Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
das passieren konnte, aber es muss wohl um eine Menge Gold und um Macht gegangen sein. Slavon hat seine Freunde in einen Hinterhalt geführt. Er hat behauptet, seine Patrouille hätte die Gegend ausgekundschaftet und sie für sicher befunden. Doch dann kam eine gewaltige Streitmacht aus den Bergen hinter dem Catharsee.«
Für kurze Zeit kehrte Stille ein. Es war Saliah, als könnte sie sich selbst daran erinnern. Auch Brogan wirkte gedankenverloren, als er Saliahs Ausführung ergänzte.
»Was nicht in den Lehrbüchern zu finden ist und wohl nur mündlich überliefert wurde, ist, dass der damalige Herrscher von Ursann Slavon nicht nur Macht versprach, sondern die alleinige Herrschaft und – verbunden damit – einen Namen, der nie in Vergessenheit geraten würde. In all der Zeit, immer wenn die Sieben in Erscheinung traten, kämpften sie und starben. Ihre Namen waren schnell wieder vergessen. Das war es, so sagt man, was für Slavon unerträglich war. Er wollte, dass sich die Welt für immer an seinen Namen erinnerte. Er wollte nicht in Vergessenheit geraten, nicht nur einer der Sieben sein. Macht und eine Art von Unsterblichkeit waren damals der Schlüssel zu Slavons Verrat.«
»So eine Ratte! Man hätte ihn an einem Mast aufhängen sollen«, meinte Rudrinn.
»Er ist sowieso während der Schlacht gestorben«, entgegnete Brogan missbilligend ob Rudrinns mangelnden Geschichtskenntnissen.
»Wie auch immer, ich werde keinem von Scurrs Orkbrut mehr trauen«, knurrte Broderick.
Brogan nickte ernst. Sie würden wohl auf den fünften Jungen verzichten müssen. Es sei denn, dieser war auch nur einer von Scurrs Lügengeschichten geschuldet.Vielleicht würde sich ja in der nächsten Zeit ein anderer Junge aus Camasann als Thondras Sohn herausstellen.
»Ich bin jedenfalls froh, dass ihr überlebt habt«, sagte der Zauberer ehrlich und ging seines Weges.
Etwas war jedoch merkwürdig. Lugans Schwert war verschwunden. Man hatte bereits alles abgesucht, doch es war nirgends zu finden. Es wurde vermutet, dass Scurrs Schergen es mitgenommen hatten.
Die Insel war verwüstet, das Schloss an vielen Stellen zerstört worden. Nur noch der Südflügel war bewohnbar, und die Kinder und einige Krieger wurden dorthin verlegt. König Greedeon hatte befohlen, dass die fünf Kinder Thondras nun zu ihm auf sein Schloss kommen sollten.
Als Tovion wieder reiten konnte, brachen sie auf. Rijana und Nelja blieben traurig zurück. Sie würden ihre besten Freunde sehr vermissen.
Saliah, Falkann, Rudrinn, Tovion und Broderick verbrachten eine angenehme Zeit in Balmacann. Jeder hatte sein eigenes Zimmer, und sie mussten sich um kaum etwas kümmern. Was sie alle etwas störte, war, dass König Greedeon sie seinen Lords wie eine wertvolle Ware präsentierte. Daher war keiner der jungen Leute sehr böse darum, im Sommer durch Balmacann und die angrenzenden Länder zu reisen. Immer wurden sie von einer großen Eskorte begleitet und streng bewacht. Hawionn hatte seine Lektion gelernt. Er würde nicht
mehr versuchen, eines von Scurrs Kindern zu sich zu holen. Sein Ansehen hatte sehr unter der Sache gelitten, doch König Greedeon hielt weiter zu ihm und versprach ihm Hilfe für den Wiederaufbau der Schule.
Saliah konnte endlich ihre Eltern in Catharga besuchen, doch sie waren mittlerweile beinahe wie Fremde für sie. Allerdings waren alle stolz auf das hübsche Mädchen, das eine so wichtige Rolle in der Zukunft der Königreiche spielen würde. Auch Falkann kehrte für einige Zeit nach Hause zurück. Hyldor, sein Bruder, wurde mehr und mehr zum Regenten. Der Hass auf seinen älteren Bruder hatte sich nicht gelegt.
Zwar hielt Rudrinn immer wieder Ausschau nach Piraten, doch er sah zu seinem Leidwesen niemanden, den er kannte. Tovion stattete seinem Vater einen Besuch in der Schmiede in Gronsdale ab. Dieser konnte es gar nicht glauben, dass sein jüngster Sohn einer der Sieben war. Er umarmte Tovion herzlich und wünschte ihm viel Glück.
Auch Broderick suchte die Stätten seiner Kindheit auf. Er war als Waisenkind in einer Schenke aufgewachsen, die er nun besuchen wollte. Allerdings hängte er zuvor noch seine Wachen ab, denn er wollte nicht, dass jemand erfuhr, dass er einer von Thondras Söhnen war. Als er das Wirtshaus betrat, fiel ihm gleich ein wunderschönes Mädchen auf, in das er sich Hals über Kopf verliebte. Kalina war hübsch und rothaarig, sie arbeitete bei Brodericks Ziehvater Finn. Wie er war sie relativ klein, breit gebaut und
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