihnen nicht an. Immer noch strahlten sie silbern. Sie waren fein gearbeitet und unglaublich scharf.
»Eines Tages werdet ihr Sieben bei mir sein. Ihr werdet euch nicht noch einmal verbünden und gegen mich kämpfen«, flüsterte Scurr und fuhr mit der Hand über eine der Klingen, und sein Blut floss langsam über seine Finger.
Ariac saß in einem fensterlosen, engen Loch im Keller der Ruine von Naravaack. Es war jetzt schon der zweite Tag ohne Wasser. Doch immerhin hatte er sich nicht dazu erniedrigt, vor diesem widerlichen Worran auf die Knie zu fallen, und er hatte sich geweigert, einen kleineren Jungen zu verprügeln, wie der Ausbilder es befohlen hatte. So saß er nun in der Hitze dieses stinkenden Loches und kämpfte die Panik nieder, die ihn immer wieder zu ersticken drohte. Es war furchtbar heiß, so wie überall im Tal der Verdammten. Kaum ein Luftzug war hier zu spüren, nicht einmal auf den Türmen. Ein Fluchtversuch im zweiten Mond des Sommers hatte nichts gebracht außer ein paar gebrochenen Rippen, die
noch immer wehtaten. Es war einfach hoffnungslos. Er tastete nach dem kleinen Stein, den er in seiner Tasche hatte und gelegentlich auch in seinen Stiefeln versteckte. Wie schon so häufig fragte er sich, wie sein Leben wohl auf Camasann verlaufen wäre.
Wohl kaum schlimmer als hier , dachte er bitter und versuchte zu schlafen, aber es war so stickig, dass er keine Luft bekam. Er umklammerte den Stein und dachte an seine Rijana, die jetzt weit von ihm entfernt auf der Insel Camasann lebte, und ganz langsam fand er Ruhe.
KAPITEL 5
Harte Zeiten
Z wei Jahre vergingen. Sowohl in Naravaack als auch in Camasann trafen neue Kinder ein, aber bisher hatte sich an keinem der Neujahrsfeste einer der Sieben gezeigt. Die Zeiten wurden härter. Eine Seuche raffte viele der ärmlichen Dörfer dahin, die unter König Scurrs Kontrolle in Ursann standen. So überfielen seine Soldaten nun zunehmend Catharga und die anderen Königreiche. Sie nahmen sich Vieh, Frauen und was immer sie wollten. Auch die anderen Länder bekriegten sich gegenseitig. So führten beispielsweise im Jahr, nachdem Rijana und Ariac auf die Schulen kamen, Northfort und Errindale Krieg. Es ging um eine Diamantenmine an der Grenze. Überall brodelte es, und als im zweiten Jahr auch noch die ganzen drei Sommermonde so verregnet waren, dass beinahe keine Ernte eingefahren werden konnte, bestahl jeder jeden. Viele der älteren Krieger wurden von Camasann abgezogen, um für Recht und Ordnung zu sorgen.
Ariac war nun vierzehn Jahre alt und wurde langsam, aber sicher zum Mann. Er hatte noch immer die gleichen Schwierigkeiten und keine Freunde. Einmal war einer der Jungen nett zu ihm gewesen, doch das hatte sich als Falle erwiesen. Farant hatte Ariac nur über seine Fluchtpläne ausgefragt und Worran alles erzählt, was dem Steppenjungen nur weitere Prügel und Demütigungen eingebracht hatte. Ariac konnte die vielen Nächte nicht mehr zählen, die er in brütender
Hitze oder Eiseskälte zitternd auf den Türmen oder auch in den Bergen mit sinnlosen Wachen verbracht hatte. Er war so oft in das finstere Loch im Keller gesteckt worden, dass er es beinahe schon als sein eigenes Zimmer ansah. Wahrscheinlich war er auch nur deswegen noch nicht verhungert, weil er die ekelhafte weiße Pampe aß, die es jeden Tag gab. Gelegentlich konnte er zusätzlich auf den Wachen in den Bergen Beeren und Kräuter sammeln. Er und Morac hassten sich noch immer leidenschaftlich. Der nun sechzehn Jahre alte Junge war noch größer und breiter geworden. Da Morac kriecherisch und hinterhältig war, bekam er regelmäßig gutes Essen. Auch Lugan quälte den Steppenjungen immer noch mit Gemeinheiten. Lugan war nun achtzehn Jahre alt. Er hatte sich, sehr zu König Scurrs Missfallen, als keiner der Sieben herausgestellt und war daraufhin in die Armee des Königs eingetreten. Worran machte sich jedoch häufig einen Spaß daraus, gerade Lugan und Ariac zu einer gemeinsamen
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