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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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man sich den kleinen Pistolero-Scheißer immer noch zum Dessert gönnen und mit ihm seinen Spaß haben ...
    Auch als der Gun-Man zaghaft die Sackgasse hinter sich gebracht hatte und sich abwartend neben seine Harley stellte, dachte er nicht daran, seine Waffen einzumotten. Im Gegenteil, die unsichtbaren Alarmsirenen in seinem Hinterkopf gellten weiter lauthals. Irgendetwas musste geschehen, und es musste bald sein. Nur wusste er beim besten Willen nicht, was.
    „Erste Lektion.“ Thorn hob den Zeigefinger in seine Richtung, sie sprach also mit ihm. Ihre Stimme schien aus einer modrigen Gruft zu kommen, in der die Ratten mit den Knochen der Toten spielten. „Vertraue niemandem! Erst recht keinem Memorandum der Rose.“ Sie entledigte sich ihres Trenchcoats und warf ihn in Cesaros Richtung, der ihn auffing. Darunter trug sie ein schwarzes T-Shirt, Jeans und Stiefeletten. „Zweite Lektion: Ein Nest räumt man am Tag, wenn Mütterchen Sonne scheint und die Brut gut brennt.“
    Zwei der Sucker-Meister grinsten schal, doch sie entgegneten nichts.
    Thorn schnallte ihren Pistolengurt ab, warf ihn ebenfalls dem Knappen zu, der ihn über den Sattel der Hurricane legte. „Drittens: Man muss immer auf alles vorbereitet sein.“
    Er wollte etwas erwidern, wollte einige Argumente anführen, die ihn von einer Schuld freisprachen oder sie wenigstens bitten, wenn sie ihm schon eine Predigt erteilen wollte, so doch bitte nicht vor ihren gemeinsamen Erzfeinden. Der Kloß in seinem Hals verhinderte das, er brachte kein einziges Wort hervor.
    Sorgsam entledigte sie sich auch ihrer Schwerter, zunächst der Katana, dann des etwas kleineren Wakizashi, wie ein Samurai sie trug. Doch sie übergab sie ihm nicht. Sorgsam lehnte sie die Klingen gegen die Backsteinmauer und schien offenbar nicht vorzuhaben, sie allzu lange alleine zu lassen.
    „Vierte Lektion:“ Mittlerweile hatte sie außer dem Daumen alle Finger ihrer Rechten erhoben. „Wag’ es nicht, meine Schwerter anzufassen oder einzugreifen. Okay?“
    Das Nicken kostete ihm Mühe, obwohl sein Zeigefinger zitterte und endlich abdrücken, sechs Kugeln in die Blutsauger jagen wollte.
    „Und last but noch least: Manchmal bedarf es nicht nur eines Ritters, sondern auch eines Köders, die Brut aus ihrem Nest zu locken.“
    Sperrangelweit stand Cesaros Mund vor Überraschung offen, und seine Kinnlade klappte unabsichtlich nach unten, als er jetzt erst bemerkte, sie sprach tatsächlich von ihm. Konnte es sein, dass ...? Er vermochte das kaum zu glauben, dass Thorn ihn absichtlich ins Messer hatte laufen lassen.
    Doch auch dazu kam er nicht; mit einer unwirschen Geste brachte sie ihn zum Schweigen, noch bevor sich ein Ton von seinen Lippen löste.
    Waffenlos wie die Vampirjägerin war, wandte sie sich den vier Kreaturen zu, die sich bislang auffallend ruhig verhalten hatten.
    „P’tagh te-kà“, knurrte sie sie in der uralten Sprache der Sucker an.
    Auch davon verstand der Knappe wenig, doch es klang entweder wie eine Beleidigung oder die Feststellung, dass heute eine hervorragende Nacht zum Sterben war. Für wen auch immer ...
    Diese Worte schienen für die Brut das auslösende Moment zu sein, anzugreifen. Als habe ein imaginärer Schiedsrichter in seine Trillerpfeife gepustet oder die Startpistole abgedrückt, sprangen die beiden jüngeren Vampire gleichzeitig aus dem Stand los - übermenschlich hoch. Bei jeder Olympiade wären sie mit deutlichem Abstand vor dem Nächstplatzierten ganz oben auf dem Treppchen gelandet.
    Fast zu schnell waren sie, um sie mit bloßem Auge zu verfolgen. Wie Klauen waren ihre Pranken ausgefahren, rasiermesserscharfe Krallen hatten sich gebildet, die die Weißhaarige zerfetzen wollten.
    Thorn ließ das nicht zu.
    Als habe sie vorausgesehen, wohin der Angriff ging - was unmöglich ist!, sagte sich Cesaro -, trat sie intuitiv zwei rasche Schritte zur Seite.
    Die Krallen der Sucker-Meister trafen ins Leere, und kaum waren sie auf ihren Füßen gelandet, wurden sie bereits von Thorn mit mehreren flinken, dafür umso härteren Faustschlägen erwartet. Wie von einem Laserzielsystem gesteuert trafen die Hiebe punktgenau die Halsschlagadern der Bestien und lähmten deren Durchblutung. Mit einem kurzen Aufschrei torkelten die beiden Angreifer zurück und landeten auf ihren Hinterteilen. Fürs Erste waren sie außer Gefecht.
    Auch die Meisterin versuchte nun ihr Glück. Ihr rotes, wallendes Haar schien ein Halo um ihren Kopf zu bilden, während sie Thorn von hinten

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