Thorn - Die letzte Rose
Teufel holen ...“ knurrte Cesaro von einem der umliegenden Berge aus, ohne das Infrarot-Fernglas abzusetzen.
Soeben war die Fledermaus-Kreatur wie ein lebendig gewordener Sturzkampfbomber auf die Frau niedergesaust und schien sie überwältigt zu haben, noch bevor die bemerkt hatte, was geschah. Ob die ‚Beute’ noch lebte - Cesaro übte sich in Zweckoptimismus. Etwas anderes als die Hoffnung blieb ihm nicht.
Besser, er dachte nicht daran, wohin das Biest sie bringen würde. Kein schneller Tod, dieses Privileg würde ihr nicht vergönnt sein, sondern eine Audienz bei dem rotäugigen Teufel höchstpersönlich. Was dort zu erwarten war - Cesaro wagte nicht, es sich vorzustellen.
Das Monster flog davon, den leblosen Körper fest zwischen den Fußklauen, in Richtung der Craque. Bald würde es darin verschwunden sein und sich seine Belohnung holen.
Fuck!, sagte sich der kleinwüchsige Knappe, und ein Ruck schien durch ihn zu gehen. Unwillkürlich spannten sich seine Sehnen an, und fast zärtlich berührten seine Finger die silbernen Knäufe seiner Pistolen. Er würde einen Teufel tun und däumchendrehend hier abwarten, bis die Monster-Bande Schlachtfest feierte.
Vielleicht hatte er kaum eine Chance, unbemerkt in die Festung zu kommen, doch die würde er nutzen.
*
Manche Menschen und vermutlich ebenso viele Vampire hätten sie eine wunderschöne Frau genannt. Sie war kein Teenager mehr, sondern irgendwo Anfang, Mitte vierzig. Eine wahrhaftige Frau, kein Kind. Ihr langes, brünettes Haar mit einem tizianroten Schimmer verlieh ihr einen Hauch von Eleganz. Nicht anders ihre ebenmäßigen Züge, als habe ein barocker Meister sie auf Leinwand verewigt, um ihre Schönheit für die Nachwelt zu bewahren, auf dass man sich ihrer erfreuter. Sie wäre es gewiss wert gewesen.
Adamus fand sie einfach nur abstoßend!
Es gab für ihn nichts Widerlicheres, als sich der ROSE anzuschließen.
Er kannte die ROSE nicht erst seit jenem Tag, als er ungewollt eine seiner erbittertsten Feinde geschaffen hatte, nicht erst seit dem Abend, als ihm Heiko Thorn begegnet war und er sich entschieden hatte, ihn zum Teil seiner Brut zu machen. Dass aus dessen kleiner Schwester die Kreuzritterin werden würde, hatte Adamus nicht ahnen können.
Hätte er ihr doch damals, wie er es bei ihren Eltern getan hatte, kurzerhand den Hals umgedreht und ihr köstliches Blut seine Kehle hinab rinnen lassen, dass es in seinem Magen tobte und seinen kalten Leib mit wohltuender Wärme ausfüllte.
Inzwischen hatte sich Thorn verändert, war aus dem Kind eine Vampirkillerin geworden. Ihr Blut ... besser, er erinnerte sich nicht daran, wie er vor etwa einem Jahr seine Zähne in ihre Schulter geschlagen hatte. Die Schmerzen, die der Kontakt mit ihrem Blut bei ihr ausgelöst hatten, waren nichts, woran er gern dachte. Selbst das Virus in seinem Speichel, das Menschen zu Sklaven machte, hatte nicht gewirkt.
Zu viele seiner Blutkinder hatte Thorn schon ermordet, zu viele seiner Pläne zerschlagen, als dass er sie noch länger gewähren lassen durfte.
Der Blick aus seinem rubinroten Auge ruhte auf der schlafenden Frau. Einige Lamier-Diener hatten sie in sein breites, antikes Bett gelegt, weil sie annahmen, Adamus werde mit ihr verkehren wollen; ihnen war seine Libido bekannt. Dementsprechend trug sie lediglich ein leichtes, dunkles Nachthemd, ihr blutroter Mund war halb geöffnet, und ihre Rundungen mochten reizvoll sein - gleichzeitig stieß sie ihn ab!
Es war Susanna Sinclair, die Witwe eines Knappen des verhassten Franziskaners Magnus. Shatash, einem Sucker-Meister, war es einst gelungen, dem Knappen zunächst die Beine zu brechen und danach das Genick. Nur wenig später hatte Shatash seinen Kopf an den Rosenritter verloren.
Die Schlafende war mit einem Angehörigen der ROSE vermählt gewesen! Wahrscheinlich sogar mit einer römisch-katholischen Heirat und allem drum und dran. Ekelhaft!
Wie lange kannte er jetzt die ROSE?, fragte er sich, während er langsam in dem großen Zimmer auf und ab wanderte. Fast seitdem es sie gab. Über tausend Jahre mussten das nun schon sein. Er hätte nie gedacht, wie mächtig der Orden jemals werden würde. Hätte er das erahnt, er hätte ihm schon damals, als die Rosenritter mit ihren Schwertern in Jerusalem eingefallen waren, ein Ende bereiten sollen.
Als er von jenseits der Tür vernahm, wie sich hastige Schritte näherten und die Treppe zu seinem Gemach hochkamen, fuhr der Erste herum. Er war auf einen
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