Thunderhead - Schlucht des Verderbens
nahm bloß kein Blatt vor den Mund und war es eben gewohnt zu bekommen, was sie wollte. Die Frau war einfach nicht sein Typ, und damit basta. Außerdem war es doch egal, ob er Sand schaufelte oder Steine klopfte, Hauptsache, er war hier in Quivira, dieser wundersamen, mythischen Stadt. Alles andere war zweitrangig.
Auf einmal erstarrte er und riss die Augen weit auf. Da war es wieder, das Geräusch.
Holroyd schälte sich so leise wie möglich aus seiner Bettrolle und kniete sich hin. Was immer es auch gewesen sein mochte, das Geräusch hatte wieder aufgehört. Aber halt, da war es schon wieder: ein leiser Schrei, der wie ein schwaches Ächzen klang.
Aber dieses Geräusch war anders als das, weiches ihn geweckt hatte. Es war irgendwie weicher. Und es schien ganz aus der Nähe zu kommen.
Im Mondlicht suchte Holroyd nach einem Taschenmesser, einem Stock, nach irgendetwas, das sich als Waffe gebrauchen ließe. Schließlich fand er eine schwere Taschenlampe, die er prüfend in der Hand wog. Er fragte sich, ob er sie anschalten sollte, beschloss dann aber, es lieber bleiben zu lassen. Dann stand er auf und hatte einen Moment lang Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Mit leisen Schritten ging er in Richtung auf die Pappeln am Fluss, von wo das Geräusch gekommen war.
Vorsichtig ertastete sich Holroyd seinen Weg durch die Kisten und die in Planen gehüllten Bündel mit irgendwelchen Ausrüstungsgegenständen hindurch. Eine Wolke hatte sich vor den Mond geschoben und ließ die Landschaft in tiefer Dunkelheit versinken. Holroyd, dem heiß und übel war, fand sich in der Dunkelheit nicht zurecht. Sein Kopfweh war schlimmer geworden, und er hatte das Gefühl, als läge ein Schleier über seinen Augen. Als der Mond wieder zum Vorschein kam, registrierte er abwesend, dass einen halben Meter von ihm entfernt eine hochgiftige Pflanze wuchs, Druid's Mantle. Ohne sie sich näher anzusehen, ging er mit ungewohntem Desinteresse an ihr vorbei. Eigentlich so dachte er, sollte er jetzt schlafen, anstatt wie ein Idiot durch die Nacht zu stolpern.
Vorsichtig ging Holroyd weiter auf den Fluss zu. Als er die Pappeln erreichte, hörte er wieder das Geräusch. Es war jetzt klarer und regelmäßiger als zuvor. Die Finger von Hoiroyds rechter Hand schlössen sich fester um den Griff der Taschenlampe, während er sich mit der linken an einem Baumstamm festhielt und neugierig durch den Vorhang aus Blättern spähte.
Das Erste, was er sah, war ein Haufen Kleider am Boden. Zuerst dachte Holroyd, dass hier jemand ausgeraubt und verschleppt worden sei, aber dann sah er im Sand zwischen den Pappeln zwei Gestalten liegen.
Die untere davon war Black, dem sein Hemd bis an die Achseln hochgerutscht war. Seine nackten Beine hatte er mit den Knien nach oben weit gespreizt, und seine Augen waren fest geschlossen. Aus seinem Mund ertönte ein leises Stöhnen, das Holroyd als das Geräusch identifizierte, dem er gefolgt war. Auf Blacks Unterleib hockte rittlings Sloane, deren nackter, schwitzender Körper im Mondlicht glänzte. Sie hatte ihre Hände auf Blacks Brust gelegt und grub ihre Nägel in sein Fleisch.
Holroyd, der gleichermaßen schockiert und fasziniert war, spürte, wie ihm ganz heiß wurde, als er seine Blicke langsam an Sloanes Körper entlang nach unten gleiten ließ. Black ächzte vor Begierde und Anstrengung und bewegte seine Lenden, so dass Sloanes Brüste mit jedem Stoß auf und ab wippten. Sloane beugte sich vornüber und starrte ihren Liebhaber mit einem so konzentrierten, fast raubtierhaften Gesichtsausdruck an, dass Holroyd unwillkürlich an eine Katze denken musste, die mit der Maus spielt. Ihr schwarzes Haar fiel ihr ins Gesicht, während sie mit gnadenloser Präzision ihr Becken hin und her bewegte und Black ein weiteres, halb gepeinigtes, halb wollüstiges Stöhnen entlockte.
38
M it einem kurzen Ruck am Zügel brachte Nora Arbuckles zum Stehen und blickte hinunter in den grünen Canon, den der alte Indianer als Chilbah-Tal bezeichnet hatte. Das Pferd war ganz verschwitzt und zitterte vor Aufregung, und auch Nora selbst fühlte sich müde und ausgelaugt vom anstrengenden Aufstieg auf das Devil's Backbone hinauf. Wieder hatte Nora den Pferden die Hufeisen abgenommen, so dass sie den gefährlichen Weg über den glatten Sandstein ohne größere Probleme gemeistert hatten.
Hier oben am Grat blies Nora ein frischer Wind ins Gesicht. Über den Bergen im Norden bildeten sich Gewitterwolken, doch der Canon vor ihr lag im
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