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Three-Night-Stand (German Edition)

Three-Night-Stand (German Edition)

Titel: Three-Night-Stand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Linger
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lächelnd in die Runde und widerstand dem Drang, einfach davonzulaufen oder zumindest loszuschreien, dass alle endlich still sein sollten.
    „Dieses kleine Treffen soll vor allem dazu dienen, uns ‚wichtige Leute‘“, die Produzentin markierte diese Worte in der Luft und lächelte mokant, woraufhin die übrigen in der Runde kurz und wie einstudiert auflachten, „einmal an einen Tisch zu bekommen, was ja dank unserer gut gefüllten Terminpläne ein recht schwieriges Unterfangen darstellt.“ Beifälliges Lachen. „Doch wir wollen nicht die Hand beißen, die uns füttert, und uns über unsere Auftragslage beschweren, die unter anderem auch dank unserer deutschen Freundin als alles andere als negativ zu betiteln ist.“
    Ihr alter Freund, das Loch im Boden, ließ Lisa erneut im Stich und sie überlegte sich ernsthaft, ihm die Freundschaft aufzukündigen. Was wurde das denn hier nur? Eine Beweihräucherung ihrer Person nach der anderen? Über ‚Schleimen‘ ging das ja wohl weit hinaus. Oder übertrieb sie selbst? War sie zu ‚deutsch‘ für so etwas, wie Karen oft im Scherz sagte?
    Ihr Blick fiel auf Nick, der ihr aufmunternd zuzwinkerte und ihr tatsächlich damit ein wenig den Rücken stärkte.
    „Wir hoffen, dass du dich hier schon etwas eingewöhnen konntest und auch der Jetlag dir nicht mehr so arg zusetzt. Und noch viel mehr hoffen wir, dass der heutige Setbesuch deinen Vorstellungen entsprach…?“
    Auch wenn Meggie’s Stimme am Schluss nach oben ging, wurde deutlich, dass sie nichts anderes als eine Bestätigung erwartete.
    „Es war wundervoll“, hörte Lisa sich also lahm selbst antworten und Meggie quittierte dies mit einem gütigen Kopfnicken der Marke ‚Brav, Mädchen‘.
    Das Servieren der Vorspeise befreite Lisa fürs erste von den aufmerksamen Blicken der anderen – dachte sie zumindest. Doch kaum befanden sich vor allen riesige tiefe Teller mit geschätzten zwanzig Millilitern schaumig geschlagener roter Suppe spürte Lisa sofort wieder aller Augen auf sich. Wieso fing denn keiner an zu essen? Ach, du meine Güte – sollte sie etwa eine Art Tischgebet sprechen? Und wenn ja, welches? Sie kannte gerade mal ein paar Fetzen eines christlichen Spruches. Aus der jüdischen Religion fiel ihr lediglich der Trinkspruch ‚L’Chaim‘ ein – doch was war, wenn sich Muslime, Buddhisten, Rastafari, Wicca oder Satanisten mit am Tisch befanden, die sie so beleidigte?
    „Guten Appetit?“ versuchte sie es, doch bis auf freundliche Erwiderungen geschah nichts.
    „Tischsitte gebiert dem Gast den Anfang“, flüsterte Nick ihr fast unhörbar zu, doch natürlich bekamen es alle mit.
    Welch ein Spaß – Essen unter Aufsicht. Mit einer Hand griff Lisa verkrampft nach dem Löffel und mit der anderen nach dem Tellerrand, um den Teller ein wenig von ihr weg zu kippen. Irgendwo in den Tiefen der ihr angediehenen Erziehung meinte sie sich an etwas Derartiges zu erinnern. Übertrieben sanft, um mit nur keinem Besteckklappern die angespannte Totenstille zu stören, tauchte sie den Löffel seitlich von sich wegzeigend ein, strich ihn nahezu lautlos am inneren Tellerrand ab und führte ihn dann, ohne auch nur einen Tropfen der zwei Milliliter darauf zu verlieren, zu ihrem Mund, stieß damit nicht gegen ihre Zähne und schluckte. Wenn Schlürfen jetzt wieder ‚in‘ war, hatte sie eben verloren. Nicht, dass sie eine halbe Stunde später auch nur den Hauch einer Ahnung haben würde, was sie zu sich genommen hatte.

     

    Das weitere Essen – ganze vier Gänge exklusive des Desserts – verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle, auch wenn Lisa sich ein wenig wie ein Zirkusdompteur vorkam, weil bei jedem einzelnen Gedeck darauf gewartet wurde, dass und wie sie zu essen begann. Beim dritten Gang – gedünsteter Irgendwas-Fisch mit heller Weißnichtgenau-Soße und gratiniert-marinierten Nichtganzsicherwelches-Gemüsejulienne – saß sie schließlich ein wenig entspannter in ihrem Sitz, würzte relativ ungeniert nach und benutzte, was ihr erst später auffiel, offensichtlich das falsche Besteck. Sie war jedoch zu sehr in ein angeregtes Gespräch mit Nick neben ihr und Cooper gegenüber vertieft, um sich wirklich darüber Gedanken zu machen. Das Fernbleiben des überkandidelten Jasper hatte zur Folge, dass kein potentieller Störfaktor anwesend war.
    Kurz nach Servieren des Desserts – kleine sündhafte Petit Fours und starker Kaffee – zupfte Lisa irritiert am Dekor ihres Törtchens herum und untersuchte die

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