Three-Night-Stand (German Edition)
Ruhe und jemandem zum Quatschen an seiner Seite haben wollte.
Liam stieß nach einer kleinen Weile des Schweigens zwischen ihnen ein leises Seufzen aus, nahm das Kühlpad aus Lisas Hand und damit auch von seinem Auge und warf es dann auf den Couchtisch vor sich, auf dem auch schon seine Füße ruhten.
„Ich hasse das!“ brummte er und sah Lisa nun aus beiden Augen traurig an. „Dieses Gefühl, dass irgendetwas in meiner Welt nicht mehr stimmt, quer sitzt, verkehrt ist…“ Ein weiteres schweres Seufzen. „Weißt du, das kann nur er – mir dieses Gefühl geben. Niemand in dieser Welt schafft das so gut wie er… Ich ertrag es nicht, schlafen zu gehen, ohne das Gefühl zu haben, wieder im Reinen mit ihm zu sein…“ Sein Blick wanderte zurück zum Fernseher und verharrte dort für eine Weile.
Lisa wusste, dass er von Nick sprach und fragte sich, was genau zwischen den beiden vorgefallen war, doch sie äußerte diese Frage nicht.
„Er kennt mich doch“, setzte Liam nun leise hinzu. „Ich mache den Leuten vielleicht etwas vor, wenn ich vor der Kamera stehe oder ab und an in Interviews, wenn mich der Schalk packt oder das Studio mich darum gebeten hat, einen bestimmten Eindruck zu erwecken, um einen Film damit zu promoten. Aber ich bin sonst nicht falsch! Bin ich doch nicht, oder?“
Lisa blinzelte den Schauspieler etwas verwirrt an. „Nein… ähm…“
„Ganz ehrlich, Lisa!“ Er beugte sich ein wenig zu ihr vor, sah ihr prüfend ins Gesicht, wobei er mit seinem gesunden Auge ein wenig an ihr vorbeischielte. „Du kannst mir die Wahrheit sagen. Mache ich auf dich einen verschlagenen, unechten Eindruck?“
Dass seine beiden Sehorgane nicht ganz die gleiche Sehrichtung teilten, gab ihm ein etwas seltsames Aussehen, doch das ging selbstverständlich nicht mit in die ‚Bewertung‘ ein. Sie dachte einen Augenblick über seine Frage nach, dann schüttelte sie den Kopf. „Nein. Ich meine, du drehst manchmal ein wenig zu sehr auf und gibst gern den verrückten Superstar, aber ich hatte bisher nie das Gefühl, dass du unehrlich bist. Ganz im Gegenteil. Ich finde, du denkst oft zu wenig darüber nach, was du sagst und bist beinahe gnadenlos ehrlich. Nick muss ganz schön viel ertragen. Und manchmal bewundere ich ihn dafür, dass er dir keine verpasst…“
„Ich auch“, setzte Liam zu ihrer Überraschung hinzu und stieß ein leises Lachen aus. „Ganz ehrlich: Ich finde, er frisst momentan viel zu viel. Nicht nur von meiner Seite aus. Einfach generell. Er war vor ein paar Monaten noch anders. Irgendwie hat er ein wenig seinen Kampfgeist verloren. Es wird langsam Zeit, dass er mal wieder zurückschlägt.“
„Heißt das, du bist dir jedes Mal bewusst, wenn du über die Stränge schlägst?“ fragte Lisa verblüfft.
„In gewisser Weise schon“, gab Liam zerknirscht zu. „Aber ich kann es nicht stoppen. Es sprudelt einfach so aus mir heraus und wenn Nick nichts dagegen unternimmt, dann sprudelt es noch gleich viel stärker, weil es einfach zu verlockend ist, festzustellen, wohin die Grenzen gerutscht sind, wie weit ich gehen kann…“ Er lachte ein wenig unglücklich. „Ich bin manchmal ein lausiger Freund… Aber ich kann auch ein ziemlich guter sein…“
„Das glaub’ ich dir“, meinte Lisa mit einem kleinen Lächeln.
„Ja?“ War da tatsächlich ein wenig Unsicherheit in diesen braunen Augen, die sie so treuherzig ansahen?
„Ja“, gab sie fest zurück. „Hey, so heldenhaft, wie du mich da vorhin verteidigt hast – wie könnte ich da etwas anderes denken?“
„Auch wieder wahr.“ Liam hob stolz das Kinn. „Und das ganz ohne Superheldenkräfte! Nick hätte das mal sehen sollen!“
„Besser nicht“, entwischte es Lisa leise und Liam hob überrascht die Brauen.
„Warum nicht?“
„Ich glaube, Nick muss ohnehin immer vor dir zurückstecken, weil du der berühmte Star bist und sofort immer die Aufmerksamkeit aller Personen herum auf dich ziehst. Wenn du dich auch noch als Held in der Realität feiern lässt, tut das seinem Ego bestimmt nicht gut.“
Liam runzelte die Stirn. „Meinst du?“
„Ach, komm schon, Liam – bist du noch nie auf den Gedanken gekommen, dass es vielleicht nicht so leicht ist, mit einer Berühmtheit befreundet zu sein? Wenn man ständig im Schatten einer anderen Person steht, die es geschafft hat, die berühmt, reich und beliebt ist, und man selbst noch an seiner eigenen Karriere bastelt, man immer noch kämpfen muss und von anderen abhängig ist? Ich
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