Thorn - Die letzte Rose
gefunden.
Es war Nacht. Nun gut, vermutlich hätte er den Sonnenaufgang abwarten sollen, wenn aus dem Mond-Pack Menschen geworden waren. Vielleicht hätten sie sogar mit sich reden und davon überzeugen lassen, freiwillig aufzugeben, wenn er nur eindeutig zweideutig genug mit den Mündungen seiner Pistolen gewunken hätte.
Andererseits: Es gab einen gewissen Ruf zu verteidigen. Letzten Monat in Barcelona hatte er ein Nest mit elf Suckern samt ihren beiden Meistern ausgehoben. Ebenfalls nachts. Die Sonne hatte die Brut nicht verbrannt. Diese Erfolgsmeldung hatte innerhalb der ROSE und besonders beim Prokurator für mächtiges Aufsehen gesorgt. Dass die Kreaturen kurz zuvor eine Punk-Band ausgetrunken und die beachtliche Menge Kokain und Alkohol in deren Blut die Vampire zeitweise in ein Koma versetzt hatte, hatte Cesaro vorsichtshalber verschwiegen.
Man baute sich kein Image auf, indem man freimütig zugab, man habe ohne Gegenwehr einem nach dem anderen nur den Kopf abschlagen müssen …
Dem Laster der Ungeduld folgend hatte der Knappe vor dem Haus nicht lange gefackelt. Mit den beiden gezogenen Pistolen hatte er die Tür eingetreten und beschlossen, sich überraschen zu lassen.
Leider handelte es sich um kein Nest von Mondvampiren.
Es waren Sucker!
Das erkannte er mit einem einzigen Blick, während sein Magen zu brennen begann, als würden sich soeben glühende Schaschlikspieße hineinbohren.
Um genau zu sein: Sucker-Meister!
Vier an der Zahl. Es schien, als sei er geradewegs in ihren Skat-Abend geplatzt, fröhliches Beisammensein mit Musik und Bloody Marys inklusive.
Mega-Scheiße!!!
Siedend heiß wurde ihm; Höllenfeuer schien seinen Rücken hinauf- und hinabzuwandern, doch er versuchte sich dem Schock nicht hinzugeben.
Sehen und Handeln waren für ihn eins. Die silbernen Dumdum-Geschosse seiner Pistolen, die er geistesgegenwärtig in das Quartett - drei Männer, eine Frau - pumpte, rissen zwar faustgroße Wunden, dennoch waren sie ähnlich ergebnislos wie die Suche nach einer Jungfrau in einem katholischen Mädchenpensionat.
Außerdem war der Gun-Man viel zu erschrocken, um präzise ins Schwarze zu treffen, er hatte einfach nur abgedrückt, um die Magazine zu leeren und irgendetwas zu tun, außer sich elegisch seinem Schicksal zu ergeben.
Wie hatte der ROSE nur so ein Fehler unterlaufen können?
Nicht ein Blutsauger, sondern gleich vier!
Und auch kein harmloser Abschaum vom Mond-Pack!
Offenbar war der geschätzten Kollegin Thorn nicht nur ein Sucker entwischt, sondern gleich vier. Durch den Tod ihres Meisters waren sie selbst zu Meistern geworden. Fast unbesiegbar!
Kaum wartete er ab, ob seine Kugeln Wirkung zeigten. Instinktiv wusste er, genauso gut konnte man mit einer Zwille auf einen Tyrannosaurus Rex feuern.
Er entschied sich, Fersengeld zu geben. Hastig schlug er die Tür hinter sich zu und rannte zu seiner silbernen Hurricane, am Ende der Straße.
Sofort jagte die Brut hinter ihm her. Schreiend und keifend wie Furien. Fast meinte er ihren heißen Atem im Nacken zu spüren, doch es war sein Herz, das einen bangen Schlag lang vor Furcht aussetzte.
Einer der Bastarde folgte ihm jedoch nicht durch die Tür, sondern stürmte mit einem Satz durchs Fenster nach draußen. Er schnitt Cesaro den Weg ab, sodass der Knappe das rettende Motorrad nicht erreichte, um herauszufinden, ob die Angabe auf dem Tacho noch übertroffen werden konnte.
Cesaro schaltete blitzartig um. Er gab dem Kerl in seinem Weg zwei Faustschläge mitten in die pestilenzische Fresse, mit aller Kraft, so fest, dass der Knappe meinte, ihm werde fast der Arm ausgekugelt. Doch der Sucker-Meister quittierte die Hiebe lediglich mit einem Grinsen. Ansonsten keinerlei Reaktion, außer einem sardonisch-bösartigen Ausdruck in den Augen, als er sich das Blut von den Lippen wischte und es sich genüsslich vom Handrücken leckte.
Gewiss hätte er sich sogleich auf den Schweizer gestürzt, doch der hatte inzwischen nachgeladen und feuerte nun mit beiden Pistolen. Nicht nur auf den einen vor ihm, auch auf die drei anderen, die mittlerweile aufgetaucht waren, nicht gewillt, die Beute ihrem Kumpanen alleine zu überlassen.
Immer und immer wieder bellten die Schüsse, diesmal ohne Eile, mit Bedacht und gezielt.
Jede der Silberkugeln traf, richtige Blattschüsse. Jeder Schuss wäre für einen Menschen tödlich gewesen: in den Kopf und ins Herz, wie man es ihm gelehrt hatte.
Und jede Kugel, die in die Blutsauger eindrang und tiefe Wunden
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