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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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Schwerter.
    Stattdessen drehte Thorn seelenruhig den Zündschlüssel um und nahm sich alle Zeit der Welt, das Motorrad sicher abzustellen.
    Groß zeichnete sich ihre Gestalt im dunklen Trenchcoat und den fingerlosen Handschuhen ab, als sie zwei, drei kurze Schritte in die Sackgasse kam.
    Und erst ihre Augen!
    Ihre Augen beeindruckten den Knappen noch mehr. Aufmerksam schienen sie überall zu sein. Ständig wandernde Suchscheinwerfer - ihnen entging nicht das Geringste. Kein Zucken des Quartetts, kein Atemzug, nicht einmal eine sanfte Brise, die der Wind schickte.
    Aus Gründen, die dem Gun-Man verborgen blieben, schienen die Vampire zu wissen, wen sie vor sich hatten. Sie schreckten ein wenig zurück, Thorns Ruf war ihr voraus geeilt. Lag es am Geruch von Thorns Blut, heiligem Blut, wie der Prokurator behauptete? Ihrem Todfeind Rotauge war es vor etwa einem Jahr gelungen, sie zu beißen. Er hatte sich an ihrem Blut die Visage verätzt und hegte gewiss keinerlei Appetit mehr danach.
    Oder haftete an ihr der widerwärtige Gestank toter Vampire?
    Vermutlich kannten sie Thorn aber aufgrund des kollektiven Gedächtnisses der Sucker. Was einer wusste, wussten alle, und dieses Wissen übertrug sich selbst auf zukünftige Generationen der Blutsauger, solange nur einer überlebte. Mehr als ein Mitglied der Brut war durch Thorns Hand krepiert, für mehr als einen war ihr Antlitz das Letzte gewesen, das er vor seinem Ende gesehen hatte.
    Zwischen den Vampiren und deren Killerin fiel kein einziges Wort; Thorn kommunizierte völlig wortlos mit ihnen, nur mit Hilfe der Sprache ihres Körpers und einem finsteren, entschlossenen Blick, der tiefer in die Blutsauger eindrang, als ihre Klingen dazu in der Lage waren.
    Ihr Gesicht war zu einer gefühllosen Maske geworden, hinter die niemand zu blicken vermochte. Ihre Hände rührten die Waffen nicht einmal an, als wisse sie aus einem Instinkt heraus, die Zeit des Kampfs war noch nicht gekommen.
    Die Situation kam ihm bekannt vor. The Good, the Bad and the Ugly. Richtig! Die Schlusssequenz, in der sich die drei Protagonisten belauerten, auch wenn Thorn weder Clint Eastwood, noch Lee van Cleef und erst recht nicht Eli Wallach ähnelte. Außerdem wäre dann ihm, Cesaro, vermutlich die Rolle des Hässlichen geblieben, und das wies er kategorisch von sich. In dieser Situation kam er sich eher vor wie Festus.
    Dann ähnelte Thorn schon eher der jüngeren Variante von Sharon Stone in Schneller als der Tod. Auch wenn es für den Knappen kaum etwas Grässlicheres gab als moderne Western.
    Doch!, korrigierte er sich sofort. Moderne Western mit Leonardo DiCaprio.
    Wie eine Pistolera bewegte sich die Weißhaarige seitlich nach vorne, in die Gasse hinein. Automatisch wichen die Vampire aus und wurden dadurch zurückgedrängt. Nur ein wenig, kaum zwei Meter, doch es genügte Thorn, dadurch eine schmale Passage zwischen sich und eine der Backsteinwände zu schaffen.
    Niemals würde der Gun-Man den Blick vergessen, dem sie ihm schickte. Fordernd und gleichzeitig schneidend wie ein wütender Peitschenhieb, der keine Diskussionen zuließ. Ein kaum wahrnehmbares Zucken in ihrem Gesicht bedeutete ihm, er sollte diese Gelegenheit beim Schopf packen und schnellstens die Falle verlassen, in die man ihn getrieben hatte, bevor es zu spät war.
    Cesaros Herz begann nun nicht nur lauter, sondern vor allem auch schneller zu schlagen. Er spürte es bis in seine Schläfen pochen, doch ausnahmsweise lag es nicht an der körperlichen Anstrengung. Ein unangenehmes, mulmiges Gefühl machte sich in seinem Magen breit, während sein Gaumen völlig ausgetrocknet war.
    Bedächtig und gleichzeitig bis zum Zerreißen gespannt wie ein Bungeeseil, schob er sich zwischen die Mauer und Thorn vorwärts, schrubbte mit dem Rücken eng an der Wand entlang.
    Seine Waffen schob er dabei ebenso wenig zurück wie er das Quartett aus den Augen ließ. Doch die vier Vampire standen nur lethargisch herum, als habe Thorn sie hypnotisiert oder durch ihr Auftauchen ebenso in Todesangst versetzt, wie es Cesaro noch vor wenigen Minuten ergangen war.
    Vielleicht schenkten sie ihm aber auch deshalb keinerlei Beachtung, weil er nur ein unbedeutendes Würstchen war. Niemand, mit dessen Tod es sich zu rühmen lohnte. Thorn war da ein anderes Kaliber; eine Beute, mit der es sich angeben ließ. Ein Triumph über sie würde die Sucker-Meister im Ansehen ihrer Mit-Blutsauger gewiss weiter bringen. Und war die Weißhaarige erst einmal überwunden, konnte

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