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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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Glückwunsch!
    Thorn war momentan nur dreierlei klar: Erstens standen hinter den Maschinenpistolen Mondvampire. Zweitens: Mit ihrem gepanzerten Geländewagen wäre ihr das nicht passiert. Und drittens: Es war die Hölle!
    Zügellos sandte das Bleigewitter Feuer und Tod aus und verschonte nichts. Nahezu ohne Unterbrechung flogen ihr Kugeln, Scherben, Fetzen der Sitze und Metallteile um die Ohren; in ihrem Gesicht hatten vor allem die Scherben deutliche Spuren hinterlassen. Das Blut und die Gehirnmasse erzeugten zudem einen penetranten Würgereiz.
    Aber Thorn wurde nicht ernsthaft verletzt! Fast so, als halte ein imaginärer Schutzengel beide Hände über sie. Es kam einem Wunder gleich.
    Wie lange die Salven andauerten, entzog sich ihrem Zeitgefühl. Wahrscheinlich kaum eine Minute, wenngleich es ihr wie Stunden vorkam.
    Ebenso plötzlich wie es begonnen hatte, war es vorüber. Abrupt, als sei ein Schalter umgelegt worden.
    Am liebsten hätte sie erleichtert aufgeatmet, doch dazu war es noch zu früh.
    Jetzt hieß es abwarten.
     
    *
     
    Quälend langsam schien sich der Sekundenzeiger ihrer Armbanduhr zu bewegen. Mehr als zwanzig Minuten kauerte sie nun schon bereits in der völlig zerstörten Limousine.
    Obwohl die Attentäter keine Schalldämpfer benutzt hatten, war noch immer kein Streifenwagen eingetroffen; der Schrottplatz lag einigermaßen abgelegen, und von den wenigen Anwohnern hatte sich keiner die Mühe gemacht, zum Telefon zu greifen und bei der Polizei anzurufen. Sie verließen sich entweder auf ihre Nachbarn, oder ein Vorfall wie dieser war hier in Köln-Kalk mittlerweile fast Alltag und interessierte niemanden mehr, solange man nicht selbst das Opfer war.
    Inzwischen hatte es angefangen zu regnen. Dicke Tropfen schlugen ein irrsinniges Stakkato auf das Dach des Autos, drangen in den Innenraum ein und trugen nicht unbedingt dazu bei, dass Thorn sich besser fühlte. Im Gegenteil, allmählich begann sie zu frieren, die Kälte wanderte über ihre Füße und die beiden Schusswunden in ihren restlichen Körper und schien davon Besitz zu ergreifen.
    Sie wartete.
    Wartete in der nassen Dunkelheit in einem Auto-Wrack und in der muffigen Gesellschaft eines toten Lamiers, der allmählich zu stinken begann, mit dem Finger am Abzug. Wartete darauf, dass sich die Attentäter endlich zu erkennen gaben und nachprüften, ob sie erfolgreich gewesen waren.
    Jeder tat das. Auch Thorn. Man wollte auf Nummer Sicher gehen, dass man erfolgreich und der Gegner wirklich tot war und - wie bei ihr - diesmal auch endgültig tot blieb. Auftragskiller hingegen nutzten mitunter die günstige Gelegenheit und brachten ein Körperteil ihres Opfers als Beweis für dessen Tod mit, beispielsweise ein Ohr oder die Genitalien.
    Dann - endlich! - vernahm sie Schritte.
    Es waren leise Schritte von vorn, trotz des Regens jedoch deutlich zu vernehmen. Mehrere Personen mussten es sein, mindestens drei. Das deckte sich mit ihrer Vermutung. Eine Stimme flüsterte den Komplizen etwas zu, das Thorn nicht verstand.
    Fast stoisch wartete sie ab und dankte ihren Ausbildern, die sie Geduld gelehrt hatten, wenn es darauf ankam.
    Die Schritte kamen noch näher. Vorsichtig abwägend, die Bande traute dem vermeintlichen Frieden nicht. Schienen also wirklich Profis zu sein. Amateur-Killer wären sich längst johlend in den Armen gelegen und hätten lautstark nachgedacht, in welchem Bordell sie ihr Kopfgeld lassen sollten.
    Thorns Herzschlag pochte bis in den Ohren, sie wagte kaum zu atmen, befürchtete, die Vampire könnten sie hören und daraus folgern, sie war noch am Leben. Krampfhaft umklammerte ihre Hand den Knauf der Waffe.
    Jemand setzte den Fuß auf die Stoßstange.
    Wie von einem Katapult abgeschossen, schnellte Thorn hoch.
    Zunächst hatte sie Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden, doch mit einem schnellen Blick konnte sie im fahlen Licht des Mondes vier männliche Gestalten ausmachen, nicht viel mehr als Silhouetten. Drei standen direkt vor dem Chrysler, die vierte einige Schritte dahinter. Durchweg trugen sie Maschinenpistolen, waren also weder die Bullen noch Passanten, die den Tatort entdeckt hatten. Außerdem hatten sie die typischen zusammengewachsenen Augenbrauen der Mondvampire.
    Die Rosenritterin achtete nicht auf den Schmerz in ihrem Arm, sondern riss ihre Waffe hoch und schoss sofort. Bellendes Pistolenfeuer hallte über den Schrottplatz, feine Lichtblitze durchzogen ihn.
    Der mit dem Fuß auf die Stoßstange wurde als Erster getroffen.

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