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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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schlafend auf die Nacht, dann hatte sie freie Bahn. Mit ein wenig Glück würde sie niemand aufhalten.
    Sie erreichte die Galerie und sah nach unten. In der Düsternis konnte sie kaum etwas sehen; das wenige Licht, das durch die Ritzen der Jalousien fiel, tauchte alles in ein beklemmendes Zwielicht.
    Jeden Schritt abwägend, als bewege sie sich über ein Minenfeld, ging sie langsam die breite Freitreppe hinab, tastete sich behutsam am Geländer entlang. Sie versuchte ihre Sinne auszusenden, versuchte festzustellen, ob sie allein war oder nicht. Das Haus schien zu schlafen, abgesehen wahrscheinlich von Leo, der weiterhin mit sich selbst zauderte. Doch oft genug trog dieser erste Eindruck, für den es meist keine zweite Chance gab.
    Als sie den Treppenabsatz erreichte, spürte sie plötzlich etwas, das sie berührte. Wie ein Amboss schien es sich auf ihre Schulter zu legen. Nur einen Wimpernschlag später setzten ihre geschulten Instinkte explosionsartig ein und reagierten darauf.
    Reflexartig duckte sie sich, stürzte kontrolliert vornüber und stützte sich mit der Linken am Boden ab. Gleichzeitig rollte sie sich nach vorne ab und kam sofort wieder auf die Füße, während ihre Rechte das etwas kleinere Samurai-Schwert packte. Mit einem Ruck glitt es aus der schwarzlackierten Scheide. Sofort brachte Thorn die Klinge in Anschlag, bereit, zuzustoßen.
    Für eine bessere Verteidigung ging alles zu schnell. Und offenbar nicht nur ihr, sondern auch demjenigen, der sie aufgelauert hatte.
    „Nur die Ruhe!“, hörte sie eine männliche Stimme zu ihr sagen, Einhalt gebietend.
    Der Bursche war ihr bereits letzte Nacht aufgefallen: Timok nannte er sich und ähnelte mit seinen ausgeprägten Muskelpaketen frappierend dem Bruder von Schwarzenegger in jung. Offenbar ein Söldner, der das Kommando hier im Pack sofort an sich gerissen hatte und zu de Bors’ rechter Hand geworden war.
    Die Spitze ihres Wakizashi stand unmittelbar vor seiner Brust. Thorn hatte auf seine Stirn gezielt, um im Zweifelsfall sein Gehirn aufzuspießen. Ihr potentieller Angreifer war einfach größer, als sie ihn vermutet hatte.
    „Was tust du hier, verdammt?“ Sie nahm die Klinge herunter, dachte jedoch nicht daran, sie wieder zurückzustecken. Ihre unhörbaren Alarmsirenen im Kopf gellten weiter und wollten nicht verstummen.
    „Genau das wollte ich dich fragen“, erwiderte Timok. Er trug weite Hosen in Tarnfarbenmuster, Stiefel und trotz der herbstlichen Kälte draußen lediglich ein Muscle-Shirt. Über und über waren seine Bodybuilder-Arme tätowiert, allerdings fehlte Thorn die Muße, sich die Motive näher zu betrachten. Wahrscheinlich sowieso nur irgendein Mist, den er sich im Suff hatte stechen lassen und es kurz darauf bereut hatte. Was ihn nicht daran gehindert hatte, diesen Fehler immer und immer wieder zu wiederholen …
    Um die Schultern war der Gurt einer Tragetasche geschlungen, in der er vermutlich seine Tagesdosis Blut und Anabolika mit sich herumschleppte.
    „Was schleichst du hier rum?“, wollte er wissen.
    Obwohl sie ihm am liebsten mit ihrem Stahl geantwortet hätte, ging sie auf seinen Vorwurf nicht ein und zeigte ihm nur den Vogel:
    „Du spinnst ja wohl, mich so zu erschrecken!“
    „Ich hab dich was gefragt!“
    „Ganz schön miese Tour, mich mit ’nem Weichei wie Leo ins selbe Zimmer zu stecken. Kannst ja selbst versuchen, bei ihm zu schlafen.“
    Darauf zeigte er nur ein dämliches Grinsen, das Thorn ihm liebend gern mit der Faust ausgetrieben hätte. Oder noch besser: Ihm eine gezündete Handgranate in sein Maul gestopft und das Maul mit Klebeband verschlossen.
    „Gibt’s hier irgendwo eine Küche, wo man ’nen Kaffee bekommt?“
    „Klar“, nickte er und kaufte ihr diese Ausrede anscheinend ab. Timok deutete mit dem Kinn in einen kleinen Gang mit mehreren Türen. „Hier gilt aber Selbstbedienung, die Lamier kommen erst abends. Haben Schiss vor der Sonne.“
    „Kann ich mit leben.“ Thorn schlug sofort den Weg in die gewiesene Richtung ein. Der Vampir folgte ihr in drei Schritten Abstand und ließ sie nicht aus seinen dunklen, von buschigen, zusammengewachsenen Brauen flankierten Augen.
    „Warum hast du mich aufgelauert?“, wollte sie wissen, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
    Er gab nur ein gutturales Knurren von sich.
    „Dachtest du, ich würde spionieren?“ Sie begann schallend zu lachen.
    „Wir müssen vorsichtig sein. Ich kenne dich nicht genug, um dir zu vertrauen.“
    „Dito. Und ich frage mich

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