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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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lassen.
    „Es ist so“, bestätigte Cesaro und blickte ein wenig schuldbewusst zu Boden, als schäme er sich seiner Herkunft.
    „Wer sagt mir, dass Sie nicht Rotauge sind und sich wieder mal mit irgendeinem Zaubertrick tarnen …“ Impulsiv erhob sich Thorn vom Stuhl, sodass die Stuhlbeine über die Steinplatten schrammten. Ihr eigener Gedanke ängstigte sie.
    „Ich habe hier ein Schreiben des Prokurators, das meine Identität bestätigt ...“
    „Urkunden kann man fälschen.“ Ihre Lippen wurden zu einem schmalen, fast blutleeren Strich in ihrem ohnehin hellen Gesicht. In ihrem Kopf arbeitete es, und das miserable Gefühl, das sich in ihrem Magen entfaltete und über die anderen Organe nach oben und unten wanderte, sagte ihr, sie redete blanken Unsinn.
    Kraftlos ließ sie sich wieder auf den Stuhl sinken. Pro forma nahm sie das Dokument an sich und warf einen Blick darauf. Es trug tatsächlich das Siegel der ROSE, und der Prokurator selbst hatte es unterzeichnet. Das hatte nichts zu bedeuten, heutzutage konnte man praktisch alles fälschen.
    Und doch - ihre Augen wurden zu Suchscheinwerfern, die im Gesicht des jungen Mannes bekannte Züge suchten. Immerhin, theoretisch hätte er Susannas Sohn sein können. Ein unbestimmtes Gefühl sagte Thorn, er log nicht.
    „Also - ich höre!“, forderte sie ihn auf.
    „Susannas Mädchenname war Cesaro“, wiederholte der Knappe; auch ihm war deutlich unwohl in seiner Haut. „Wissen Sie, dass sie Schweizerin ist?“
    Thorn nickte. Rein linguistisch hatte das Susanna nie ablegen können. Oder wollen.
    „Sie und Dad haben mich kurz nach meiner Geburt in die Obhut eines Klosters in Italien gegeben. Sie ... sie wollten mich damit schützen. Einerseits sollten die Blutsauger nichts von meiner Existenz erfahren, um es nicht auf mich abzusehen. Sie wissen schon: Setze jemanden durch seine Verwandten unter Druck. Andererseits sollte ich niemals erfahren, dass es Vampire gibt. Ich sollte nicht ebenfalls auf diesen total bescheuerten Kreuzzug gegen sie aufbrechen …“ Humorlos lachte er auf.
    Dieser Plan hätte absolut von Susanna stammen können, stellte Thorn fest. Aber sie dachte nicht daran, es auch auszusprechen.
    „Aber irgendwie hab ich doch davon erfahren. Scheint mir im Blut zu liegen ...“ Er versuchte ein Grinsen, das gründlich missriet. „Dad war damals schon tot.“
    „Robert war Ihr Vater?“
    Zur Bestätigung schloss er kurz die Augen und sah Thorn dann direkt an.
    „Inzwischen bin ich Knappe und mir darüber im Klaren, ich durfte Mom nicht durch meine ständige Anwesenheit oder Telefonate gefährden. Sogar das Internet ist heutzutage kein sicheres Kommunikationsmittel. Trotzdem hielten wir natürlich Kontakt, wenn auch sporadisch.“ Hart schluckte er. „Als ich vorhin von dem Überfall gehört habe und dass Sie eine Spur hierher verfolgen, habe ich mich mit meiner Maschine sofort auf dem Weg gemacht.“
    „Wozu?“ Misstrauisch betrachtete sie sich den jungen Mann und ahnte, worauf er hinauswollte.
    „Ich habe den Prokurator gebeten, Ihnen für die Dauer dieses Falls als Knappe zugewiesen zu werden.“
    „Ich arbeite allein.“ Ihre Stimme war fest wie ein unverrückbarer Felsbrocken.
    „Ich weiß, ich weiß“, wiegelte er sofort ab. „Sie sind Einzelgängerin blablabla ... Das ist mir alles bekannt. Aber weil ich persönlich betroffen bin, dachte ich ...“
    „Tut mir leid.“
    „Sie haben nicht verstanden.“ Er wurde eindringlicher. „Der Prokurator denkt ...“
    „Er soll das Denken Leuten überlassen, die jünger sind als er!“ Ärger klang bei ihr durch. Die Gedanken und Wege des Prokurators würde sie nie verstehen. Zum Glück musste sie das auch nicht. „Und Sie haben mich nicht verstanden: Als ich der ROSE wieder beigetreten bin, habe ich zur Bedingung gemacht, alleine zu arbeiten.“
    „Das sagte er mir“, bestätigte Cesaro. „Aber Susanna ist meine Mutter, verdammt. Verlangen Sie nicht von mir, Däumchen zu drehen, während man ihr sonst was antut.“
    „Tut mir leid“, wiederholte Thorn, „ich verhandle nicht darüber.“
    „Aber ...“
    „Nein“, versicherte sie ihm und erhob sich nun endgültig von ihrem Stuhl, nicht gewillt, auch nur um einen Deut nachzugeben.
    Bevor Cesaro etwas erwidern oder weitere Argumente zum Besten geben konnte, die zweifelsfrei für ihn als ihren neuen Assistenten sprachen, hatte sich Thorn bereits zum Gehen gewandt und die Terrasse verlassen.
     
    *
     
    Ein rotorangefarbener Himmel, der

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