Three-Night-Stand (German Edition)
denn im nächsten Augenblick kam Jack breit grinsend um die Ecke geschossen und setzte seine Wasserpistole gnadenlos gegen seine neuen Feinde ein – und das waren in diesem Moment seine Mutter und Lisa. Die Arme hochzureißen und laut kreischend das Gesicht zu schützen, war das einzige, was sie beide noch tun konnten. Dann war es auch schon vorbei und Jack ließ seine Opfer triefend nass hinter sich zurück, während er gackernd zu Nick hinüberlief. Kinder waren manchmal richtige kleine Monster – vor allem das große Kind weiter weg, das sich vor Lachen kaum noch auf den Beinen halten konnte.
„Hey!“ rief Hannah empört und Nick wagte es doch tatsächlich, ein High-Five mit Jack auszutauschen, bevor sie wieder aufeinander losgingen. Wer die geniale Idee zu dem Angriff auf Hannah und sie gehabt hatte, war somit nicht mehr schwer zu erraten.
Hannah sah Lisa an und hob eine Braue, so wie Nick das manchmal tat, wenn ihm ein genialer Gedanke gekommen war.
„Ich habe im Küchenschrank noch zwei riesengroße Supertank-Wasserpistolen“, raunte sie Lisa zu und die begann sofort breit zu grinsen.
„Ich bin dabei“, erwiderte sie und beide erhoben sich wie ein Mann und eilten ins Innere des Hauses. Es war doch manchmal einfach zu schön, wieder zum Kind zu werden!
Es war schon spät, als Nick und Lisa den Rückweg antraten. Die Sonne stand tief, war aber noch nicht ganz untergegangen. Der Himmel wurde in ein kräftiges Rotgold getaucht, so wie man es auf kitschigen Ansichtskarten sah, nur, dass das hier real und nicht mit einem PC-Fotostudio nachbearbeitet worden war. Es war eine Zeit für lange Spaziergänge, romantisches Händchenhalten und nicht die Gedanken, die sich seit geraumer Zeit in Lisas Kopf eingenistet hatten und seit etwa einer halben Stunde mit aller Macht nach draußen wollten, obwohl sie sich vor ein paar Minuten noch so glücklich und zufrieden gefühlt hatte. Sie rumorten in ihrem Innern, verkrampften ihren Magen, verdrehten ihre Eingeweide und bildeten einen Kloß in ihrem Hals. Die letzten Stunden waren so wunderschön gewesen und ihre Vernunft schrie sie lauthals an, gefälligst ihren Schnabel zu halten und das einvernehmliche, zufriedene Schweigen zwischen ihr und Nick zum Ausklang des tollen Tages einfach nur zu genießen. Doch schließlich hielt sie es nicht mehr aus.
„Okay, ich muss es jetzt einfach wissen!“ platzte es aus ihr heraus und, weil sie befürchtete, dass bereits eine kleine Pause nach dieser Einleitung sie von ihrem Vorhaben abbringen könnte, sprach sie sofort weiter: „War es geplant?“ Sie suchte seinen Blick und sah ihm fest in die Augen. „Wie unangenehm du die Antwort auch immer finden magst – ich bitte dich inständig, mich nicht anzulügen.“
Sie waren stehengeblieben. Nick sah sie aufgrund des Größenunterschiedes von oben herab an. „Wir… reden hier nicht vom Besuch bei meiner Schwester oder?“
Sie schüttelte nicht den Kopf sondern fragte nur weiter: „Der One-Night-Stand. War er geplant?“
Sein Kopf ruckte ein wenig zurück. „ Was?“
Sie versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu deuten, doch ganz sicher war sie sich nicht, was sie darin sah oder ob sie vielleicht zu sehr etwas sehen wollte, das gar nicht da war. War er verärgert? Fühlte er sich ertappt, überspielte es aber großartig?
„Hör zu, ich bin nicht dumm, okay?“ plapperte sie wie aufgezogen weiter. „Ich habe Augen im Kopf und ein Hirn, das mir hilft, Gesehenes zu kombinieren. Beispielweise Liams Kommentare oder Meggies Seitenblicke beim Essen damals… Du hast kurz mit ihr gesprochen, bevor du auf die Toilette verschwunden bist“ - und dort seeeehr lange verweilt hast – „und sie hat so komisch in meine Richtung genickt und dir auf die Schulter geklopft. Ich weiß, dass mich die meisten hier unterschätzen und für die dumme, kleine, nervige Autorin aus diesem unwichtigen Naziland hinterm großen Teich halten, der man nur ein wenig Honig ums Maul schmieren muss, um sie einzulullen -“
„Wann habe ich dir das Gefühl gegeben, ich würde dich für dumm halten?“ erkundigte sich Nick. Er hatte seine Augenbrauen zusammengezogen und die Entspannung und Gelöstheit der letzten Stunden waren wie weggeblasen. Fast plagte Lisa ein schlechtes Gewissen, doch sie musste endlich Gewissheit haben. Gerade weil der Tag so toll gewesen war. Gerade weil sie Nick langsam so richtig gern hatte, es so genoss, mit ihm Zeit zu verbringen. Das war gefährlich, weil es ihr aus diesem
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