Three-Night-Stand (German Edition)
heutzutage nach einer durchzechten Nacht nicht gezwungen war, wie der Tod auf Latschen auszusehen. Er hatte zumindest einen Concealer im Handschuhfach, gleich neben einer Tube Feuchtigkeitscreme. Liam zog ihn gerne mit den unzulänglichen Lagermethoden auf. „Eines Tages wird es entweder in die Luft fliegen oder dein Gesicht grün färben und zwar nicht aufgrund falscher Lagerung – aus Rache! Wenn es eine Schutzorganisation für Kosmetika gäbe, wärst Du ganz oben auf ihrer Abschussliste, mein Lieber.“
Sein Freund, der sich nun doch endlich wieder im Griff hatte, straffte die Schultern, setzte sich gerade hin und nickte Nick kurz zu. Doch dieses süffisante Lächeln, das er auf den Lippen trug, und die Art, wie er Lisa nun ungeniert von oben bis unten musterte, gefiel Nick überhaupt nicht.
„Liam – reiß dich zusammen!“ zischte er seinem Freund zu. „Wenn du so weiter machst, sind wir bald beide unseren Job los!“
Liam hob beschwichtigend eine Hand. „Lass mich nur machen, Nicky. Ich hab’ meine Fans im Griff…“
„Sie ist aber nicht nur irgendein Fan“, raunte Nick ihm angespannt zu. Nur noch wenig Meter, dann war sie wieder in Hörweite! „Wir brauchen sie. Sie soll sich mit uns wohlfühlen und nicht darüber nachdenken, wie sie auf dem schnellsten Weg zurück nach Deutschland kommt!“
„Ist ja gu-ut“, gab Liam zurück, ohne sein provokantes Grinsen abzustellen, und fixierte Lisa bereits wieder.
„Nein, nicht ‚ist ja gu-ut‘“, knurrte Nick zurück. „Du nicht benehmen – wir tot! Du verstehen?“
Liam rang sich dazu durch, ihn noch einmal anzusehen und das anzügliche Grinsen wurde tatsächlich zu einem milden Lächeln, bevor er brav nickte. Dann setzte er das auf, was einem Pokerface gar nicht einmal so unähnlich war – wenn man von dem auffällig-unauffälligen ‚Ich versteeehe‘-Zwinkern absah. Gott sei Dank hielt es nur so lange an, bis er sich zu Lisa umwandte, die schon viel zu nah heran war.
Nick nahm noch einmal einen tiefen Atemzug und sammelte all sein Kräfte. Er würde diese brauchen, um alles wieder so ins Lot zu bringen, dass Miss George die Staaten nach diesem Gespräch nicht sofort wieder fluchtartig verließ.
Kapitel 3
„Ganz ruhig, Lisa – gaanz ruhig. Du kriegst das hin. Du kannst da wieder rausgehen, ohne dein Gesicht zu verlieren. Du hast nichts falsch gemacht und du brauchst dich auch für nichts zu schämen. Du bist eine moderne Frau und die dürfen ihre Leben genauso genießen wie Männer. One-Night-Stands sind heutzutage nichts Ungewöhnliches mehr. Das zeigt nur, wie emanzipiert du bist. Und wenn irgendein Kerl Probleme damit hat oder sich lustig darüber macht, spricht das eindeutig dafür, dass du einen unterbelichteten Neandertaler vor dir hast, mit dem du dich eh’ nicht abgeben willst! Da stehst du doch drüber!“
Lisa schenkte ihrem eigenen Spiegelbild ein zuversichtliches Lächeln, doch dieses erstarb sogleich wieder bei dem Gedanken daran, wer dort draußen an dem Tisch auf sie wartete. Verzweiflung gewann die Oberhand in ihren Augen und sie ließ die Schultern wieder hängen, stützte sich schwer auf die Umrandung des Waschbeckens und stöhnte gequält auf.
‚Schlimmer kann es ja jetzt nicht mehr kommen.‘ Das hatte Lisa sich gesagt, als sie sich mit Nick zusammen am Tisch niedergelassen hatte und der Gedanke, so traurig er auch war, hatte ihr ein wenig Zuversicht gegeben – genauso wie Nicks äußerst taktvolles und professionelles Verhalten. Er hatte sich wirklich so benommen, als ob die letzte Nacht nicht passiert war, und es ihr damit leicht gemacht, sich wieder zu entspannen und sich langsam an die wichtigen Themen heranzutasten, die sie gemeinsam zu bearbeiten hatten. Sie hatte sich in dem Gedanken bestätigt gefühlt, endlich mal einen sympathischen und kompetenten Drehbuchschreiber vorgesetzt bekommen zu haben, mit dem sie sich trotz der Geschehnisse von gestern Nacht durchaus vorstellen konnte zusammenzuarbeiten.
Und dann war er erschienen. Er! Nicht irgend eine berühmte Person, die Nick zufällig kannte, sondern ausgerechnet der Schauspieler, den Lisa in ihrer Teenagerzeit nahezu vergöttert hatte und dessen Karriere sie voller Hingabe mitverfolgt hatte – bis sie irgendwann zu alt dafür geworden war…
Nun gut, sie hatte nie völlig aufgehört, sich dafür zu interessieren, was er so machte, war auch heute noch ziemlich gut über seine neuesten Projekte und den Klatsch und Tratsch um ihn herum
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