Three-Night-Stand (German Edition)
sollte sie demnächst besser ein Buch mit dem Titel „20 Stufen der Peinlichkeit und wie man sie überwindet, ohne Selbstmord zu begehen“ schreiben.
„Können… können wir einfach aufhören darüber zu reden?“ brachte Lisa gedämpft zwischen ihren Fingern hervor.
„Okay.“
Sie hörte, wie er rasch den Musiksender wechselte. Irgendein Country Song dudelte nun fröhlich vor sich hin.
„Ähm… ich sag’ dir dann bescheid, wenn eine Bodenwelle kommt.“
„Hm-hm“, machte Lisa nur. Nur ein paar Sekunden noch – dann war sie bereit, sich dem nächsten Tag voller Blamagen zu stellen. Wenn das weiter so mit ihnen ging, konnte ihre Zusammenarbeit in den nächsten Wochen noch heiter werden!
Kapitel 6
Es tat langsam weh. Seit Nick durch das prunkvolle Eingangstor des riesigen Studiogeländes gefahren war, malträtierte Lisa seinen rechten Arm. Jedes Mal, wenn sie an einem Außenset vorbeifuhren, das ihr bekannt vorkam, knuffte sie ihn aufgeregt und zeigte auf das, was sie sah, wie ein Kind, das zum ersten Mal Disney-World besuchte. Gut – ‚knuffen‘ war vielleicht nicht das richtige Wort. Es war eher ein kurzer Schlag mit der flachen Hand auf seinen Oberarm, aber auf Dauer konnte auch das schmerzhaft werden.
Das Set von ‚Schattenmond‘, auf dem heute gedreht wurde, befand sich leider weiter hinten in dem grüneren Teil des Parks, bei den eigens für Dreharbeiten angelegten Seen und Wäldchen, was bedeutete, dass sie an vielen anderen mehr oder minder bekannten Sets vorbeifahren mussten. Sein Arm würde grün und blau sein, wenn sie endlich angekommen waren.
Ein Positives hatte die ganze Sache jedoch: Lisa hatte ihren schlechten Start in den Tag vollkommen vergessen, hatte sich zurück in die lebhafte, fröhliche junge Frau verwandelt, die sie eigentlich war, und der Bann des unangenehmen Schweigens zwischen ihnen war endlich gebrochen.
„Oh… oh mein Gott!“
Nick zuckte schon bei diesem Ausruf vorsorglich zurück, doch dieses Mal war Lisas Staunen so groß, dass sie sich lieber gleich halbwegs aus dem Auto hängte, anstatt ihn ein weiteres Mal schmerzhaft auf etwas aufmerksam zu machen, das er durch seine regelmäßige Arbeit als Skript-Doktor und seine enge Freundschaft mit Liam eigentlich schon ziemlich gut kannte.
„Das ist doch das Haus von Abigail Templeton aus ‚Schicksalsschwestern‘!“ stieß sie beinahe andächtig aus. „Ich hab’ diesen Film so geliebt!“
„Und das Haus aus ‚Der Totengräber“, entwischte es Nick mit einem kleinen Grinsen. Lisas Kopf flog sofort zu ihm herum. Ihre Augen wurden ganz groß.
„Nein!“
„Doch.“ Er nickte, um die Richtigkeit seiner Worte noch einmal zu betonen.
Sie sah wieder das Haus an und musste schließlich lachen. „Jetzt, wo du es sagst…“
„Heißt das, du hast den ‚Totengräber‘ gesehen?“ hakte Nick verblüfft nach.
„Auch wenn ich selbst eine Romanreihe geschrieben habe, die eher zum Fantasy Genre zu zählen ist, heißt das nicht, dass ich mich nicht auch für andere Genres interessiere“, erwiderte sie mit einem kleinen Lächeln. „Ich sehe zur Zerstreuung gern mal den einen oder anderen Horrorfilm.“
Er hob anerkennend die Brauen. Das hätte er ihr wirklich nicht zugetraut.
„Hättest du nicht gedacht, bei dem schwülstigen Kram, den ich schreibe, oder?“ meinte sie, den Kopf stolz erhoben.
„Ich finde das, was du schreibst, nicht schwülstig“, gab er zurück, ohne dabei lügen zu müssen.
Dieses Mal wanderten ihre Brauen ein wenig nach oben. „Ehrlich? Oder sagst du das jetzt nur, damit wir in Zukunft gut zusammenarbeiten können?“
Nick stieß ein leicht verärgertes Lachen aus. „Gut – ich nehm’ das jetzt mal nicht persönlich, weil du mich nicht richtig kennst und gewiss schon einigen Speichelleckern begegnet bist, seitdem deine Bücher auf den Bestsellerlisten ziemlich weit oben stehen. Aber glaube mir: Ich bin keiner davon. Wenn mir deine Bücher nicht gefallen würden, hätte ich den Job nicht angenommen. Sie sind stilistisch sehr gut geschrieben und weisen eine Dichte in der Handlung auf, die man nur selten bei anderen Büchern finden kann. Sie sind spannend, witzig, intelligent und besitzen ein gewisses Suchtpotential – selbst für uns Männer. Und das heißt schon was. Du neigst manchmal dazu, etwas zu dramatisch und ab und an auch ein wenig kitschig zu werden, aber das fällt nicht so ins Gewicht, wenn man das Gesamtwerk betrachtet, und kann leicht überblättert werden.“
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