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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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und mit ihr fliehen, während der Andere den Rückzug deckte.
    „Was machen wir jetzt mit ihr? Sollen wir’s gleich hinter uns bringen?“
    „Ich habe Sie nicht deshalb gebracht.“ Seine Stimme klang ähnlich mysteriös wie Nostradamus’ Prophezeiungen - und alles andere als vertrauenserweckend noch dazu. „Heute Mittag, nachdem ich Mom gefunden habe, habe ich mich hier ein bisschen umgesehen.“
    Auch der Kellerraum daneben war unverschlossen, doch im Gegensatz zu dem, wo Susanna festgehalten wurde, fehlte das Vorhängeschloss. Der Gun-Man öffnete die Tür.
    Darin befand sich vorwiegend Sperrmüll: alte Kisten, Bretter und Kartons, deren Inhalt Thorn niemals sehen wollte, die einem Messie aus Leidenschaft hingegen Entzückensschreie entlockt hätten.
    Zielstrebig ging Cesaro auf einen wuchtigen Holzkoffer zu, mit einer Kantenlänge von etwas mehr als einem Meter. Es war einer jener Übersee-Koffer, wie er einst zu Tausenden auf der Titanic versunken war, allerdings uralt. Das Holz war wurmstichig und fast vermodert. Ohne lange zu zögern rückte der Knappe den Deckel weg und gab den Inhalt Thorns neugierigem Blick preis.
    Fast hätte sie nicht wahrgenommen, was sich darin befand, doch das lag nicht an den mangelhaften Lichtverhältnissen. Eine Wolke widerlichen Gestanks verströmte aus der Kiste, nun, da sie vom Deckel befreit war. Penetrante Fäulnis, die Thorn unwillkürlich würgen ließ. Abrupt drehte sich ihr Magen um und machte einen doppelten Salto rückwärts.
    Trotzdem erkannte sie in der Kiste die Leiche von Johannes Jules.
    Dem Gestank zufolge musste bereits vor mehreren Tagen der Verwesungsprozess eingetreten sein. Die Haut war aschfahl, doch das lag wahrscheinlich nicht nur am Tod, von dem er heimgesucht worden war, sondern weil sich kein Tropfen Blut mehr in seinem Körper befand.
     
    *
     
    „Verstehst du denn nicht?“ Thorns Stimme war hektisch geworden, als sie ihre Pistole aus der Jacke holte und nachprüfte, ob das Magazin mit silberner Dumdum-Munition gefüllt war. „Wenn Jules schon seit Tagen tot ist, wer hockt dann oben bei de Bors?“
    „Scheint so, als gäbe es hier noch ein Camouflage-Amulett ...“
    „Oder der Hurensohn, der sich für ihn ausgibt, kann auch ohne das seine Gestalt verändern.“
    „Ein japanischer Oni?“ Fragend hob er die Brauen. „Bei Onis bleiben aber die spitzen Ohren, soweit ich weiß. In jeder Form, die sie annehmen ...“
    Mit einer burschikosen Geste brachte sie ihn zum Schweigen und wandte sich wieder der Kellertreppe zu. Die geladene und entsicherte Pistole schob sie sich in den Gürtel und zog ihre Katana.
    „Sie meinen ...?“ Abrupt verharrte der Knappe, als seien seine Füße festgetuckert worden.
    „Genau das meine ich! Der Kreis schließt sich.“
    „Oh, Scheiße …“
    In Thorns Augen flirrte ein wölfisches Glitzern. Pure Mordlust schien sie gepackt zu haben. Endlich bekam sie die Gelegenheit, auf die sie seit Jahren wartete. Endlich würde sich ihr Schicksal erfüllen.
    Sie nahm das Camouflage-Amulett vom Hals, behielt es allerdings in der Hand. Es war noch zu früh, die Tarnung aufzugeben.
    „Rotauge kommt nicht erst heute Abend, er ist längst schon hier, um seiner Schlampe auf die Finger zu schauen.“
    „Aber das ist ...“ wandte er ein und wurde abermals unterbrochen; für Diskussionen fehlte Thorn jetzt sowohl die Zeit, als auch die Muße:
    „Hast du deine Waffen dabei?“
    „Klar.“ Er klopfte auf die Tragetasche um seinen Hals.
    „Dann darfst du jetzt beweisen, was du kannst.“
     
    *
     
    Als sie das Erdgeschoss des Palais’ erreichten, hatte sich dort inzwischen einiges verändert: Die Jalousien waren hochgezogen; Dämmerung schlich in das Gebäude. Mehrere Mondvampire schlurften indes herum, die meisten noch schlaftrunken, jedoch sichtlich nervös aufgrund der beginnenden Dunkelheit. Sobald die Nacht eingesetzt hatte, konnten auf Knopfdruck reißende Bestien aus ihnen werden. Momentan waren sie jedoch nur ein Haufen trauriger Gestalten, wenn auch bis an die Zähne bewaffnet.
    Thorn ließ sie links liegen. Rasch marschierte sie zur Küche. Der Knappe folgte ihr. Er sah zwar weiterhin aus wie der Söldner Timok, mittlerweile hatte er sich jedoch seine Pistolengurte umgeschnallt; das Gewehr hatte er zusammengesetzt und hielt es leger in der Hand.
    Auch in der Küche befanden sich einige Mondvampire, unter ihnen Leo, der eine rote, sämige Flüssigkeit mit dem Strohhalm aus einem Glas schlürfte. Besser, Thorn zerbrach

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