Throne of Glass – Die Erwählte
Perrington bekam immer, was er wollte … und sie sollte sich besser bald einen Ausweg überlegen, um ihr indirektes Versprechen nicht einlösen zu müssen. »Allerdings«, fuhr der Herzogfort, »ist sie mit einem Sohn im heiratsfähigen Alter sehr beschäftigt.«
Kaltains Gesicht blieb unbeweglich. Ruhig. Gelassen. »Können wir in naher Zukunft mit einer Verlobung rechnen?« Noch eine gefährliche Frage.
»Das will ich gewiss hoffen«, brummte der Herzog. Unter dem rötlichen Haar lief sein Gesicht dunkel an, was die gezackte Narbe auf seiner Wange deutlich hervortreten ließ. »Ihre Majestät hat bereits eine Liste geeigneter Damen zusammengestellt …« Der Herzog brach ab, als ihm bewusst wurde, mit wem er sprach.
»Oh, entschuldigt bitte«, sagte sie gespielt erschrocken und blickte mit einem Augenaufschlag zu ihm auf. »Ich wollte meine Nase nicht in die Angelegenheiten des Königshofs stecken.« Sie tätschelte seinen Arm, aber ihr Herz galoppierte. Dorian hatte eine Liste mit Heiratskandidatinnen bekommen? Wer stand auf dieser Liste? Und wie konnte sie …? Nein, darum würde sie sich später kümmern. Jetzt musste sie erst einmal herausfinden, wer alles zwischen ihr und der Krone stand.
»Ihr müsst Euch nicht entschuldigen«, sagte Perrington. »Erzählt mir doch, was Ihr die letzten Tage gemacht habt.«
»Nichts Besonderes. Obwohl ich eine sehr interessante junge Frau kennengelernt habe«, sagte sie beiläufig und führte ihn in den gläsernen Bereich des Schlosses. »Eine Freundin von Dorian. Er nannte sie Lady Lillian.«
Der Herzog wurde plötzlich starr. »Ihr habt sie kennengelernt?«
»Oh ja, sie ist ziemlich nett.« Die Lüge kam ihr leicht über die Lippen. »Als ich mit ihr sprach, erwähnte sie, wie sehr der Kronprinz sie mag. Ich hoffe für sie, dass sie auf der Liste der Königin steht.«
»Lady Lillian? Natürlich nicht.« Kaltain hatte sich durchaus ein paar Informationen über Lillian erhofft, diese Reaktion hatte sie allerdings nicht erwartet.
»Das arme Ding. Ich fürchte, das wird ihr das Herz brechen. Es geht mich natürlich nichts an«, sprach sie weiter, während der Herzog immer röter und wütender wurde, »aber ich hörte auch von Dorian selbst, dass …«
»Dass was?« Bei seiner Wut – die nicht gegen sie, sondern gegen Lillian gerichtet war – verspürte sie Erregung. Eine mächtige Waffe, über die sie gerade durch reines Glück gestolpert war.
»Dass er ihr sehr zugeneigt ist. Sie möglicherweise sogar liebt.«
»Das ist lächerlich.«
»Natürlich.« Kaltain schüttelte missmutig den Kopf. »Wie tragisch.«
»Dumm ist es, nichts weiter.« Der Herzog blieb am Ende des Flurs stehen, der zu Kaltains Gemächern führte. Die Wut löste ihm die Zunge. »Dumm und albern und unmöglich.«
»Unmöglich?«
»Irgendwann erkläre ich Euch, warum.« Die Turmuhr ließ ihre merkwürdig misstönenden Schläge ertönen und Perrington drehte sich um. »Ich muss zur Ratssitzung.« Er beugte sich so nah zu ihr herunter, dass er ihr ins Ohr flüstern konnte, sein Atem heiß und feucht auf ihrer Haut. »Vielleicht sehe ich Euch heute Abend?« Langsam ließ er die Hand an ihrer Seite hinabgleiten, bevor er davonging. Sie sah ihm nach und stieß einen schaudernden Seufzer aus, als er verschwunden war. Aber wenn sie Dorian durch ihn näherkommen konnte …
Sie musste herausfinden, wer ihre Rivalinnen waren, aber zuerst musste sie den Prinzen Lillians Klauen entreißen. Ob sie auf der Liste stand oder nicht, sie war eine Bedrohung.
Aber wenn der Herzog diese Lillian wirklich so sehr hasste, wie es aussah, wäre er ein mächtiger Verbündeter, wenn sie Lillian irgendwann zwingen müsste, den Thronfolger freizugeben.
~
Dorian und Chaol sprachen nicht viel auf dem Weg zum Abendessen im Großen Saal. Prinzessin Nehemia befand sich in ihren Gemächern in Sicherheit, von ihrer Leibgarde umgeben. Sie waren sich schnell einig, dass es von Celaena einfach nur dumm gewesen war, mit der Prinzessin üben zu wollen, dass Chaols Abwesenheit, selbst wenn er den Tod eines Champions untersuchen musste, hingegen unverzeihlich war.
»Du warst ziemlich nett zu Sardothien«, sagte Chaol mit kalter Stimme.
»Sind wir etwa eifersüchtig?«, neckte ihn Dorian.
»Ich bin nur um deine Sicherheit besorgt. Sie mag ja hübsch sein und dich mit ihrer Klugheit beeindrucken, aber sie ist immer noch eine Assassinin, Dorian.«
»Du klingst wie mein Vater.«
»Das ist nur gesunder Menschenverstand. Halt dich
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