Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
hatte ein fröhliches Wesen. Jedoch konnte er nicht bleiben.
Als die Freunde sich nach einiger Zeit wieder trafen und gemeinsam fortritten, knurrte Broderick: »Wenn ich nicht so ein verfluchter Feigling wäre, hätte ich Kalina auf der Stelle geheiratet.«
Rudrinn schlug ihm auf die Schulter. »Ach was, du hast noch genügend Zeit, du kannst es noch immer tun.«
Beinahe zwei Jahre reisten die fünf Gefährten durch die
Länder oder residierten in dem komfortablen Schloss des Königs von Balmacann. Doch es war eine Zeit, in der sich unbemerkt düstere Wolken über Ursann zusammenbrauten.
König Scurr war zwar nach seinem Überfall vor zwei Jahren einige Zeit zufrieden gewesen. Bei seiner wichtigsten Waffe, Ariac, hatte er allerdings noch immer nichts erreicht. Der Junge reagierte einfach nicht aufs Scurrs Reden und blieb bei seiner Einstellung. Selbst seinen wiederholten Beteuerungen, Krieger aus Camasann würden das Steppenvolk abschlachten, hatte er bisher nicht wirklich Glauben geschenkt, auch wenn Scurr hin und wieder Zweifel in Ariacs Blick aufglimmen sah. Nun wollte Scurr zu einer List greifen. Er beauftragte Worran, irgendeinen beliebigen Mann aus einem der Dörfer zu fangen und so lange zu foltern, bis dieser schließlich alles tat, was Worran verlangte. Sie kleideten den Bauern, der vollkommen gebrochen schien, in die Kleider eines Soldaten von Camasann und brachten ihn in Scurrs Thronsaal, wo auch Ariac mit unbeteiligtem Gesicht auf einem Stuhl saß.
König Scurr hatte einige Vorkehrungen getroffen. Der Junge, mit dem Ariac vor vielen Jahren kurze Zeit befreundet gewesen war, war eingehend befragt worden. So wusste Scurr nun, dass Ariac vom Clan der Arrowann abstammte.
Wie verabredet brachte Worran an diesem Tag den Gefangenen herein. Der Mann, der die Kleider der Krieger von Camasann trug, starrte auf den Boden. Man hatte ihm erzählt, dass, wenn er sagte, was Worran von ihm verlangte, er freikommen würde.
»König Scurr«, sagte Worran unterwürfig und verbeugte sich. »Das ist einer von Hawionns Leuten. Unsere Männer konnten ihn fangen, als er gerade mit einer ganzen Gruppe eines der Steppenvölker niedermetzelte.« Er hielt ein paar lange Haare und eine lederne Kette in die Höhe.
Ariacs eben noch so unbewegtes Gesicht überzog sich
mit einem entsetzten Gesichtsausdruck. Er sprang auf und riss Worran die Kette aus der Hand. Anschließend wurde er kalkweiß im Gesicht.
»Was hast du getan?«, fragte Ariac fassungslos und packte den Gefangenen am Kragen.
Der antwortete teilnahmslos und wie verabredet: »Wir sollten im Auftrag von König Greedeon die Steppenvölker überfallen, weil sie sich uns nicht unterwerfen wollten. Ich habe eine Gruppe angeführt und einen großen Clan erwischt, der sich Arrowann nannte, glaube ich. Einige hübsche Mädchen muss ich sagen, aber ziemlich wild. Dieses Mädchen -«, er deutete auf die Kette und die Haarsträhne, »- hat sich ziemlich gewehrt, als ich sie genommen habe …«
Ariac ließ den Mann nicht ausreden. Er zog das Schwert, eines der magischen Schwerter, die König Scurr besaß, und trennte dem Mann mit einem Schlag den Kopf von den Schultern. Ariac zitterte vor Wut, und Worran konnte sich nur mit Mühe ein boshaftes Grinsen verbeißen. Alles lief wie geplant.
»Sie haben den gesamten Clan ausgelöscht«, erwähnte Worran wie beiläufig, und Ariac rannte wie von Sinnen aus dem Raum.
Er stürmte an den Wachen vorbei und wunderte sich nicht einmal, dass ihn niemand aufhielt. In seinen Augen brannten Tränen. Bis zur vollkommenen Erschöpfung rannte er weit in die Berge hinein. Dort schrie er all seine Wut und seine Trauer heraus. Die spitzen Berge warfen seine verzweifelten Rufe mit einem beeindruckenden Echo zurück, sodass nicht einmal die Orks sich in seine Nähe trauten.
Ariac nahm die Kette und die Haarsträhne. Er hatte keine Ahnung, wem sie gehört hatten, doch das war nun wohl das Letzte, das von seinem Volk übrig war. Er entzündete ein Feuer und warf beides hinein. Anschließend schwor er Rache. Er würde diesen König Greedeon und alle, die ihm
dienten, töten und wenn es den Rest seines Lebens dauern würde.
Erst am nächsten Morgen kehrte Ariac zurück zur Burg und ging mit unbewegtem Gesicht zu König Scurr.
»Erzählt mir alles über Camasann und diese Krieger, die dort ausgebildet werden«, verlangte er.
»Woher der Sinneswandel?«, fragte Scurr, um sein Spiel weiterzuspielen. Bisher hatte Ariac sich hartnäckig geweigert,
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