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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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Leichenwagen direkt vor die Wartenden und ließ die Scheibe der Beifahrertür nach unten gleiten.
    Die Schwarzhaarige ergriff sofort das Kommando: „Francine de Bors“, stellte sie sich vor und öffnete die Tür. „Ich freue mich, Sie hier begrüßen zu dürfen.“
    Darauf erwiderte Thorn nichts. Immer schön die Contenance behalten. Mühelos gelang es ihr, sich zügeln.
    Denn vor ihr stand Francine de Bors.
    Wo die war, war auch Rotauge nicht weit.
     
     
    Kapitel 4
    BLUTMOND
     
    „Wir sind verflucht“, murmelte der Mondvampir. „Jeder von uns. Keiner kommt hier lebend raus!“
    „Hältst du vielleicht endlich mal dein Maul?“, blaffte Tatjana Thorn zurück und legte sich mürrisch mit dem Kopf auf die andere Seite des Kissens.
    „Du kannst es gern leugnen“, ließ Leo nicht locker. Aufrecht saß er in seinem Bett an der gegenüberliegenden Wand. Die Arme hatte er um die Beine geschlossen wie ein frierendes Kind im Winter. „Aber du wirst es akzeptieren müssen! Spätestens wenn sie dich erwischen, wirst du es bereuen, mitzumachen.“
    Für die kommenden Tage sollten Thorn und Leo ein Zimmer in dem Palais in Marienburg teilen. Dass es sich bei ihm um einen Mann handelte, störte sie dabei wenig; sie würde schon Mittel und Wege finden, sich notfalls vor allzu penetranten Zudringlichkeiten zu schützen. Außerdem hatte sie schon des Öfteren mit Männern das Zimmer geteilt, wenn auch noch nie mit einem waschechten Vampir. Das zweite Bett des Zimmers war angeblich das einzige noch freie gewesen; niemand sonst wollte mit ihm zusammenwohnen, und je länger er lamentierte, desto mehr begriff Thorn, weshalb.
    Dem äußeren Erscheinen nach war er etwa vierzig Jahre alt und untersetzt, er hatte einen deutlichen Bauchansatz. Er trug struppiges, blondes Haar wie ein Straßenköter und hatte eine hervorstechende Nase. Davon abgesehen war er vermutlich der feigeste Vampir weit und breit.
    „De Bors wird uns noch alle in Teufels Küche bringen“, lamentierte er weiter. „Auch wenn sie eine Erste ist - das macht sie nicht unfehlbar!“
    Thorn antwortete nicht, obwohl alles in ihr danach verlangte, klarzustellen, Francine de Bors war ebenso wenig eine Erste wie der Papst ein Heiliger. Sie war nur diejenige, die für einen Ersten die Beine breit machte.
    „Ich hätte mich nie darauf einlassen dürfen. Am Anfang hat sich das wunderschön angehört. ‚Wir beherrschen die Welt! Ist alles ganz easy! Ein Spaziergang!’“ Er seufzte. „Endlich nicht länger die Hämorrhoide am Arsch der Gesellschaft sein, sondern selbst an der Spitze stehen. Ich hab gedacht, das wird alles viel einfacher. Dabei hat es noch gar nicht angefangen!“ Angstschweiß stand ihm auf der Stirn. „Aber der Plan klang einfach zu verlockend. Ich hätte ...“
    Thorns genervtes Aufatmen ließ ihn den Satz jäh abbrechen. Burschikos schlug sie die Decke von ihrem Körper und setzte sich ebenfalls auf, den Rücken an die Wand gelehnt. Mit einem durchdringenden Blick musterte sie Leo. Garantiert war das nicht sein richtiger Name, doch das beruhte auf Gegenseitigkeit: Thorn hatte sich auch nicht als Ritterin vom Orden der ROSE vorgestellt, sondern als die Mondvampirin Cassandra Nova, deren Aussehen sie durch das Camouflage-Amulett unter ihrer Kleidung angenommen hatte.
    Johannes Jules, der Wirt vom BLUE MOON, hatte sie gestern Abend hierher gebracht zu den knapp zwei Dutzend Mondvampiren, die angeblich freiwillig für de Bors arbeiteten. Sie behauptete, sie sei eine der Ersten, von denen die Sucker abstammten. Zusammen mit einem anderen Ersten - Rotauge! - wolle man die magischen Edelsteine weltweit in Besitz bringen. Dafür brauchte man die Mondvampire. Sie sollten die Juwelen stehlen. Dafür werde man sich als dankbar erweisen, indem man sie an der Macht teilhaben ließ.
    Je mehr sie davon besaßen, umso mehr magische Energie stehe ihnen zur Verfügung, bis ihre Macht schier unendlich sein werde.
    Sie strebte nicht weniger als die Weltherrschaft an. Die Menschheit sollte versklavt und in blutige Ketten geschmiedet werden. Ketten, die die Mächtigen hielten und zuzogen, wann immer ihnen danach war.
    Ihr Plan schien perfekt zu sein.
    Schien! Denn perfekt war er nur auf dem ersten Blick. Wie viele hatten schon versucht, die Macht an sich zu reißen? Selbst der Schwarzmagier, dem es im September 1978 gelungen war, in Castel Gandolfo, der Sommerresidenz des Papstes, einzudringen und den neuen Pontifex maximus zu ermorden, war letztlich mit seinen

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