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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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winzigsten Details.
    „Es scheint was ziemlich Großes in Gang zu sein. Wusstest du, dass die Mondvampire von den Straßen verschwinden? Wenn ich’s mir recht überlege - ich hab schon ewig keinen mehr gesehen.“
    „Wie meinst du das?“
    Mit einem Taschentuch wischte er sich den Schweiß von der Stirn. „Entweder ziehen sie fort, jemand bringt sie systematisch um und beseitigt sie, oder sie werden angeheuert.“
    „Du vermutest Letzteres?“
    „Garantiert!“, stieß er gehetzt hervor. „Wenn es anders wäre, hätte ich das längst gehört. Jemand scheint sich da eine kleine Armee aufzubauen.“
    Das war denkbar. Gleichzeitig wusste Thorn aber auch, das geschah niemals grundlos und verfolgte immer einen höheren Zweck. „Wer?“
    „Keine Ahnung“, zuckte er mit den Schultern, so unschuldig wie das Christkind und der Osterhase in Personalunion.
    „Geht’s nicht ein bisschen genauer?“
    „Ich bin in eine Kneipe und hab nach meinem alten Kumpel Leo gefragt. Leo ist einer vom Mond-Pack. Was soll ich sagen? Nichts! Absolut nichts! Als hätte es ihn nie gegeben. Irgendjemand weiß zwar, wo er sich rumtreibt, aber niemand will es verraten.“ Er konnte Thorn die Enttäuschung ansehen. „Sorry, aber das ist alles. Wie gesagt, wenn du mehr wissen willst, brauche ich mehr Zeit. Aber ...“ Abschätzend verzog er das Gesicht. „Man will nicht darüber sprechen, was da am Laufen ist. Ich halt’s nicht für ratsam, weiter zu stochern.“
    Bruno hatte gut reden; Thorn blieb keine andere Wahl, als eben dies zu tun.
    „Es könnte gefährlich werden.“ Feigheit klang aus seiner Stimme; er war nicht gewillt, für Thorn sein untotes Leben aufs Spiel zu setzen.
    „Danke, Bruno“, nickte sie nach einer kurzen Pause, in der sie sich die Fakten durch den Kopf hatte gehen lassen und zu dem Ergebnis kam, der Lamier würde ihr nicht weiterhelfen können. „Du hast einen dicken Gefallen bei mir gut.“
    „Thorn“, meinte der Belgier, unverändert außer Atem, „wenn du mir wirklich einen Gefallen tun willst, dann verschwinde aus meinem Leben.“
    Schweigend nickte sie. Doch sie kam nicht mehr dazu, es ihm zu sagen.
    Plötzlich brach die Hölle los!
    Und Thorn befand sich mittendrin.
    Von irgendwo über und neben ihnen erscholl unerwartet MP-Feuer.
    Fast gleichzeitig barst die Heckscheibe des Wagens, Projektile schlugen in den Chrysler und durchbohrten ihn. Viele Projektile, ungezählte Projektile, die unheilvoll ihre Bahnen zogen und alles in ihrem Weg zerstörten.
    Überall waren die Kugeln, schlugen durch die Fahrzeugdecke ins Innere ein, zerfetzten die Sitze und traten durch die Windschutzscheibe wieder aus. Scherben wirbelten umher und waren kaum weniger gefährlich als die Kugeln.
    Mehrmals wurde die Kopfstütze des Beifahrersitzes getroffen und durchschlagen, ebenso wie Brunos Schädel. Tiefschwarzes Blut, Knochenfragmente und Gehirnmasse legten sich auf das Armaturenbrett und bildeten dort einen dünnen, ekelerregenden Film. Er war auf der Stelle tot.
    Die Leiche des Lamier kippte nach vorn, dennoch wurde sie immer und immer wieder getroffen, die Projektile trafen ihn in seinem Rücken und traten zur Brust wieder aus.
    Geistesgegenwärtig war Thorn nach unten, in den Fußbereich des Wagens, gesunken. Ganz klein machte sie sich dort, umklammerte krampfhaft ihre Pistole und versuchte das infernalische Brennen in ihrem linken Arm, der getroffen worden war, ebenso zu ignorieren wie Brunos Körperflüssigkeiten, die sie besudelten.
    Die Attentäter mussten sich auf und neben den Schrottbergen ringsum befinden, registrierte sie. Ständig betätigten sie die Abzüge. Es mussten mindestens drei sein, bewaffnet mit automatischen PMS. Nahezu ohne Unterbrechung schickten sie ihre Feuerstöße aus, um den Chrysler samt allem, was sich darin befand, zu perforieren.
    Thorn fuhr zusammen, als sie ein weiterer Schmerz durchzog. Ein Streifschuss an der Schulter.
    Nichts Schlimmes!, redete sie sich ein und versuchte sich noch kleiner zu machen als ohnehin. Nichts, woran man stirbt. Noch nicht!
    Wem galt das Attentat? fragte es in ihrem Kopf, während der Airbag des Fahrersitzes ausgelöst wurde, sich aufplusterte und gleich darauf wieder zusammensackte, als er durchbohrt wurde und die Luft daraus wieder entwich. Hatte Bruno doch nicht so vorsichtig gefragt, wie er angenommen hatte? War jemand auf ihn aufmerksam geworden und wollte ihn wegen seiner unbequemen Fragen beseitigen? Falls ja, so war ihnen das gelungen.

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