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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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weder hatte er zusammengewachsene Brauen, noch hielt er eine Maschinenpistole. Stattdessen trug er einen weiten, schwarzen Mantel und einen schwarzen, breitkrempigen Hut. Das blanke Silber, mit dem er sich schmückte, reflektierte das fahle Mondlicht mannigfach und fiel unter anderem auf das funkelnde Gewehr mit Schalldämpfer in seinen Händen. Die Mündung rauchte, soeben war daraus geschossen worden.
    Zu seinen Füßen, im Dreck, lag ein Körper: widernatürlich verkrampft, die Gliedmaßen weit ausgestreckt: der Attentäter. Wenn auch nicht in einem Stück.
    Mindestens zwei, vermutlich noch mehr Ladungen aus der Waffe hatten ihm den Kopf abgerissen; er lag ein wenig abseits in einer Pfütze, die Augen schienen geradewegs in die Ewigkeit zu starren. Allerdings nicht lange. Dann begannen sowohl aus dem Kopf als auch aus dem Körper zaghafte Flammen zu sprießen, wie aus dem Nichts. Größer und größer wurden sie, verzehrten das untote Fleisch und würden in Kürze nur noch ein Häufchen Asche davon zurückgelassen haben.
    „Fast wäre er Ihnen entwischt, Signorina“, grinste Cesaro triumphierend, und Thorn bemerkte jetzt erst den qualmenden Zigarrenstumpen, den er geschickt mit der Zunge vom rechten in den linken Mundwinkel bugsierte.
    „Weißt du, was du getan hast, du Idiot?“
    „Ja, ich habe ...“ Als er ihren strafenden Blick entdeckte, verstummte er abrupt.
    Angriffslustig sah Thorn ihn an. Alles in ihr verlangte danach, den Knappen zu verprügeln und ihn wie ein ungezogenes Kind übers Knie zu legen.
    „Bravo, Billy the Kid!” Sarkastisch klatschte sie zweimal in die Hände. „Du hast unsere einzige Spur, die zu deiner Mutter führen könnte, gerade eben eiskalt umgelegt.“
     
     
    Kapitel 3
    CAMOUFLAGE
     
    „Zdrowa´s Maryjo, laski pelna, Pan z Toba, Blogostawiona´s Ty miedzy niewiastami, i blogoslawiony owoc zywota Twojego, Jezus. ´Swieta Maryjo, Matko Boza, módl sie za nami grzesznymi teraz i w godzine ´smierci naszej. Amen.”
    Der Mann, in seinem leisen Gebet vertieft, blickte von seinen gefalteten Händen auf und sah nach vorn, über die Bänke und die Touristen hinweg, die selbst jetzt, zu früher Morgenstunde, eifrig Fotos schossen.
    Sein Blick traf den Schrein der Heiligen Drei Könige, der von einer mächtigen Vitrine aus Panzerglas geschützt und von Scheinwerfern beleuchtet wurde.
    In den Augen des Mannes spiegelte sich Ewigkeit wider. Eine Weisheit, die nur sehr alten Personen zu Eigen war, die mehr gesehen hatten als andere. Dagegen sprach sein Erscheinen, die gebräunte Haut, die wenigen Falten, das dunkle Haar mit den angegrauten Schläfen und nicht zuletzt sein schwarzer Armani-Anzug, der den athletischen Körperbau darunter nur unzureichend verbarg.
    Er sah aus wie ein Südländer in den besten Jahren, der dem Zahn der Zeit auffallend gut getrotzt hatte.
    „Beten Sie wieder auf Polnisch, Prokurator?“, vernahm er eine etwas spöttische, gedämpfte Stimme aus der Bank hinter sich. Durch das sakrale Echo hallte sie ein wenig.
    „Zu Ehren des Papstes“, nickte er, ohne sich umzusehen.
    Er hatte nicht nur die Frau gehört, die sich hinter ihn gesetzt hatte, er hatte auch gerochen, dass es sich um Tatjana Thorn handelte. Immerhin hatte sie ihn hierher gebeten, das grenzte die Zahl derer, die in Frage kamen, drastisch ein.
    „Habe ich Ihnen eigentlich schon erzählt, wo ich den Papst zum ersten Mal ...“
    „Ja“, unterbrach er sie harsch. „Sie waren vierzehn und haben ihn mit Ihrem Fahrrad umgefahren. Ich bin ihm zum ersten Mal begegnet, da war er acht Jahre alt. Ich ahnte schon damals, aus ihm würde ein außergewöhnlicher Mensch werden. Leider ein wenig zu … konservativ.“
    Sie verkniff es sich, ihm zuzustimmen. Über Tote nichts als Gutes …
    „Also?“, forderte er. „Warum haben Sie mich herbestellt?“
    „Ihr Knappe hat’s gründlich vermasselt“, knurrte sie, und sobald sie an Cesaros Auftritt auf dem Schrottplatz dachte, begann es in ihrem Magen zu rebellieren. „Hat sich aufgeführt wie ein Pistolero und hat den Mondvampir, den ich verhören wollte, cool grinsend umgelegt.“
    „Philip hat mir davon berichtet“, nickte er lapidar.
    „Ihr Billy the Kid hat mir Ihren Wisch vor die Nase gehalten“, zischte Thorn leise, um nicht mehr Aufsehen auf sich zu lenken als nötig. „Sie haben mir den Grünschnabel als Knappen zugewiesen, ohne mich zu fragen. Außerdem haben wir eine Abmachung ...“
    „Nur für diesen einen Fall“, versuchte er sie zum

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