Three-Night-Stand (German Edition)
Avenue. Wenn sie weiter geradeaus gingen, kämen sie auf die Hauptstraße, doch schon nach kurzer Zeit bog Nick wieder nach rechts ab und Lisa beschloss, dass die kleinen Seitenstraßen vielleicht doch schöner zum Spazierengehen waren. Heute schien Mülltag zu sein, denn alle Tonnen standen brav draußen an der Straße. Es waren schöne Häuser, an denen sie vorbei gingen, größere und kleinere, meistens Neubauten, aber alle gliederten sich in ihre Umgebung ein.
„Wir könnten auch…“, begann Lisa, hielt dann aber schnuppernd inne. Ein durchdringender, aber keinesfalls unangenehmer Bratgeruch wehte in ihre Richtung. In einem der Häuser um sie herum bereitete jemand ein leckeres Mittagessen zu. Mit Zwiebeln und Knoblauch und Fleisch… vielleicht Buletten…
„Oh Gott, riecht das gut!“ entfuhr es ihr begeistert. „Da will man doch glatt klingeln gehen und fragen, ob man etwas abhaben darf. Kennst du das?“
Nick nickte lächelnd und blieb auf einmal nachdenklich stehen. Sie tat es ihm nach und blickte ihn fragend an. „Was ist denn? Willst du doch lieber woanders hin?“
„Komm, das machen wir jetzt einfach“, sagte er fest entschlossen. Lisa blinzelte irritiert und es dauerte einen Moment, bis sie begriff, was er meinte, doch da lief er auch schon auf das Gartentor zu.
„Nein, Nick!!“ rief sie und lachte, wenn auch ein wenig verzweifelt. „Das – das machst du doch nicht wirklich?!“ Quatsch, er würde stehen bleiben… gleich jetzt … jetzt oder auch – „NICK!?“
Heilige Scheiße, er drückte doch tatsächlich auf die Klingel! Es war wie bei einem Horrorfilm, wenn der Mörder hinter der Hauptperson her war und man eigentlich ausschalten wollte, aber doch unbedingt rausfinden musste, wie es weiterging. Sekunden vergingen, Sekunden zäh wie altes Kaugummi, in denen Lisa hoffte, betete , dass niemand zuhause war, die Klingel nicht funktionierte, der Geruch aus einem der anderen Häuser kam, dass sie ihn sich nur eingebildet hatte, ebenso wie den ganzen Spaziergang. In Wirklichkeit saßen sie immer noch in Nicks Wohnzimmer und arbeiteten und sie war nur in einen kurzen Tagtraum abgedriftet. Einen, in dem die Tür geöffnet wurde und eine dunkelhaarige junge Frau heraustrat, deren Gesicht Lisa nicht genau erkennen konnte, weil es von Nicks Körper verdeckt wurde. Ein paar kurze, leisere Worte wurden gewechselt, dann ertönte ein freundliches: „Klar, kommt doch rein! Ich hab’ eh so viel gekocht. Das reicht in jedem Fall für ein paar Leute mehr.“
Lisa glaubte ihren Ohren kaum zu trauen, doch Nick lief schon wieder auf sie zu und griff nach ihrer Hand, um sie mit sich zu ziehen. „Komm, wir sind eingeladen“, strahlte er.
„Das… das glaub’ ich jetzt nicht…“ Sie ließ sich zwei Schritte weit mitziehen, dann hielt sie wieder an. „Die lassen uns wirklich mitessen?“
„Hey, wer kann diesem Lächeln schon widerstehen?“ Nick grinste noch ein wenig breiter, wahrscheinlich in einer Wattzahl, die noch nicht hergestellt wurde.
Lisa kicherte etwas hysterisch, dann blickte sie an ihm vorbei und die fremde Frau winkte ihr doch tatsächlich aufmunternd zu. „Keine Schüchternheit“, lachte sie und deutete dann hinter sich. „Ich muss wieder in die Küche, sonst haben wir gleich Brennkohle statt Bouletten. Macht es euch schon mal bequem. Ich bin gleich wieder zurück.“
„Nu’ los! Du hast doch gehört, was sie gesagt hat“, drängte Nick und zog Lisa weiter vorwärts.“
„Sind die hier alle so?“ ‚Total perplex‘ beschrieb ihren Zustand nicht einmal annähernd.
„Na klar, Amerikaner sind so: Herzlich, freundlich, großzügig …“
Sie waren nun schon durch die Tür getreten und Lisa sträubte sich ein weiteres Mal, schüttelte den Kopf. „Nick, wir können das unmöglich machen! Wir wirken wie Obdachlose, die sich bei ihnen Wildfremden durchschnorren wollen.“ Das Blut schoss ihr bei ihren eigenen Worten sofort ins Gesicht. „Ich krieg hier keinen Bissen runter!“
„Das glaube ich nicht“, grinste Nick und brachte es doch tatsächlich zustande, ihr gegen ihren Willen aus der leichten Jacke zu helfen, die sie trug. „Sie kocht einfach fantastisch!“
Lisa hielt inne, starrte ihn verwirrt an. Woher wusste er das?
„ONKEL NICK!“ tönte im nächsten Augenblick ein Freudenschrei durch den Flur und nur den Bruchteil einer Sekunde später flog ihnen auch schon ein kleiner Junge entgegen und warf sich in Nicks weit geöffnete Arme. In der einen Hand trug
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