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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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außerdem, ob ich dir überhaupt vertrauen will.“
    „Hey!“
    Erneut spürte sie seine Pranke auf ihrer Schulter, doch diesmal war der Druck fester, hielt sie auf. Nur war sie diesmal darauf vorbereitet, ging nicht automatisch in die Defensive, sondern hielt ihr Schwert auffallend locker. Jederzeit bereit, es einzusetzen.
    „Wenn du mich verarschen willst ...“
    „Was dann?“ Thorn wandte sich um, funkelte ihn herausfordernd an.
    Timok war ein eindrucksvoller Mann. Aber er war eben ‚nur’ ein Mann. Am Tag ruhten seine vampirischen Fähigkeiten. Im Zweifelsfall also leichtes Spiel, sie hatte nichts zu befürchten.
    „Willst du mich umlegen und irgendwo verbuddeln?“, fragte sie.
    „Wenn du mir meine Position streitig machen willst ...“
    „Deine Position?“ Ein Lächeln zeigte sich in ihrem etwas zu kantig geratenen Gesicht, bei dem es sich nicht um das ihre handelte. „Welche Position denn?“
    „Ich bin nach der Ersten die Nummer Eins!“ Wie ein Berggorilla klopfte er sich gegen die Brust, völlig unbeeindruckt von ihrem Schwert. „Und ich werde es auch bleiben!“
    „Hab ich nichts dagegen. Trotzdem wirst du einen Teufel tun und mir Befehle geben.“
    Schneller, als man es ihm angesichts seiner massigen Gestalt zugetraut hätte, fast zu schnell, um es mit menschlichem Auge zu verfolgen, hielt Timok plötzlich ein Messer in den Händen. Er würde sich nicht mit Drohungen aufhalten, sondern dem Streit ein Ende setzen, bevor er zustande kam.
    Flink war Thorn bereits aus dem Bereich weggetaucht, wo der Stich niedersausen musste. Gleichzeitig holte sie mit ihrem Schwertarm aus, führte einen raschen Hieb zum Messer und traf dabei Timoks Handrücken. Die Waffe wurde ihm aus der Hand geprellt, er musste sie fallen lassen. Trotz der Schmerzen, die er haben musste, löste sich nicht der geringste Ton von seinen Lippen.
    Trotzdem war es für ihn zu spät.
    Thorn hatte es lediglich aus den Augenwinkeln wahrgenommen. Längst hatte sie eine Drehung auf dem Absatz gemacht, um ihre eigene Achse herum. Unaufhaltsam näherte sich der Stahl abermals dem Mondvampir, und diesmal würde er nicht nur eine harmlose Fleischwunde verursachen.
    „Halt!“
    Der herrische Tonfall der Stimme ließ Thorn zusammenzucken, und obwohl sie selbst nicht genau wusste, weshalb, unterbrach sie ihre Vorwärtsbewegung abrupt.
    Die Klinge befand sich keine zwei Zentimeter von der Kehle ihres Gegners entfernt.
     Die Küchentür hatte sich geöffnet, und darin stand Francine de Bors in einem vorne weit geöffneten weißen Overall. Die Farbe der Unschuld. Doch diese Vorspiegelung falscher Absichten hatte schon bei den Sturmtruppen in STAR WARS nicht funktioniert. Und wie der Imperator höchstpersönlich hatte sie die Fäuste in die Hüften gestemmt und betrachtete sich die Rivalen.
    „Die ROSE freut sich bestimmt, wenn wir uns gegenseitig zerfleischen.“ Ihr eiskalter Blick traf Thorn. „Was willst du hier?“
    „Kaffee“, log sie ihr ins Gesicht.
    „Und du?“ Sie sah den Söldner an.
    „Ich hab sie erwischt, wie sie hier ...“
    „Du weißt, wo die Küche ist“, unterbrach ihn de Bors, an die Ritterin gewandt und deutete auf die offene Tür am Ende des Gangs. „Und du, mein Freund, solltest dich fragen, ob du nicht allmählich Gespenster siehst.“
     
    *
     
    Die Küche war riesig, wie man es in einem solchen Anwesen nicht anders erwarten durfte. Durch einen Rundbogen erreichte man das sogenannte ‚Esszimmer’, was hier einen Raum von fast saalähnlichen Ausmaßen mit Tischen und Stühlen bedeutete. Die Ausstattung ebenso wie die Zahl der Sitzplätze hätte einem Nobel-Bistro zur Ehre gereicht.
    Zielstrebig steuerte Thorn eine der beiden großen Kaffeemaschinen an, die über den Spülmaschinen aufgebaut waren und auf Knopfdruck für frisch gebrühte Getränke sorgten. Eine Industrie-Maschine, deren Tagesausstoß genügt hätte, um Thorn für ein ganzes Jahr ins Koffein-Koma zu schicken.
    Obwohl es lediglich eine Ausrede gewesen war, war ihr jetzt wirklich nach einem Kaffee zumute. Sie steckte das Schwert wieder zurück und legte dann beide Klingen auf den Küchentresen. Aus einem der Hängeschränke holte sie sich eine Tasse, stellte sie unter die beiden Ausgussröhrchen einer der Kaffeemaschinen und drückte den grün erleuchteten Knopf. Ein Knirschen ertönte, als das Mahlwerk zu arbeiten begann, gefolgt vom nervösen Spautzen des Wassers.
    „Du hast dir einen Feind gemacht“, hörte Thorn de Bors von der Tür sagen.

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