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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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Schicksal. Ihrem weißen Wal!
    Susanna!
    Wie vom Blitz getroffen fühlte sich Thorn, wie auf einem Scheiterhaufen vollkommener Klarheit. Ihr war, als habe eine imaginäre Kraft ein Streichholz entzündet, das nun lichterlohe Flammen schlug. Plötzlich wusste sie, wo Rotauge war, und dieses Wissen ließ ihr siedend heiße und eisig kalte Schauder über den Rücken jagen.
    Wie hatte es de Bors doch so zynisch ausgedrückt? ‚Bei jemandem von der ROSE kann er nicht widerstehen’.
    „In den Keller!“, schrie die Vampirjägerin hastig, mehr zu sich selbst als an den Knappen gewandt und war bereits auf dem Weg.
    Cesaro eilte ihr hinterher, bewegte sich rückwärts und stellte sicher, dass ihnen die Mondvampire oder de Bors nicht in die Quere kamen.
    Vehement riss Thorn die Kellertür auf. Fast hatte sie damit gerechnet, dass das Licht brannte, dabei war sie sicher, sie hatte es ausgeschaltet. Sie versuchte sich von den düsteren Befürchtungen nicht paralysieren zu lassen, sondern lief eiligst die Treppe hinab - und erstarrte!
    Am anderen Ende des schmalen Flurs entdeckte sie eine Silhouette. Eine bekannte Silhouette, eine vertraute Silhouette. Eine, die sich mit der Gewalt eines Brandeisens unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingebrannt gerammt hatte.
    „Du rotäugiger Hurensohn ...“ Thorns Stimme war lediglich ein Flüstern, so schwach, dass sie es selbst kaum vernahm.
    Dennoch drehte sich die Gestalt zu ihr um, hatte sie also gehört mit ihren hypersensiblen Sinnen, die einem Menschen weit überlegen waren.
    Deutlich schälte sich die Person aus den Schatten. Groß war der Mann und hager, die Haut weiß wie eine Perle. Auf dem Kopf bis zu den Schultern wucherte dunkles, höchstwahrscheinlich gefärbtes Haar, und das rechte Auge fehlte. Er trug keine Augenklappe, sondern hatte sich in die leere Höhle einen dämmerig leuchtenden Magie-Smaragd geklemmt.
    Ein überhebliches Grinsen zeigte sich in Rotauges Mundwinkeln, als er auf seine Schulter sah.
    Jetzt erst entdeckte Thorn, er hatte sich einen menschlichen Körper darüber geworfen. Sie konnte nur den Rücken erkennen, nicht das Gesicht, doch auch ohne das gelb-weiße Nachthemd hätte sie gewusst, es handelte sich um Susanna.
    Die Ritterin umklammerte den Knauf ihrer Katana fester. So fest, dass ihre Knöchel weiß durch ihre ohnehin helle Haut durchschimmerten.
    „Seit wann versteckt sich der große Adamus hinter ohnmächtigen Frauen?“, knurrte sie grimmig, um ihn aus der Reserve zu locken. Ob ihr das gelang, war fraglich, doch solange er Susanna in seiner Gewalt hatte, waren Thorn die Hände gebunden. Sie wusste aus eigener Erfahrung, Rotauge war alles andere als zimperlich.
    Darauf reagierte er nicht im Geringsten, schaute sie nur schweigend an. Lediglich das magische Juwel in seiner Augenhöhle schien zu flackern.
    „Lass es uns zu Ende bringen“, schlug sie vor, und ihr Tonfall machte deutlich, sie meinte es todernst. „Nur wir beide. Hier und jetzt.“
    Der Erste öffnete den Mund und setzte zu einer Entgegnung an. Doch dazu kam er nicht.
    „Mom!“ Schnell wie ein Schatten huschte Cesaro an Thorn vorbei. Sein magisches Amulett hatte er abgelegt; Timoks Kleidung war ihm viel zu groß und hing ihm schlaff am Körper. Er hob das Gewehr, und noch bevor Thorn ihn daran hindern konnte, drückte sein Zeigefinger den Abzug durch.
    Ein Schuss blaffte, wurde in dem engen Keller mehrmals reflektiert, sodass es in den Trommelfellen schmerzte und man den Eindruck gewann, sie würden ebenso explodieren wie die Pulverladung in der Kugel explodiert war.
    Das silberne Projektil fand jedoch nicht sein Ziel.
    Als sei die allmächtige Sanduhr der Zeit angehalten worden, stand es mitten im Raum, rührte sich nicht vom Fleck, etwa auf halber Strecke zwischen den beiden Angehörigen der ROSE und Rotauge.
    Magie!, verstand Thorn, während der Mund des Knappen fassungslos offen stand und er stumm darauf zu warten schien, dass seine Kugel doch noch ihr Ziel traf, was niemals geschehen würde. Es musste irgendwie mit dem magischen Juwel in der leeren Augenhöhle des Albino-Vampirs zusammenhängen.
    Bevor Thorn etwas unternehmen konnte - irgendetwas! -, begann der Edelstein abermals zu glitzern. Das szintillierende Leuchten breitete sich schlagartig aus, überschwemmte den gesamten Keller wie eine Flutwelle und umnebelte den Geist, als würde man ihn dick in Watte packen.
    Thorn ertrank in einem grünen Meer aus Licht.
     
    *
     
    Wie lange Thorn das Bewusstsein verloren

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