Three-Night-Stand (German Edition)
weniger ausgeschnitten und auch der Stoff war dunkler und schwerer. Ihre Füße steckten in Stoffschuhen ohne Absatz und ihr Makeup war beinahe nicht vorhanden. Nicht, dass Lisa ansonsten wie ein laufender Schminkkasten oder eine Edelnutte aussah, doch heute schien sie es darauf angelegt zu haben, weiblich, aber möglichst wenig verführerisch zu wirken. Vergebens, sein Herzschlag bewegte sich dennoch in höheren Sphären und seine Handinnenflächen waren schwitzig wie die eines Schuljungen bei seinem ersten Date.
„Komm rein“, sagte er betont lässig, während seine Gedanken unbekümmert ihre eigene Version von neulich nachspielten. Dessen ungeachtet fuhr er fort: „Wieso setzen wir uns heute nicht mal wieder raus? Die Markise ist repariert und spendet Schatten, wir könnten draußen essen und ein paar kühle Drinks nehmen…“ Die Markise war vor etwa einer Woche kaputt gegangen und die Lieferung irgendeines winzigen Ersatzteiles hatte ewig gedauert. Nick hasste Sonnenschirme wie die Pest – was der deutlichen Abneigung ihrerseits gegen ihn entsprang. Es war eine Spezies, die ihn immer wieder tätlich angriff: im falschen Moment zuklappte, umfiel – und zwar grundsätzlich in seine Richtung – seine Finger einklemmte … die Liste der Vergehen war lang. Wie hart dieses Schicksal in einem Staat wie Kalifornien war, musste ja wohl nicht erst betont werden.
Zu seiner Freude lehnte Lisa das gemeinsame Frühstück nicht ab. Wie sollte sie auch, schließlich hatte er sich große Mühe gegeben, es so deutsch wie möglich zu machen (Wie hilfreich das Internet doch manchmal sein konnte!) und sie hatte sich wirklich darüber gefreut und sich gleich über die leckeren Speisen hergemacht. Es war so angenehm, jemandem mit einem gesunden Appetit zu begegnen, wenn sie auch heute weniger als sonst zu sich nahm. Vielleicht hatte sie schon etwas gegessen? Oder war ebenso nervös wie er?
In jedem Fall bot die gemeinsame Nahrungsaufnahme noch die unverfänglichsten Situationen, wenn es Nick auch ein hohes Maß an Selbstbeherrschung kostete, es nicht sexy zu finden, wie Lisa aß, wie er trotz des nicht allzu tiefen Ausschnitts ihres Kleides doch gewisse Einblicke bekam, wenn sie sich vorbeugte, um sich etwas vom Tisch zu nehmen. So gesehen, war es wohl mit dem ‚unverfänglich‘ nicht weit her. Himmelherrgott, es war ja nicht so, dass er die letzten zwei Tage in sexueller Hinsicht untätig gewesen war, wenn es auch keinen anderen reellen Partner außer sich selbst gegeben hatte. Leider hatten die Darstellerinnen seiner Lieblingsfilmchen die Hälfte der Zeit das Gesicht einer gewissen Person gehabt. Verdammte Fantasie. Er sollte doch sie und nicht sie ihn unter Kontrolle haben.
Wie dem auch war – ein weiterer Vorteil des Frühstücks bestand darin, dass man den Mund meist gefüllt hatte und so ein eventuell unangenehmes Schweigen nicht weiter auffiel. Schwieriger wurde es da schon, als sie sich ans Abräumen machten. Mit Lisa darüber zu diskutieren, dass sie ihm nicht helfen musste, hatte er sich recht schnell abgewöhnt, weil er erkannt hatte, dass sie beide das gleiche Problem damit hatten. Da war zum einen das schlechte Gewissen, nicht zu helfen, das mit jeder Rückkehr des Gastgebers, um noch weiter aufzuräumen, größer wurde und dann der Fakt, alleine in einem relativ fremden Haus am Tisch sitzen zu bleiben. Liam würde so etwas nie verstehen. Bei aller Liebe – manchmal fand Nick es direkt erstaunlich, dass der Schauspieler nicht noch jemanden mitbrachte, der ihm die Rinde von seinem Brot abschnitt.
Als hätte sie seine Gedanken erraten, schaute Lisa sich suchend um und grinste dann, als sie Nicks fragenden Blick auffing. „Ich suche Liam. Da er bis jetzt weder hereingeschneit ist noch angerufen hat, gehe ich davon aus, dass er bereits irgendwo hier ist.“
„Ich kann durchaus mal ein paar Stunden ohne ihn verbringen …“, warf Nick ein.
„Ja, aber er nicht ohne dich “, erwiderte sie und ließ dann die Schultern hängen. „Ich versuche nur, Konversation zu machen“, gab sie zu.
„Li ist am Set, denke ich…“ unternahm er einen lahmen Versuch, ihr entgegenzukommen. Super, dann redeten sie eben nicht über sich, sondern über jemanden, der ausnahmsweise mal nicht hier war.
„… oder am Strand …“ fuhr Lisa fort.
„… oder bei Meggie …“
„… oder bei seiner Freundin…“ Sie wartete einen Moment, doch Nick reagierte absichtlich nicht und verstaute stattdessen die Butter im
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