Throne of Glass – Die Erwählte
Lippen sich auf ihre pressten. Sie legte eine Hand auf seine Schulter, ihre Finger gruben sich in seine Muskeln. Wie hatten sich die Dinge zwischen ihnen verändert, seit sie ihn damals in Endovier zum ersten Mal gesehen hatte!
Ihre Augen öffneten sich. Endovier. Warum küsste sie den Kronprinzen von Adarlan? Ihre Finger erschlafften und ihr Arm fiel seitlich herab.
Er löste seinen Mund von ihrem und lächelte. Ein ansteckendes Lächeln. Dann beugte er sich wieder nach vorn, aber sie legte ihm sanft zwei Finger auf die Lippen.
»Ich sollte ins Bett gehen«, sagte sie. Er hob die Augenbrauen. »Allein«, fügte sie hinzu. Er zog ihre Finger von seinem Mund und wollte sie wieder küssen, aber sie glitt leicht unter seinem Arm hindurch und griff nach der Türklinke. Bevor er sie aufhalten konnte, hatte sie die Schlafzimmertür geöffnet und war hineingeschlüpft. Dann steckte sie den Kopf durch die Tür und sah, dass er weiter lächelte. »Gute Nacht.«
Dorian lehnte sich an die Tür, brachte sein Gesicht dicht an ihres. »Gute Nacht«, flüsterte er und küsste sie wieder. Sie ließ ihn gewähren. Als er plötzlich aufhörte und sich von der Tür zurückzog, hätte sie fast das Gleichgewicht verloren. Er lachte leise.
»Gute Nacht«, sagte sie noch einmal und ihre Wangen wurden heiß. Dann war er fort.
Celaena ging zum Balkon, riss die Tür auf und sog genüsslich die eisige Luft ein. Sie strich sich mit den Fingern über die Lippen und blickte zu den Sternen hinauf, fühlte, wie ihr Herz sich weitete, groß und immer größer wurde.
~
Mit rasendem Herzen ging Dorian langsam zu seinen Gemächern zurück. Er konnte immer noch ihre Lippen auf seinen spüren, den Duft ihres Haares riechen und das Gold in ihren Augen im Kerzenlicht flackern sehen.
Zum Teufel mit den Konsequenzen. Irgendwie würde es schonfunktionieren; er würde einen Weg finden, um mit ihr zusammen zu sein. Das musste er einfach.
Er war von der Klippe gesprungen. Jetzt konnte er nur auf ein Netz hoffen.
~
Im Garten starrte der Captain der Garde zu Celaenas Balkon hoch und beobachtete, wie sie allein, in ihre Träume versunken, Walzer tanzte. Aber er wusste, dass ihre Gedanken nicht ihm galten.
Dann hielt sie inne und starrte nach oben. Sogar aus der Entfernung konnte er die Röte auf ihren Wangen sehen. Sie sah jung aus – nein, wie neugeboren. Er spürte einen Stich im Herzen.
Trotzdem beobachtete er sie, ließ sie nicht aus den Augen, bis sie mit einem Seufzer hineinging. Nicht ein einziges Mal machte sie sich die Mühe, nach unten zu sehen.
40
C elaena stöhnte, als ihr etwas Kaltes und Nasses erst über die Wange fuhr und ihr dann das ganze Gesicht ableckte. Sie öffnete ein Auge. Ihre Hündin blickte schwanzwedelnd auf sie herunter. Celaena drehte sich auf die andere Seite und verzog das Gesicht, als sie merkte, dass es schon hell war. Sie hatte nicht so lange schlafen wollen. In zwei Tagen stand die nächste Prüfung an und sie musste trainieren. Es war die letzte Prüfung vor dem abschließenden Zweikampf – die Prüfung, bei der sich entschied, welche vier Champions in die Endausscheidung kommen würden.
Celaena rieb sich die Augen und kraulte die Hündin hinter den Ohren. »Hast du irgendwo hingepinkelt und willst es mir beichten?«
»Keineswegs«, sagte jemand und die Schlafzimmertür schwang auf – Dorian. »Ich habe sie im Morgengrauen mit den anderen Hunden nach draußen mitgenommen.«
Sie lächelte schwach, als er näher kam. »Ist es nicht ein bisschen früh für einen Besuch?«
»Früh?« Er lachte und setzte sich aufs Bett. Sie rutschte ein paar Zentimeter zurück. »Es ist fast ein Uhr nachmittags! Philippa hat mir gesagt, Ihr habt den ganzen Vormittag geschlafen wie ein Stein.«
Ein Uhr! Was war mit dem Unterricht mit Chaol? Sie kratzte sich an der Nase und zog den Welpen auf ihren Schoß. Zumindest warletzte Nacht nichts passiert; hätte es einen weiteren Angriff gegeben, hätte sie es bereits erfahren. Sie seufzte erleichtert, obwohl sie sich wegen Nehemia – wie wenig hatte sie ihr vertraut! – noch ein kleines bisschen elend fühlte.
»Habt Ihr ihr schon einen Namen gegeben?«, fragte Dorian – leichthin, locker, lässig. War das nur Show oder hatte ihr Kuss ihm einfach nicht so viel bedeutet?
»Nein.« Sie setzte ein neutrales Gesicht auf, auch wenn sie vor Unbehagen am liebsten geschrien hätte. »Mir fällt kein passender ein.«
»Wie wär’s«, sagte er und tippte sich ans Kinn, »mit
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