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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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engagiert, die uns sofort enttarnen würden.“
    „Und was ist mit dem Prokurator? Ahasvers?“
    Mit einer fragenden Augenbraue sah sie ihn an.
    „Na ja ... er verfügt doch über gewisse … Tricks.“ Seine Stimme wurde ein wenig schneller, hektischer. Hoffnung keimte auf. „Er lebt ewig und kann nicht sterben. Er hatte das Camouflage-Amulett von FIREWALL. Vielleicht hat er ...“ Er brach ab, als er merkte, er sprach vermutlich Unsinn.
    „Was soll er haben?“ Thorn verzog skeptisch den Mund. „Vielleicht ein Maschinchen, mit dem man hinein teleportieren kann?“
    Cesaro schwieg, kraftlos sackten seine Schultern nach unten. Auch er wusste nicht weiter, außer einen Verband Kampfbomber anzufordern und den gesamten Berg samt Festung in Schutt und Asche legen zu lassen. Ein Großteil der Monster wäre dabei vernichtet worden, zweifelsohne. Doch wie sie Rotauge kannten, wäre ihm die Flucht gelungen, hätte er eine Weile die Wunden seiner Niederlage geleckt und wäre genau dort fortgefahren, wo er aufgehört hatte. Ganz zu schweigen von Susanna, die das Inferno gewiss nicht überlebt hätte.
    Nein! Unwillkürlich schüttelte Thorn den Kopf. Sie durften Rotauge keine Möglichkeit zur Flucht lassen.
    Sie musste es hier und jetzt zu Ende bringen.
    Fast apathisch, ohne hinzusehen griff sie nach dem silbernen Zigarettenetui in ihrer Manteltasche. Ohne den Blick von der Festung abzuwenden, öffnete sie es, schob sich einen Glimmstängel zwischen die Lippen und zündete ihn an.
    „Mit einer Armee kommst du nicht rein“, stellte sie teilnahmslos fest. „Aber ein, zwei Leute, ganz auf sich allein gestellt, könnten eine Chance haben.“
     
    *
     
    Kreyven nannte er sich, und er war ein Chupacabra. Ein Ziegensauger.
    Jedenfalls hatten die Menschen in Puerto Rico seinen Vorfahren einst diese wenig schmeichelhafte Bezeichnung gegeben, und er behielt ihn bei. Obwohl Kreyvens Leibspeise nicht das Blut von dürren, stinkenden Ziegen war, sondern das der Straßenkinder in den Slums von Rio de Janeiro. Die waren genauso dürr, und sie stanken ebenfalls, doch im Gegensatz zu den Ziegen vermisste sie niemand. Die Gefahr, entdeckt zu werden hielt sich in den Hängen des Ghettos und den Häuserschluchten für ihn in Grenzen, jeder kümmerte sich vorwiegend um sich selbst und verschwendete keinen Gedanken an vermisste Mitmenschen. Und seine Opfer? Meist wussten die gar nicht, was mit ihnen geschah, wenn Kreyven aus der Anonymität der Nacht nach unten stieß, sich seine Klauen stählern um sie schlossen und er sie mit nach oben riss.
    In jener Nacht sollte Kreyven berühmt werden.
    Er war zur Wache eingeteilt und hockte auf dem höchsten Turm der Craque des Chevaliers. Wache war für niemanden angenehm, das hatten sie mit den Menschen gemein. Wache war jedes Mal der ideale Zeitpunkt, sich zu fragen, weshalb man Adamus’ Angebot angenommen hatte.
    Klar - es war zu verlockend! Vermutlich keiner hier hatte sich ihm aus freien Stücken angeschlossen. Man arbeitete für ihn, weil es immer von Vorteil war, auf der Seite des Mächtigen zu stehen, anstatt ihn sich zum Gegner zu machen. Wer nicht für ihn war, war gegen ihn, genauso hatte er sich ausgedrückt und keinen Hehl aus seinen Ansichten gemacht.
    Von den Wachen abgesehen konnte sich Kreyven nicht beschweren; für alles war gesorgt. Die eher Menschlichen schwärmten von ihren luxuriösen Zimmern, er selbst hingegen bevorzugte einen düsteren Raum unterm Dach; durch eine geräumige Luke konnte er jederzeit nach draußen fliegen. Auch fürs leibliche Wohl war bestens gesorgt: Die Ghouls aus Damaskus, die die Festung dreimal pro Woche mit frischen Vorräten versorgten, leisteten hervorragende Arbeit, auch wenn man sich besser nicht den Kopf darüber zerbrach, aus welchen dubiosen Quellen sie ihre Vorräte bezogen.
    Trotzdem fühlte sich der Chupacabra in seiner blauschwarzen Haut nicht wohl. Viel zu sehr vermisste er die Freiheit und seine Individualität. Tun und lassen können, wonach ihm war, sich selbst seine Beute aussuchen und seinen Jagdinstinkt zu schärfen, anstatt Blut und Fleisch portioniert vorgesetzt zu bekommen.
    Neidlos musste er trotzdem anerkennen, obwohl ihm das Wacheschieben nicht behagte, war er wie dafür geschaffen dafür. Seine turmalinernen Augen durchdrangen die nächtliche Dunkelheit wie die keines anderen Geschöpfs. Chupacabras sahen nicht nur besser als jeder andere, ihre Sinne waren auch viel weiter entwickelt. Kreyven vermochte Dinge zu hören, die

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