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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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schlafenden Menschen beugte. Sie blies in das Rohr. Eine kleine Wolke aus feinem Pulver senkte sich auf das Gesicht des Schlafenden. Kurz darauf huschten die beiden Gestalten so leise wie der Wind zurück zum Eingang des Slot-Canons, wo sie im tiefen Schatten verschwanden.

 
37
    P eter Holroyd erwachte hustend aus einem tiefen, beunruhigenden Traum. Irgendwie musste ein nächtlicher Windstoß ihm Sand ins Gesicht geblasen haben. Oder vielleicht war es ja auch nur der Staub, der sich tagsüber während der Arbeit in seinen Poren angesammelt hatte und den er plötzlich auf der Haut spürte. Er wischte sich mit der Hand über die Stirn und setzte sich auf.
    Es war nicht der Staub gewesen, der ihn geweckt hatte, sondern ein Geräusch, das sich angehört hatte wie ein vom Wind verwehter Schrei. Es war ein seltsamer Schrei gewesen, der so geklungen hatte, als habe ihn die Erde selbst ausgestoßen. Holroyd glaubte nicht, dass er das geträumt hatte. Er spürte, wie sein Herz rasend schnell schlug.
    Im silbrigen Mondlicht blickte Holroyd von Zelt zu Zelt und zu den dunklen Umrissen der Schläfer in ihren Bettrollen. Nirgends bewegte sich etwas.
    In alter Gewohnheit wanderten seine Augen zu einer bestimmten, etwa zwanzig Meter vom Feuer entfernten Stelle. Normalerweise schlief dort Nora, aber heute Nacht war sie fort - zusammen mit Smithback. Oft hatte Holroyd in den vergangenen Nächten dort hinübergeblickt und sich gefragt, wie es wäre, wenn er zu Nora hinüberkröche und ihr sagte, wie viel ihm das alles hier bedeutete. Wie viel sie ihm bedeutete. Aber er hatte nie den Mut dazu aufgebracht.
    Seufzend legte sich Holroyd wieder hin. Selbst wenn Nora da gewesen wäre, hätte er in dieser Nacht nichts anderes tun wollen als schlafen. So hundemüde hatte er sich in seinem ganzen Leben noch nicht gefühlt. In Noras Abwesenheit hatte Sloane ihm aufgetragen, einen hohen Berg aus Sand und Staub wegzuschaufeln, der sich an der hinteren Wand der Ruine, nicht weit von Aragons Tunnel, angesammelt hatte. Holroyd hatte zunächst nicht eingesehen, weshalb er sich ausgerechnet hier ans Werk machen sollte, doch Sloane hatte ihm auf seine Frage hin ungeduldig erklärt, dass man an den Rückwänden von Anasazi-Städten schon viele wichtige Piktogramme gefunden habe. Dabei war ihm aufgefallen, wie rasch und selbstverständlich Sloane, kaum dass Nora weg war, das Kommando an sich gerissen hatte. Aragon hatte sie gewähren lassen und war mit düsterer Miene in seinem Tunnel verschwunden, in dem er offenbar eine weitere beunruhigende Entdeckung gemacht hatte. Er schien viel zu sehr mit seinen Forschungen beschäftigt gewesen zu sein, als dass er sich um Sloane groß hätte kümmern können. Black wiederum ordnete sich Sloane kritiklos unter, sagte zu allen ihren Anordnungen Ja und Amen. Und so kam es, dass Holroyd von morgens bis abends hatte Dreck schippen müssen. Jetzt hatte er ein Gefühl, als ob das ganze Wasser der Welt ihm nicht den Staub aus Haaren, Nase und Mund waschen könne.
    Während er so auf dem Rücken lag und hinauf in den Nachthimmel starrte, spürte er einen seltsamen Geschmack im Mund und einen stechenden Schmerz in seinem Kiefergelenk. Außerdem begann sich an seinen Schläfen ein leichtes Kopfweh zu entwickeln. Die Knochenarbeit des vergangenen Tages war etwas ganz anderes gewesen als die romantischen Vorstellungen von Archäologie, die er noch zu Beginn der Expedition gehabt hatte. Mit dem öffnen schatzgefüllter Gräber und dem Entziffern geheimnisvoller Inschriften hatte diese Plackerei nun wahrhaftig nichts zu tun. Da befanden sie sich inmitten der fantastisch erhaltenen Ruinen einer geheimnisvollen Zivilisation, und alles, was sie machten, bestand in stupidem Sandschaufeln und langweiligen Vermessungsarbeiten. Holroyd kam zu dem Schluss, dass er die Nase voll hatte. Und von Sloane wollte er sich gleich gar nichts mehr befehlen lassen. Sie war sich ihrer Schönheit und ihrer Wirkung auf die Männer viel zu sehr bewusst und setzte ihren Charme zu bereitwillig zum Erreichen ihrer Ziele ein. Seit sie und Nora in der nach ihm benannten Ruine aneinander geraten waren, hatte er zudem das Gefühl, sich vor Sloane in Acht nehmen zu müssen.
    Holroyd seufzte und schloss die Augen. Seine Kopfschmerzen waren schlimmer geworden. Eigentlich war es sonst gar nicht seine Art, so griesgrämig zu sein. Normalerweise war er nur dann schlecht gelaunt, wenn sich eine Grippe anbahnte. So schlimm war Sloane nun auch wieder nicht, sie

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