Three-Night-Stand (German Edition)
Guter Punkt, denn der sollte möglichst gerade auf ihren Schultern sitzen. Schultern! Die sollten locker, aber nicht hängend sein und gerade, ohne steif zu wirken. Der Gesichtsausdruck pokerface...ig, jedoch nicht unnahbar. Die Hände… oh meine Güte, die Hände. Eine auf den hohen Tisch neben ihr aufgelehnt? Galt aufstützen nicht als unfein? Und ansonsten... lieber nicht – bei ihrem Glück kippte er bestimmt um. Oder locker nach den Salzstangen greifend? Oh, nein – würde sie so zu hungrig wirken? Das wollte sie auf keinen Fall... apropos: Wo blieb denn das Essen? Hoffentlich war es nichts Ekliges wie Schnecken oder Hummer oder Ka-… Sie musste dringend aufhören, an derartige Dinge zu denken.
Wieso konnte sich denn nicht jeder sein Essen selber bestellen? Das war doch hier nicht das perfekte Dinner, an dem alle das gleiche bekamen, um dann am Ende darüber abzustimmen, wie gut es geschmeckt hatte.
‚Meine Güte, reg’ dich ab!‘ sagte sie in Gedanken zu sich selbst.
Gut, hier war sie also und nun gab es ohnehin kein Zurück mehr. Sie wollte etwas erreichen, wollte, dass man ihre Interessen ernstnahm.
„ Du bist diejenige, die diesen Leuten Arbeit gibt, Lisa, das solltest du nie vergessen“, hatte Karen in einem ihrer ersten geschäftlichen Gespräche gesagt und es waren eben diese Worte, die Lisa sich jetzt in Erinnerung rief. „Ohne dich hätten sie zwar auch einen Job – allerdings keinen so tollen. Deine Bücher sind grandios, enthalten eine Menge wertvoller Arbeit und jeder, der an der filmischen Umsetzung arbeiten darf, sollte sich dieser Ehre bewusst sein.“
Lisa hatte ein wenig schmunzeln müssen, doch im Grunde genommen hatte ihre Freundin Recht. Das hier war ihr ‚Baby‘ und wer mit ihm spielen wollte, sollte sich bewusst sein, dass Mama die Spielzeuge auswählte, immer wachsamen Auges war und im Notfall alle nach Hause schicken und Hausverbot erteilen würde. So wie Ralf – diesem Schmarotzer…
„Meine Lieben, wenn ihr euch nun alle zu Tisch begeben würdet“, ertönte eine laute Stimme über die der anderen hinweg und Lisa erkannte sie als Megan Eirys. Irgendetwas an dieser Frau war ihr nicht geheuer und dieses Gefühl war seit ihrem ersten Kontakt nicht gewichen. Bereits am Telefon, beziehungsweise durch den Bildschirm hindurch, hatte die Managerin etwas an sich gehabt, das Lisa an ungeliebte Grundschullehrerinnen erinnert hatte. Eine Mischung aus aufgesetztem Verständnis und kaltem Kalkül, nur darauf bedacht herauszufinden, inwieweit einem das Gegenüber von Nutzen sein konnte.
Lisa begab sich an den ihr durch ein Tischkärtchen zugewiesenen Platz und ein paar Sekunden später ließ ein Stoß gegen ihren Arm sie zur Seite blicken. Nick, der gerade auf den Stuhl neben sie rutschte, sah sie mit einem entschuldigenden Lächeln an und flüsterte: „Sorry, manchmal bin ich feinmotorisch etwas ungeschickt.“
„Nicolas, wie schön, dass auch du uns beehrst“, bemerkte Meggie trocken. Die anderen am Tisch begannen zu lachen und Nick, der gerade nach seinem Wasserglas griff, prostete ihnen mit einem halbherzigen Grinsen zu, während Lisa immer nervöser und gleichzeitig etwas ärgerlich wurde. Es ging nicht darum, für Nick Partei zu ergreifen – sie mochte es nur nicht, wenn jemand auf solche Art zur Belustigung anderer vorgeführt wurde. Das war eine Sache unter Freunden – in einem beruflichen Rahmen sollte die sich in einer höheren Position befindliche Person von solcherlei Scherzen absehen. Oder war sie zu streng? Vermutlich hatten Meggie und er ein viel herzlicheres Verhältnis, als sie dachte, auch wenn ‚herzlich‘ und ‚Megan‘ in ihren Augen in etwa so gut zusammenpassten wie Boeuf Stroganoff und ein Vegetariertreffen. Nick zumindest schien das Ganze nicht weiter schwer zu nehmen. Kein Grund also, hier innerlich die Löwin heraushängen zu lassen, die ihr Junges verteidigte.
„Zunächst möchte ich noch einmal ganz herzlich unseren Gast begrüßen – doch was sage ich: die Dame, ohne die wir alle nicht hier wären. Die, der wir die wundervolle Vorlage zu ‚Schattenwelt‘ sowie seiner Nachfolger und die Möglichkeit verdanken, es auch weiterhin filmisch umsetzen zu dürfen: Lisa George!!“
Applaus brandete auf und der Mittelpunkt dieser Ansage wurde schlagartig rot. Verdammt! Weeeeehe, die dicke Schicht Makeup ließ mehr als eine zarte Verfärbung der Wangen durchscheinen!
War das hier die Golden Globe Award Show oder was? Lisa nickte höflich
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