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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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viel, um einem Vampir nicht zu schmerzen, drang von innen. Thorn wurde von einem roten Augenpaar angefunkelt.
    Der unerwartete Gestank, der an ihre Nase drang, war hingegen Ekel erregend, fast hätte sie angefangen zu würgen und sich an Ort und Stelle übergeben.
    „Ja?“, fragte eine knurrende Stimme von innen: ein Lykanthrop, ein Werwolf. Das sah sie sofort, und den Rest erahnte sie. Der Mond am Himmel war noch nicht zum vollen Rund angewachsen, es würde noch einige Nächte dauern, bis Jules’ Türsteher endgültig zur tollwütigen Bestie wurde, die vom Drang des Tötens erfüllt war. Bis dahin würde es jedoch noch ein wenig dauern.
    „Ich will rein“, antwortete Thorn und versuchte ihrer Stimme einen nicht minder blaffenden Klang zu geben.
    „Und wer sind Sie?“
    „Cassandra Nova.“
    „Nie gehört.“
    „Da ist Ihnen aber was entgangen“, verdrehte sie vielsagend die Augen.
    Glück gehabt! Nova war hier unbekannt, und sie hoffte, das würde auch so bleiben. Nichts konnte enervierender sein als ein verschmähter Liebhaber, den man zufällig traf und der noch eine Rechnung offen hatte.
    „Woher sind Sie?“
    „Von hier und da und nirgends und überall. Also - komm’ ich jetzt rein oder nicht?“
    Die Kohleaugen des Lykanthropen durchschnitten die Dunkelheit, musterten den Neuankömmling aufmerksam. Dann: „Sie sind Mondvampirin?“
    „Sieht ganz danach aus.“
    „Klar kannste rein, Schwester“, kam es wie aus der Pistole geschossen, und Thorn vernahm, wie innen sofort mehrere Sperren beiseitegeschoben wurden. Als der letzte Riegel eingerastet war, öffnete sich der rechte Flügel der Tür, und der penetrante Gestank wurde sogleich noch widerwärtiger. Die Tür ging nur einen Spalt auf, gerade weit genug, dass die vermeintliche Mondvampirin durchschlüpfen konnte … und wurde gleich hinter ihr auch wieder zugestoßen.
    Für Thorn war es eine Wohltat, endlich wieder genügend Helligkeit um sich herum zu haben, dass sie sich orientieren konnte und nicht befürchten musste, irgendwo anzustoßen. Dafür nahm sie den Gestank um sie herum gerne in Kauf, auch wenn sie sich niemals wirklich daran gewöhnen würde.
    Wie Thorn wusste, befand sie sich in einer Art Vorraum zum BLUE MOON. Um die Bar zu betreten musste eine weitere Doppeltür aufgemacht werden und sie zwei Treppen nach unten steigen.
    Ihre Gesellschaft wirkte keineswegs vertrauenerweckend: Zwei rote Augenpaar glühten in mehr als zwei Meter Höhe auf sie hinab. Die Lykanthropen waren riesig, offenbar waren sie vor ihrer Verwandlung als Catcher unterwegs gewesen.
    Sie trugen modische Shorts in grellen Sommerfarben und waren ansonsten völlig nackt. Abgesehen von der starken Behaarung, die der nahe Vollmond bereits jetzt auf ihren Körpern hatte sprießen lassen: Die dunklen Mähnen reichten ihnen bis über die Schultern, und der Pelz auf der Brust war so dicht, dass man ihnen dringendst eine Behandlung mit Heißwachs empfehlen konnte.
    Derjenige, der ihr die Tür geöffnet hatte, grinste Thorn breit an und entblößte dabei ein Raubtiergebiss, das mühelos Knochen durchbeißen konnte. Es handelte sich um eine Freundlichkeit, Thorn wusste das, dennoch ähnelte es eher einer Drohgebärde.
    Unvermittelt presste sie ihre beiden Schwerter ein wenig fester an sich und beschloss, dem Duo nicht bei Vollmond begegnen zu wollen.
    „Schön, dass man mal wieder eine von euch hier trifft“, knurrte er. „Ihr macht euch ganz schön rar.“
    „Echt?“, erwiderte sie. „Wo ist denn der Rest des verdammten Packs?“
    „Wissen wir nicht“, antwortete der Andere.
    „Wir sind ganz überrascht, dich zu sehen.“
    „Die Freude ist ganz meinerseits“, knirschte Thorn, klopfte auf ihre beiden Schwerter in der Tragetasche und schluckte ihre Übelkeit hinunter.
     
    *
     
    Nachdem sich die zweite stählerne und zudem schallisolierte Doppeltür für sie geöffnet hatte, tat sich eine neue, unbekannte Welt für Thorn auf.
    Zugegeben, sie war bereits zweimal im BLUE MOON gewesen, allerdings nur am Tag, wenn sich hier weder Gäste noch Personal befanden. Ein großer, verwaister Saal, vertäfelt mit Ebenholz und ausgestattet mit einer Unzahl kleiner, runder Tische samt Bestuhlung, einer podestartig erhobenen Bühne hinten links und nicht zu vergessen den schier endlos wirkenden Tresen. Tagsüber, wenn die Sonne ein Leintuch des Todes über alles geworfen hatte, konnte man bestenfalls erahnen, wie es hier nachts aussah.
    Dennoch übertraf die Wirklichkeit ihre

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