Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
erbittert miteinander.
Eine ganze Weile rangen Lugan und Rudrinn miteinander. Sie waren beide gute Kämpfer, aber schließlich kniete Rudrinn über Lugan und hielt ihn mit dem Knie am Boden fest.
»Was soll das, verdammt?«, schrie er und verpasste Lugan einen Schlag ins Gesicht.
»König Scurr ist der einzig wahre Herrscher«, keuchte Lugan. »Meinst du im Ernst, ich würde mich euch Weichlingen anschließen?«
Rudrinn schrie empört auf, packte Lugan am Kragen und schleuderte ihn angewidert von sich. Der tat so, als würde er nicht mehr aufkommen, und als Rudrinn sich zu ihm herunterbeugte, um ihn wieder nach oben zu ziehen, stach Lugan
heimtückisch mit seinem Dolch nach dem Piraten. Dieser reagierte jedoch schnell und bekam nur einen harmlosen Schnitt am Arm ab. Er rammte Lugan sein Schwert in die Brust und fluchte.
Schließlich kamen Falkann und Broderick dazu, die sich sofort um Tovion kümmerten und ihn wegbrachten, um ihn versorgen zu lassen. Auch Brogan und einige andere Krieger waren herbeigeeilt. Der Zauberer betrachtete den toten Lugan und warf einen fragenden Blick auf Rudrinn, der eine Hand auf seinen blutenden Arm gedrückt hatte.
»Er wollte Tovion umbringen. Er war eine verfluchte Ratte!«
Brogan nickte und blickte entsetzt auf die vielen Leichen, die um sie herum lagen. Nach und nach kehrten Rijana und Broderick, später auch Falkann und Saliah zurück. Sie versicherten, dass sich einer der Heiler um Tovion kümmern würde. Alle waren entsetzt. Zwar zogen Scurrs Segelschiffe wieder ab, aber das Schloss brannte, und es hatte viele Tote gegeben.
Auch Hawionn und die anderen Lehrer und Zauberer kamen nun herbei. Hawionn konnte Brogan nicht in die Augen sehen. Er hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen. Dies überspielte er allerdings, indem er ein strenges Gesicht aufsetzte. »Warum hast du ihn umgebracht, Rudrinn? Wir hätten ihn befragen müssen.«
Rudrinn schnaubte nur verächtlich. »Dann hätte er mich auch noch getötet.«
Hawionn entgegnete nichts. Nachdem alle Verletzten in die nicht zerstörten Teile des Schlosses gebracht und die Feuer gelöscht worden waren, versammelten sich alle, die noch laufen konnten, am Strand.
In dieser Nacht wurden die Leichen vieler Freunde auf Fischer- oder Segelboote gelegt und im Meer verbrannt.
»Möge Thondra ihre Seelen in seine Hallen aufnehmen«,
rief Brogan und schickte den letzten Brandpfeil hinaus auf das dunkle Meer.
Rijana schluchzte leise, sodass Rudrinn sie in den Arm nahm. Auch die anderen waren mehr als traurig. Der einzige Trost war, dass zumindest Tovion überleben würde, wie ihnen einer der Heiler vor kurzer Zeit versichert hatte.
Als die Trauerfeier zu Ende war, gingen die Freunde zu Tovion und sahen, dass Nelja mit besorgtem Gesicht an seinem Bett saß.
»Schläft er immer noch?«, fragte Saliah leise, und Nelja nickte.
Doch Tovion schlug plötzlich die Augen halb auf und bemühte sich, sich aufzusetzen. »Ist … er … tot?«, fragte er keuchend.
»Der verrät niemanden mehr!«, beruhigte ihn Rudrinn.
»Ich mochte … ihn von Anfang an … nicht«, sagte Tovion mühsam. Nelja drückte ihn wieder zurück in die Kissen.
»Du sollst jetzt schlafen, hat der Kräutermann gesagt.« Seine Freunde nickten und verließen leise das Zimmer. Brandgeruch hing noch immer in der Luft. Sie setzten sich in eine Nische.
»Tovion hat Recht«, sagte Falkann nachdenklich, »ich habe Lugan auch nicht gemocht. Vielleicht war er ja doch keiner von uns.«
Die anderen stimmten ihm zögernd zu, und wie aus dem Nichts tauchte plötzlich Brogan auf. »Das werden wir aber nicht mehr von ihm erfahren.«
»Hätte ich mich umbringen lassen sollen?«, entgegnete Rudrinn aufbrausend.
»Natürlich nicht. Aber einer von Scurrs Jungen war ohnehin nicht echt, das ist klar.«
»Oder es war wieder ein Verräter«, gab Saliah zu bedenken und senkte traurig den Blick. »Wieso muss nur immer einer von uns zum Verräter werden?«
»Es war nicht immer so«, beruhigte Brogan sie.
»Aber in der letzten Schlacht schon«, knurrte Rudrinn. »Wie hieß er noch gleich?«
»Hast du wieder nicht in Zauberer Tomis’ Unterricht aufgepasst?«, stöhnte Brogan.
Während Rudrinn nur frech grinste, begann Saliah zu erzählen.
»Es war Slavon damals in der letzten großen Schlacht der Sieben am Catharsee. Zwar wurde Slavon nicht in Naravaack ausgebildet, aber dem damaligen Herrscher von Ursann war es gelungen, ihn auf seine Seite zu ziehen. Es ist nicht bekannt, wie genau
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