Throne of Glass – Die Erwählte
hochgezogenen Augenbraue an ihm vorbei. Zu seinem großen Entsetzen sagte Celaena nun etwas auf Eyllwe zu der Prinzessin, die daraufhin ihren Kampfstock in den Boden stieß und ihn anzischte. Dorians Eyllwe-Kenntnisse waren bestenfalls lückenhaft und die Prinzessin sprach viel zu schnell für ihn. Er war froh, dass die Assassinin übersetzte.
»Sie sagt, Ihr sollt Euch wieder auf Eure Kissen setzen oder tanzen und uns in Ruhe lassen«, sagte Celaena.
Er gab sich alle Mühe, ernst zu schauen. »Sagt Ihr, es kommt auf keinen Fall infrage, dass sie kämpft.«
Nachdem Celaena etwas auf Eyllwe gesagt hatte, reagierte die Prinzessin nur mit einer wegwerfenden Handbewegung und stellte sich herausfordernd auf.
»Was habt Ihr gesagt?«, fragte Dorian.
»Dass Ihr mit Freuden ihr erster Übungspartner seid«, antwortete sie. »Und? Ihr wollt die Prinzessin doch nicht verärgern.«
»Ich werde gewiss nicht mit der Prinzessin kämpfen.«
»Wollt Ihr lieber mit mir kämpfen?«
»Vielleicht bei einer Privatstunde in Euren Gemächern«, gab er lässig zurück. »Heute Nacht.«
»Ich werde auf Euch warten.« Sie wickelte sich eine Locke um den Finger.
Als Dorian sah, mit welcher Kraft und Präzision die Prinzessin ihren Kampfstock herumwirbelte, musste er schlucken. Da er keine Lust hatte, sich grün und blau schlagen zu lassen, ging er zum Waffengestell und wählte zwei hölzerne Schwerter. »Wie wäre es erst einmal mit ein paar grundlegenden Fechtübungen?«, fragte er Nehemia. Zu seiner Erleichterung nickte die Prinzessin, drückte einer ihrer Wachen den Kampfstock in die Hand und nahm das Übungsschwertvon Dorian in Empfang. Ihn würde Celaena jedenfalls nicht zum Narren machen!
»Man steht so«, sagte er zur Prinzessin und nahm die Fechtstellung ein.
18
L ächelnd beobachtete Celaena, wie der Kronprinz von Adarlan der Prinzessin von Eyllwe die Grundlagen des Fechtens beibrachte. Bestimmt war er sehr charmant. Auf seine überhebliche Art. Aber für einen Mann seines Ranges könnte er viel schlimmer sein. Es war ihr peinlich, dass sie rot geworden war. Aber er war so attraktiv, dass es ihr schwerfiel, das auch nur für eine Sekunde zu vergessen. Wieder fragte sie sich, warum er nicht verheiratet war.
Irgendwie wollte sie ihn küssen.
Sie schluckte. Natürlich war sie schon geküsst worden. Von Sam und schon so oft, dass es ihr nicht fremd war. Aber es war über ein Jahr vergangen, seit sie Sam, den Assassinen, mit dem sie aufgewachsen war, verloren hatte. Bisher hatte sie die Vorstellung, jemand anderen zu küssen, immer abstoßend gefunden, aber wenn sie Dorian sah …
Prinzessin Nehemia holte mit dem Schwert aus und versetzte Dorian einen Schlag aufs Handgelenk. Celaena verbiss sich das Lachen. Der Prinz zog eine Grimasse und rieb sich das schmerzende Gelenk, aber als er die Schadenfreude der Prinzessin bemerkte, lächelte er.
Er sah so verdammt gut aus!
Celaena lehnte sich an die Wand und hätte das Schauspielgenossen, wenn sie nicht jemand plötzlich schmerzhaft fest am Arm gepackt und herumgerissen hätte.
»Was ist das?«, fragte Chaol wütend.
»Was ist was?«
»Was tut Dorian da mit ihr?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Üben?«
»Und aus welchem Grund üben sie?«
»Vielleicht weil er sich angeboten hat, ihr das Fechten beizubringen?«
Chaol stieß sie praktisch von sich, als er auf die beiden zuging, die daraufhin ihre Holzschwerter sinken ließen. Dorian folgte Chaol in eine Ecke und sie wechselten ein paar schnelle, aufgebrachte Worte, bevor Chaol zu Celaena zurückkam. »Lady Lillian, die Wachen werden Euch in Eure Gemächer bringen.«
»Was?« Sie dachte an ihr Gespräch auf dem Balkon und runzelte die Stirn. So viel also zum Austauschen ihrer Lebensgeschichten. »Morgen ist die Prüfung und ich muss trainieren!«
»Ich denke, Ihr habt für heute genug trainiert. Es ist bald Zeit zum Abendessen. Euer Unterricht bei Brullo ist seit zwei Stunden zu Ende. Ruht Euch ein wenig aus, sonst seid Ihr morgen zu nichts zu gebrauchen. Und nein , ich habe keine Ahnung, um was es in der Prüfung geht, spart Euch also die Fragerei.«
»Was soll das!«, schrie sie auf und Chaol zwickte sie kräftig, damit sie still war. Prinzessin Nehemia warf einen besorgten Blick in Celaenas Richtung, aber die Assassinin winkte ihr nur beschwichtigend zu. »Ich werde überhaupt gar nichts tun, Ihr unausstehlicher Schwachkopf!«
»Seid Ihr wirklich so blind, dass Ihr nicht begreift, warum wir das nicht erlauben
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