Thorn - Die letzte Rose
Karten schauen. Ebenso wenig wie wir. Vermutlich halb staatlich, halb privat geführt, nutzen sie die Magie des Lichts. Ich hatte mit einem ihrer … Magier oder vielmehr Agenten bereits zu tun.“
„Richtig, mit Peter Dassel“, bestätigte ihr Gegenüber. „Der Helter-Skelter-Fall. Das war, wenn ich mich nicht irre, bei Ihrer ersten persönlichen Begegnung seit damals mit diesem Rotauge, wie Sie den Sucker-Meister nennen ...“
Besonders Thorns Narbe an der Schulter, genau dort, wo Rotauge seine Zähne in sie gebohrt hatte, erinnerte sie daran. Vor allem wenn das Wetter umschlug. Aber das war nicht weiter tragisch, sie hatte es überlebt. Vor allem hatte ihr Blut ihn verätzt, und es war ihr gelungen, Francine de Bors, seine Geliebte, schwer zu verwunden. Bis auf die Tatsache, dass ihr beide entwischt waren also Sieg auf der ganzen Linie. Wenn auch ein ziemlich schaler Sieg.
„Die machen einen ganz ordentlichen Job“, fuhr er fort, „weil sie das Böse mit seinen eigenen Waffen bekämpfen.“ Und an Cesaro gewandt: „Man hat dort sogenannte ‚Magier’ als Agenten ausgebildet. Einige wie dieser Dassel kann sich die Macht des Weißen Lichts selbst zu Nutze machen. Andere brauchen dafür einen Katalysator: magische Edelsteine. Man implantiert sie ihnen – danach beherrschen sie einige sehr beeindruckende und effektive Kunststücke.“ Vielsagend lächelte er, seine Fingerspitzen bewegten sich um keinen Deut. „Es ist noch immer nicht geklärt, um was für Steine es sich dabei handelt. Sie sehen aus fast wie Smaragde, sind aber keine. Sie scheinen magische Energie zu erzeugen.“
„Rotauge besaß auch einen und ...“
„ ... der es ihm unter anderem ermöglicht hat, sein Aussehen zu verändern“, ergänzte der Prokurator. „Vorausgesetzt, das ist keine seiner natürlichen Fähigkeiten.“
„Sicher?“ Das war eine echte Überraschung.
„Ziemlich sicher“, bestätigte er. „Es war richtig, dass Sie mit diesem Dassel kooperiert haben.“
Was hieß kooperiert … Anfangs hatte die Not sie zusammen geschweißt, ein ähnliches Ziel, das sie miteinander verband. Später hatten sie und Dassel herausgefunden, ihre Ideologien waren bei Weitem nicht so verschieden, wie man ihnen gelehrt hatte.
„Ihre Zusammenarbeit war das Fundament für eine Annäherung. Inzwischen haben wir mit FIREWALL auf mittlerer Ebene einige Gespräche geführt. Immerhin, ein Anfang … Dadurch haben wir erfahren, diese ‚Smaragde‘ scheinen Teil eines oder mehrerer Meteoriten zu sein, die vor Jahrtausenden auf der Erde niedergingen. Eine lange Geschichte, die man uns nicht im Detail verraten hat.“
Vorsichtshalber erkundigte sich Thorn nicht danach, was die ROSE dafür gegeben hatte. Wahrscheinlich hätte sie das kaum gut heißen können.
„Aber das ist nicht alles“, erhob er seine Stimme. „Man hat uns dies hier überlassen.“ Aus der Brusttasche seines Sakkos holte er einen Gegenstand, etwa so groß wie eine Münze oder ein Medaillon, in einem leichten Grünton schimmernd. Ein Loch war hindurch gebohrt und eine Kette eingefädelt worden, man konnte sie sich im Bedarfsfall also um den Hals hängen.
Doch wozu?
Thorn musste die Augen zusammenpetzen, wollte sie mehr erkennen. Auf den zweiten Blick entdeckte sie, der Anhänger bestand aus einem durchsichtigen Material, ähnlich Bergkristall; das fahle grüne Leuchten kam aus seinem Inneren.
„In dem Schmuckstück wurde magischer Staub eines dieser ‚Smaragde‘ eingearbeitet“, erklärte der Prokurator, weiterhin scheinbar völlig emotionslos. „Es ist ein sogenanntes Camouflage-Amulett.“
Was das zu bedeuten hatte - Thorn hatte nicht den blassesten Schimmer. Doch sie verstand es hervorragend, ihre Unkenntnis zu verbergen, indem sie nur nickte.
„Was ist ein Camouflage-Amulett?“, wollte Cesaro wissen, als Thorn schon befürchtete, direkt danach fragen zu müssen.
„Eine Leihgabe unserer Freunde von FIREWALL. Auf diesem Amulett liegt ein verhältnismäßig einfacher Zauber: Man kann damit jede beliebige Gestalt annehmen.“ Seine dunklen Augen wanderten von dem an der Kette pendelnden Schmuckstück in seiner Hand zu den beiden Vampirjägern.
Cesaros Mimik zufolge war er sichtbar beeindruckt, Thorn nicht weniger. Nur mit dem Unterschied, dass sie es sich um nichts in der Welt hätte ansehen lassen. Stattdessen fuhr sie sich ein wenig zerstreut durchs Haar und vermied den Blickkontakt zum Prokurator.
Fragte sich jetzt nur, ob das Ding auch wirklich
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