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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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hatte er längst jedes Dossier über Thorn gelesen und kannte sie besser als sie sich selbst. Dabei war er zwangsläufig auch auf ihren Mentor gestoßen.
    „Magnus ist durch meine Schuld gefallen.“
    „Unsinn!“, widersprach er. „Ihre Stigmata sind aufgebrochen, Sie waren wehrlos und ...“
    „Es war meine Schuld!“, beharrte sie, und der Tonfall ihrer Stimme machte deutlich, ausnahmsweise duldete sie keinen Widerspruch. „Vielleicht will ich dich deshalb nicht kennen und schätzen lernen, weil ich dich sonst vermissen könnte, falls dich die Blutsauger erwischen. Du kannst es mir glauben oder nicht - obwohl man die Gesellschaft des Sensenmanns kennt und selbst alles tut, damit er niemals arbeitslos wird, tut es jedes Mal weh, wenn er einen lieben Menschen holt. Jedes Mal wie beim ersten Mal. Jedes Mal stirbt ein Teil von dir, und wenn du gerade meinst, die Wunden seien vernarbt, stehst du am nächsten offenen Grab, kämpfst um deine Fassung, und die Narben tun mehr weh als jemals zuvor.“
    „Ich dachte ...“
    „Dass es an dir persönlich liegt? Wegen deiner Aufmachung?“ Thorn lächelte verneinend. „Es ist dein gutes Recht, rumzulaufen wie du willst, solange du nicht nackt bist und dich die Bullen wegen Exhibitionismus einlochen. Wenn du dich in diesen Klamotten wohl fühlst - bitte! Tu dir keinen Zwang an. Schau mich an. Was meinst du, wie viele bei der ROSE nur den Kopf geschüttelt haben, als sie mich zum ersten Mal gesehen haben?“
    „Die haben sich inzwischen daran gewöhnt. Nur die Leistung zählt.“
    „Eben“, bestätigte sie. „Und deine Leistung war letzte Nacht unter aller Sau.“
    Außer schuldbewusst zu Boden zu blicken, erwiderte der Gun-Man nichts.
    Thorn wollte ihre Überlegungen weiter ausführen - und verstummte. Plötzlich kam ihr das Grausen. „Weißt du, wie sich das eben angehört hat?“ Schalk blitzte plötzlich in ihren Augen. „Wie die erste Lektion eines Ritters an seinen Knappen.“
     
    *
     
    „Schön, dass Sie sich inzwischen verstehen“, quittierte der Prokurator das gemeinsame Erscheinen von Thorn und Cesaro mit einem zufriedenen Lächeln. Die Fingerspitzen der rechten Hand berührten leicht die der linken, während er sich in seinen Sessel zurücklehnte.
    „Wir haben uns zusammengerauft“, antwortete die Ritterin. „Aber wir arbeiten nicht zusammen!“
    „Setzen Sie sich doch bitte.“ Der Schwarzgekleidete schien ihr gar nicht zugehört zu haben, doch er verfolgte jede ihrer Bewegungen mit wachem Blick.
    Thorn nahm sich einen der antik und ungemein teuer wirkenden Stühle, die um den nicht minder kostbaren Tisch in der kleinen Bibliothek drapiert waren. Ihre beiden Schwerter ruhten zwischen den Beinen; sie ließ sie nur ungern unbeobachtet oder zurück, viel zu oft hatten sie ihr Leben gerettet.
    „Philip!“ Er deutete auf einen der anderen Stühle.
    „Danke, ich bleibe lieber stehen“, schüttelte der Knappe den Kopf. Respektvoll hatte er seinen Hut abgenommen und gesellte sich in die Nähe des Kamins, in dem einige Holzscheite munter vor sich hin brannten und heimelige Wärme verbreiteten.
    Überhaupt, musste Thorn neidlos zugeben: Der Erzbischof oder zumindest sein Innenarchitekt hatten einen ausgesprochen erlesenen Geschmack. Der gesamte Raum machte einem Museum alle Ehre. Überall edle Antiquitäten, Seidentapeten, die Ölgemälde an den Wänden waren garantiert echt, und Thorn meinte, in dem Teppich fast bis zu den Knien zu versinken. Dass es sich bei den Büchern in den Mahagoni-Regalen nicht um Paperbacks handelte, verstand sich ebenfalls von selbst. Samt und sonders waren sie in edles Leder gebunden und vermutlich von unwiederbringlichem historischem Wert.
    „Darf ich Ihnen etwas anbieten?“, versuchte ihr Gastgeber, der in diesem Haus selbst nur Gast war, höflichen Smalltalk. „Vielleicht grünen Tee? Oder Kekse?“
    „Wenn ich Grünen Tee und Kekse möchte, fahre ich nach Castel Gandolfo zum Papst“, wehrte Thorn ab, obwohl sie seit gestern nichts gegessen hatte und sich allmählich ihr Magen zu Wort meldete. Doch dafür war keine Zeit, sie fühlte sich wie auf heißen Kohlen, immerhin ging es um Susanna.
    Der Prokurator verstand und beschloss, die Bombe platzen zu lassen: „Kennen Sie FIREWALL?“
    „Und ob“, entgegnete Thorn sofort. „Eine Organisation, die sich dem Kampf gegen dämonische Mächte verschrieben hat. Wir wissen darüber nur wenig, vieles davon sind Mutmaßungen. Die lassen sich natürlich nicht gern in ihre

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