Thors Valhall
mit Thor zu tun haben. Zu dieser Zeit war er wohl im Gefängnis am sichersten.“
Erik nahm einen Zug von der Zigarette und schilderte weiter:
„Als Thor wieder frei war, stand schnell fest, dass wir zusammen weitermachen würden. So kam ich zu Wooden Dark . Ich zog zu Thor in die Einöde, wo wir die erste Zeit ziemlich abgeschottet hausten und an einem neuen Album feilten.“
Eine nachdenkliche Pause folgte, in der Eriks Blick ganz starr wurde.
„In der Zeit ist es passiert, dass wir nicht nur die Arbeit miteinander teilten, sondern auch das Bett. – Ich habe bis heute nicht herausfinden können, wieso er das tat. Ich nehme an, dass ich wahrscheinlich nur ein Trost war, für den Verlust von Magnus. Dass seine Zuneigung eine Art Dankeschön war, für all das, was ich für ihn getan hatte.“
Erik seufzte. „Irgendwann hörte es dann auf. Wir planten die erste Tournee, lösten uns von der stupiden Zweisamkeit. Und gesprochen haben wir darüber auch nie wieder.“
Er hob die Schultern etwas an, als könne man an diesem Zustand auch in Zukunft nichts mehr ändern. In Dylan kamen jedoch sofort weitere Fragen auf:
„Dann war das gestern also eine völlig spontane Sache?“
„Davon gehe ich aus“, erwiderte Erik. „Es ist Jahre her, dass ich mit Thor im Bett war, das kannst du mir glauben.“
„Aber, wieso macht er so etwas, gerade jetzt?“
Erik lachte. „In erster Linie denke ich, um Tony eins auszuwischen. Das ist ihm ja bestens gelungen. – Und wahrscheinlich auch, um mir etwas Gutes zu tun. Du weißt ja, Thor quatscht nicht gerne. Er schreitet lieber gleich zur Tat.“
„Schon klar.“ Dylan versuchte ebenfalls ein Lächeln, obwohl ihm die Angelegenheit noch immer im Magen lag, auch wenn er die Hintergründe nun besser verstand. „Danke, dass du so aufrichtig warst, mir das zu erzählen.“
„Gern.“ Er spürte Eriks Hand auf seiner Schulter. „Ich mag dich – und ich möchte nicht, dass wir uns auch noch zerstreiten.“
Kapitel 4
Ein arbeitsreicher Tag lag hinter ihnen. Immer wieder hatte es Diskussionen darüber gegeben, ob die Gitarren oder Cliffords Synthesizer in einem der Songs in den Vordergrund treten sollten.
Als Phil schließlich vorschlug, zu den geplanten Songs noch eine Coverversion einer anderen Band neu zu mischen, war die Verwirrung perfekt.
Dylans Stimme war belegt. Lange nicht mehr hatte er so viele Stunden am Stück gesungen. Die einen oder anderen Textpassagen sollte er sogar in einer viel tieferen Tonlage präsentieren, als normalerweise. Er sollte sich Thors rauer Stimme anpassen, was ihm nicht unbedingt einfach fiel. Trotzdem bemühte er sich sehr, den Anforderungen gerecht zu werden.
Aber als sie am späten Abend die Arbeit beendeten und aus dem Raum strömten, begab er sich als einziger in die Küche.
Thor folgte still und wurde Zeuge, wie Dylan aus seiner Jacke, die dort auf einem Küchenstuhl hing, eine kleine Flasche zog und daraus ein paar Schlucke trank.
„Alles okay, Perk?“
Dylan versuchte nicht einmal, die Flasche zu verstecken, sie war inzwischen leer. Vor Thors Augen warf er sie in den Mülleimer.
„Geht so …“ Müde sank er nieder auf den Stuhl. Die Anspannung des Tages fiel von ihm ab. Am liebsten wollte er nur noch schlafen und vergessen, was alles geschehen war.
„Oh, Perk …“ Thor kam näher, setzte sich Dylan genau gegenüber. „Was mach’ ich bloß mit dir?“
„Notschlachten?“ Dylan lächelte, doch es sah kläglich aus. Seine zittrigen Finger glitten über sein hell gepudertes Gesicht. Er war betrunken, wahrscheinlich schon den ganzen Tag. Doch er hatte sich zurückgehalten, sodass es niemand bemerkt hatte. Aber jetzt, wo die Arbeit erledigt war, gab er sich keine Mühe mehr, seine schwermütige Verfassung zu leugnen.
„Kommt ihr nicht?“, hörte man Erik im Hintergrund rufen.
Thor schüttelte den Kopf, winkte ab. „Fahrt erstmal ohne uns …“
„Okay!“
Nun waren sie alleine. Dylan erneut für sein Verhalten zu tadeln, erschien Thor in diesem Augenblick nicht richtig. Vielleicht sollte er ganz anders vorgehen?
„Ist ziemlich anstrengend, so eine Aufnahme, was? Zudem haben wir wenig Zeit.“
„Ja, stimmt …“ Mehr sagte Dylan nicht. Stattdessen blickte er ins Leere. Dass ihn ganz andere Dinge belasteten, wollte er nicht zugeben. Und dass Thor diese Dinge nicht ansprach, deutete nur darauf hin, dass der sich nichts vorzuwerfen schien, wie immer!
„Was ist los mit dir, Perk?“
„Nichts …“
Er wich
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