Thorn - Die letzte Rose
Weltherrschaftsplänen gescheitert.
Man bedurfte schon eines gehörigen Maßes an Wahnsinn und Selbstüberschätzung, sich ein solches Ziel zu setzen.
Was die Vampirjägerin am meisten störte, das war, de Bors belog die Mondvampire nach Strich und Faden. Leider durfte Thorn das niemandem verraten, wollte sie ihre Tarnung nicht gefährden. Jedenfalls jetzt noch nicht.
„Hast du eigentlich eine Ahnung, mit was für Leuten wir uns anlegen müssen?“ Leos Schweigen hielt leider nicht so lange an, wie sie es gehofft hatte. „Unter anderem mit FIREWALL! Und sogar mit der ROSE ...“
„Na und?“, versuchte Thorn desinteressiert zu wirken und ärgerte sich mörderisch, dass er vor den Magie-Fuzzies offenbar mehr Angst hatte. Immerhin waren sie ihm als Erstes eingefallen … Merken! Wenn sie die ganze Bande auslöschte, würde sie ihn sich als Ersten vornehmen.
„Nimm nur die ROSE! Hast du noch nie von Tatjana Thorn gehört?“ Er machte erschrockene Augen, als er ihren Namen nannte - das verstand sie als Auszeichnung! Er stieg wieder in ihrer Achtung: knapp unter das Niveau einer Kakerlake. „Eine weißhaarige Psychopathin, die zum Spaß tötet! Zum Glück hat sie’s vorwiegend auf die Sucker abgesehen. Aber die ist nicht wählerisch. Erst vorletzte Nacht hat sie vier vom Pack umgelegt und einen Lamier zum Nachtisch.“
Sobald sie sich erinnerte, wie die Mondvampire ihren Wagen mit Maschinenpistolen durchlöchert hatten und sie nur knapp mit dem Leben davongekommen war, grauste es ihr.
„Sie hat die Kameraden aufgelauert und gekillt. Einfach so, weil sie ...“
… es kann, ergänzte Thorn in Gedanken, doch sie mahnte sich zu schweigen. Sie durfte die Pferde nicht mit sich durchgehen lassen, musste sich einen Vortrag über die ehrenwerten Motive der ROSE verkneifen, der nur von einer Angehörigen dieses Ordens stammen konnte.
„Es ist ein Fehler, sich mit der halben Welt anzulegen“, beharrte er. „Aber im Prinzip ist es ja unsre eigene Schuld ...“
„Ach ja?“
„Wahrscheinlich wollte sich Thorn bloß rächen, weil ein paar von uns diese Frau entführt haben ...“
„Welche Frau?“ Ihre Neugier wuchs ins Unermessliche. Sie schien wirklich auf der richtigen Fährte zu sein, die direkt zu Susanna führte.
„De Bors hat das natürlich befohlen. Ist die Witwe eines Typen, der für die ROSE seinen Hals hingehalten und ihn dabei verloren hat. Keine Ahnung, was sie mit ihr will ... Keine Ahnung!“
Jeder Funke in Thorn verlangte danach, ihren Zimmergenossen zu fragen, ob die Entführte noch am Leben war. Es schien so zu sein, was nicht ausschloss, dass Susanna mittlerweile mit dem Vampir-Virus infiziert worden war. Dann war sie verloren und bereits tot, auch wenn sie noch atmete. Und vor allem: wo sie sich befand. Auch das verkniff sie sich. So große Neugier hätte selbst jemandem wie Leo misstrauisch werden lassen.
„Verrate mir nur eines“, bat sie ihn. „Wenn du so großen Schiss hast, warum bist du nicht schon längst abgehauen?“
Der Mondvampir fühlte ertappt. Pathetisch sah er sie an. „Das weißt du nicht?“
Achselzucken.
„Würdest du denn ablehnen, wenn eine Erste dich fragt, ob du ihr dienen willst?“
„Wahrscheinlich nein“, erwiderte sie tonlos, um den Schein zu wahren. „Aber hat uns de Bors schon den geringsten Beweis erbracht, dass sie wirklich eine Erste ist?“
*
Es hatte ja doch keinen Zweck! Leos Jammern war der beste Vorwand, das Zimmer zu verlassen.
Er hatte von Susanna gesprochen, eventuell wurde sie sogar hier festgehalten. Nichts mehr hielt Thorn davon ab, das Terrain auszukundschaften.
Mit den Worten „Ich brauch’ jetzt Koffein“ hatte sie den Mondvampir sich selbst überlassen und war gegangen. Der Korridor war breit und elegant. Parkett, Teppichen und Stuck an der Decke. Hier und da stand ein antikes Tischchen zur Dekoration.
Das Palais war nahezu komplett abgedunkelt. Selbst bei den Fenstern im Flur waren die Jalousien geschlossen, und dem Schnarchen zufolge, das aus den Zimmer zu beiden Seiten kam, schliefen die Bewohner vorwiegend. Wahrscheinlich um Kraft für die kommende Nacht zu schöpfen.
Vollmond!
Mondvampire unterschieden sich von den Suckern nicht zuletzt dadurch, dass die Sonne sie nicht verbrannte. Tagsüber waren sie Menschen mit all ihren Stärken und Schwächen, erst nachts wurden aus ihnen Vampire. Proportional zum Rund des Mondes waren ihre Kräfte immens oder gering.
Umso besser. Sie hoffte, das ganze Haus wartete
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