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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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den Untoten.
    Schon absurd, ging es ihr durch den Kopf, je näher sie dem BLUE MOON kam. Ausgerechnet in unmittelbarer Nähe des romanischen Doms Groß St. Martin befand sich eine Vampirkneipe.
    Natürlich, Jules würde leugnen, dass es sich um eine Vampir-Bar handelte, und bei seiner Eloquenz hätte er vielleicht sogar Erfolg gehabt. Dennoch war es eine Vampir-Bar und blieb auch eine, trotz des einen oder anderen Menschen und auch anderer dunkler Gestalt, die dort verkehrte. Und nicht nur das. Nirgendwo sonst in ganz Deutschland, nicht einmal in der Vampirhochburg Frankfurt, gab es im Separee zwei Lamier-Damen für gewisse Minuten oder Stunden, je nach Standfestigkeit und Geldbeutel.
    Lamier waren von Natur aus zahnlos, sie eigneten sich hervorragend zur Fellatrice, und für eine stolze Summe verschafften sie selbst menschlichen Männern Erleichterung. Etwas für die ganz tollen Burschen, die den besonderen Kick brauchten und sich das leisten konnten.
    Tausend Euro die halbe Stunde für Jules und einige Blutstropfen des Freiers als Nahrung für die Damen …
     
    *
     
    Nichts an dem Gebäude deutete darauf hin, was sich darin befand. Im Gegenteil, auf den ersten Blick handelte es sich um ein dreistöckiges Wohnhaus, das schon bessere Zeiten gesehen hatte: Putz bröckelte ab, entdeckte Thorn im Licht der Straßenlaternen. Außerdem war die Regenrinne halb verrostet, und wie an nahezu jeder Hauswand in einer Großstadt hatte sich irgendein dämlicher Graffiti-Sprayer darauf verewigt. Über zwei Stufen kam man an eine hölzerne Tür, daneben befand sich eine Stafette aus Klingelknöpfen.
    Sie ließ die Tür links liegen und trat stattdessen durch das offene Tor der Hofeinfahrt. Hier befand sich keine Lampe, kaum ein Lichtschein verirrte sich hierher und war auch nicht nötig angesichts der Kundschaft, die man erwartete. Für die stellte Dunkelheit kein Problem dar, sie lebten in ihr und durch sie.
    Über einen nackten Betonboden aus den Wirtschaftswunderjahren gelangte Thorn hinter das Gebäude. Mit jedem Schritt wurde es finsterer um sie herum, wurde das Licht in den Straßen spärlicher und erstarb schließlich fast ganz. Sie bewegte sich in fast vollkommener Schwärze. Das mulmige Gefühl in ihrem Magen wurde stärker und schien sie fast zu zerreißen.
    Bereits nach wenigen Metern merkte sie, hier war sie goldrichtig: Das Gebäude verfügte über einen spartanischen Anbau, ähnelte ein wenig einer Garage. Nur die Fahrzeuge fehlten, für die war kein Platz mehr.
    Dafür lungerten um die breite, doppelflügelige Tür einige Gestalten, denen Thorn normalerweise nicht gern - jedenfalls nicht unbewaffnet - in einem finsteren Hinterhof begegnet wäre. Zwei Lamier erkannte ihr geschulter Blick trotz der Finsternis, ebenso einen Rattenvampir mit seinen charakteristisch stark ausgebildeten Schneidezähnen. Der vierte Bursche trug ostasiatische Züge und war vermutlich ein Oni, ein Vampir, der über die Gabe des Gestaltenwandelns verfügte. Doch welche Form er auch annahm - die spitzen Ohren blieben sein Markenzeichen.
    Gemeinsam meckerten sie über die Witze, die sie sich erzählten und ließen dabei eine gedrehte Zigarette herumgehen, deren Inhalt die Drogenpolizei zu einer Großrazzia veranlasst hätte, Thorn allerdings nicht im Geringsten interessierte.
    Sie schenkte dem Quartett keinerlei Aufmerksamkeit, die waren ohnehin viel zu sehr mit sich selbst und ihrem Kraut beschäftigt. Solange man sie in Ruhe ließ, kümmerten sie sich nur um sich selbst.
    Die große Tür des Anbaus bestand nach außen hin aus massivem Holz, doch Thorn wusste von vorherigen Besuchen hier - tagsüber! -, das Holz war lediglich Attrappe, das Tor bestand aus massivem Stahl, ebenso wie das Tor dahinter. Diese Konstruktion diente vorwiegend dazu, den Lärm aus dem BLUE MOON drinnen zu lassen. Niemand sollte, niemand durfte wissen, was sich im Keller befand, denn das hätte die Gewerbeaufsicht auf den Plan gerufen, und spätestens wenn die in den Gefrierschränken menschliche Blutkonserven für die Bloody Marys gefunden hätte, hätte das Schwierigkeiten bedeutet und Jules in Erklärungsnot gebracht. Also ging man besser auf Tauchstation.
    Trotz des Stahls gab es keine Türglocke, für das hypersensible Gehör der Türsteher war das auch nicht nötig. Thorn klopfte einfach an, wie es Brauch war.
    Rasch wurde eine versteckte Klappe in der Tür beiseitegeschoben. Fahle Helligkeit, gerade genug, dass ein Mensch sich zurechtfinden konnte und nicht zu

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