Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
Vom Netzwerk:
entweder auf Verstärkung hoffen oder warten, bis den Feinden die Vorräte, die Soldaten oder die Lust ausgegangen waren.
    Die Craque des Chevaliers erschien auf dem ersten Blick unbezwingbar. Thorn graute es.
    Ausgerechnet dies war das Refugium von Rotauge, dem Albino-Vampir. Dem Mörder ihrer Eltern. Obwohl die Vampirjägerin eine beachtliche Erfolgsliste vorzuweisen hatte, hatte sie eigentlich immer nur Rotauge gejagt. Allzeit in der Hoffnung, bei ihren aktuellen Kontrahenten einen Hinweis auf ihre Nemesis zu finden.
    Sie war am Ende des Weges angekommen.
    In Thorns Magen machte sich ein unangenehmes Ziehen bemerkbar, sobald sie daran dachte, sie musste irgendwie in die Festung gelangen. Freiwillig würde Rotauge niemals herauskommen und sich ihr stellen. Er würde sich nicht einmal einen Austausch akzeptieren. Susanna Sinclair, die Mutter von Philip Cesaro, mittlerweile selbst Knappe der ROSE, befand sich noch immer in seiner Gewalt. Rotauge würde sie nicht herausgeben, selbst wenn sich Thorn als Tauschobjekt anbot. Würde er nicht, weil er genau wusste, sie hatte noch ein As im Ärmel.
    Immerhin, auch die Craque war einst gefallen, noch vor Akkon. Das gab Grund zum Optimismus. Die Kreuzfahrer waren längst aus dem Heiligen Land vertrieben worden ebenso wie ihre Ansprüche darauf. Wenn Thorn in sich hinein hörte, meinte sie sogar das Echo der Geschichte zu vernehmen, wie die heranrückenden Armeen immer und immer wieder gegen die Mauern verlustreich vorgegangen waren und sie attackiert hatten. Geschrei, Feuer, Blut und Schmerz ... Doch irgendwann war die Zermürbetaktik aufgegangen.
    Leider hatte sie keine Armee Sarazenen oder Mamelucken in ihrem Rücken. Und ihr Selbstbewusstsein war nicht genügend ausgeprägt, sich vor das Tor zu stellen und zu brüllen: „Aufmachen! Ich habe die Festung umstellt!“
    „Und?“ Es war das erste Wort, das Cesaro seit ihrer Ankunft in Syrien, gestern Nachmittag, sprach. Seitdem bebte der kleingewachsene, dunkelhaarige Gun-Man. Obwohl er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, waren seine Nerven doch bis zum Zerreißen gespannt. „Kommen wir da rein?“
    „Wir müssen da rein! So oder so ...“
    Er nickte nur. Ebenso wie Thorn hatte er mit dem Infrarot-Fernglas die Festung ausgekundschaftet. Sie die eine Hälfte der Nacht, er die andere. Was sie dort beobachtet hatten, war kein Grund, in Jubelschreie auszubrechen:
    Rotauge - oder ‚Adamus’, wie er sich nannte - verfügte über eine Armee. Fast wie es sich für einen Ersten ziemte.
    Zahlreiche Kreaturen hatten Thorn und Cesaro während der vergangenen Nacht darin entdeckt, und eine war abscheulicher als die andere. Sämtliche Arten von Vampiren von allen Kontinenten schienen in seinem Dienst zu sein. Werwölfe durften ebenso wenig fehlen wie eine Gorgone, ein Dämon mit Scheren statt Händen, eine Kreuzung aus Mensch und Fledermaus ... Und so weiter ... Womit auch immer das Zwischenreich aufzuwarten hatte, es schien hier versammelt zu sein.
    Ein Wanderzirkus in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wäre mit einer Absurditäten-Ausstellung wie dieser - am besten ausgestopft - nicht nur immens reich, sondern auch weltberühmt geworden.
    Die Privat-Armee stellte sicher, dass einerseits kein unerwünschter Besuch eintraf und andererseits - falls ein Angriff nicht zu verhindern war -, dass sich der Erste nicht mit dem Geschmeiß herumärgern musste. Vermutlich hätte er gar nichts davon mitbekommen, während er sich in seinem Gemach bei Satelliten-TV, Havannas und einer am Bett gefesselten Jungfrau ein schönes, untotes Leben machte.
    Wie war es Rotauge bloß gelungen, all diese Kreaturen nicht nur hierher zu holen, sondern auch dafür zu sorgen, dass sie ihm dienten? Eilte ihm sein Ruf voraus und lehnte man ein Angebot von ihm nicht ab? Weder Thorn noch Cesaro wussten eine Antwort darauf. Sie wussten nur, es würde kein Spaziergang werden.
    „Was ist mit den Camouflage-Amuletten?“, fragte der Gun-Man tonlos, nachdem er von seiner Begleiterin keinen genialen, bahnbrechenden Plan hörte.
    „Negativ.“ Unwillkürlich griff Thorn nach dem Anhänger mit dem grünen, magischen Stein, den sie an einer Kette noch immer um den Hals trug. Wohltuende Wärme schien davon auszugehen. „Der wirkte bei dem Mond-Pack. Das hier ist zwei Nummern größer.“
    „Was einmal funktioniert, funktioniert vielleicht auch zweimal ...“
    „Rotauge wird darauf vorbereitet sein. Vielleicht hat er sogar ein, zwei erfahrene Magier

Weitere Kostenlose Bücher