Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
Vom Netzwerk:
abgeschlachtet, Holroyd getötet und seine Leiche verstümmelt hatte.
    Am Fuß der Leiter angekommen, begann Sloane sofort die Sprossen hinaufzuklettern Black war etwas irritiert, weil sie nicht einmal so lange gewartet hatte, bis er sich seinen Klettergurt angelegt hatte. Er stieg in das Geschirr, zog es am Bauch und im Schritt fest und folgte Sloane, nachdem er sich vom sicheren Halt der Strickleiter überzeugt hatte, nach oben. Black hasste diese Kletterei. Trotz des Sicherungsgurts machte es ihm Angst, zweihundert Meter über dem Erdboden in einer Steilklippe zu hängen und sein Leben ein paar dünnen Nylonseilen anzuvertrauen.
    Erst als er sich die Leiter Sprosse um Sprosse ein Stück weiter nach oben gequält hatte, ließ seine Furcht nach. Eine Stelle aus einem Buch fing an, ihm im Kopf herumzugehen, eine Stelle, die er schon so oft gelesen hatte, dass er sie längst auswendig konnte. Seit der Entdeckung des Sonnen-Kivas hatte er unzählige Male an sie gedacht, und auch jetzt sprach er sie mehrere Male hintereinander vor sich hin, zuerst tonlos, dann mit leiser Stimme. »Anfangs konnte ich nichts sehen, da die aus der Kammer entweichende heiße Luft das Licht der Kerze zum Flackern brachte. Als meine Augen sich jedoch an das Licht gewöhnten, tauchten bald Einzelheiten in der Kammer aus dem Nebel auf, seltsame Tiere, Statuen und Gold - überall glänzendes, schimmerndes Gold.«
    »Überall glänzendes, schimmerndes Gold.« Dieser Schlusssatz war es, den Black wie ein Mantra immer wieder vor sich hinsagte.
    Black dachte zurück an seine Kindheit, als er diesen Satz zum ersten Mal gelesen hatte. Er war zwölf Jahr alt gewesen und hatte Howard Carters Bericht von der Entdeckung der Grabkammer Tutanchamuns in die Hand bekommen. Noch heute erinnerte er sich an diesen Augenblick ebenso gut wie an den Bericht selbst - es war der Moment gewesen, in dem er beschlossen hatte, Archäologe zu werden. Natürlich war ihm im Laufe seines Studiums rasch klar geworden, dass er wohl nie etwas Vergleichbares entdecken würde. So lernte er, seine berufliche Befriedigung aus der Untersuchung von Abfallhaufen zu ziehen. Dennoch hatte er nie einen Grund gehabt, sich über seine Karriere zu beschweren.
    Bis jetzt. Jetzt kam ihm dieser Dreck nur noch wie ein völlig unzureichender Ersatz für das Gold vor, das er hier in Quivira zu finden hoffte. Während er Sprosse um Sprosse weiter nach oben stieg und ab und zu sein Sicherungsseil neu einhängte, ging Black das viele Gold durch den Kopf, das Cortez hatte schmelzen, in Barren gießen und nach Spanien verschiffen lassen. Er dachte an all die wundervollen Kunstwerke, die auf diese Weise der Welt für immer verloren gegangen waren. Vielleicht würden sie in dem Sonnen-Kiva ja Schätze finden, die noch nie das Auge eines Europäers erblickt hatten.
    Das Feuer, das Black als Zwölfjähriger beim Lesen von Carters Bericht verspürt hatte, brannte auf einmal wieder in ihm und brachte ihn in einen nur schwer lösbaren inneren Konflikt. Einerseits lauerte hier in diesem Tal eine tödliche Gefahr, andererseits konnte er sich einfach nicht vorstellen, es zu verlassen, ohne wenigstens einen Blick ins Innere des Sonnen-Kivas geworfen zu haben.
    »Sloane, sag mir eines«, rief er nach oben. »Willst du wirklich von hier abhauen, ohne in das Kiva geschaut zu haben?«
    Sloane gab keine Antwort.
    Schwitzend und stöhnend kämpfte sich Black weiter die Strickleiter hinauf. Über sich sah er, wie Sloane den Felsüberhang kurz vor dem Canon-Rand erklomm. Dort oben war das Gestein noch feucht vom nächtlichen Regen und hatte die Farbe dunklen Blutes.
    »Bitte, Sloane, so sag doch was«, keuchte Black.
    »Da gibt es nichts zu sagen«, lautete die knappe Antwort.
    Black schüttelte den Kopf. »Wie konnte dein Vater bloß den Fehler machen, Nora Kelly die Leitung der Expedition zu übertragen? Wenn du an ihrer Stelle wärst, würden wir jetzt in die Geschichte eingehen.«
    Ohne ein Wort verschwand Sloane hinter dem Überhang. Black folgte ihr, und zwei Minuten später erreichte er den oberen Rand des Canons, wo er sich erschöpft, wütend und zutiefst entmutigt in den Sand sinken ließ. Die Luft hier oben war viel kühler als unten im Tal. Eine steife Brise bewegte die Zweige der spärlichen Krüppelkiefern und Wacholderbüsche, die hier und da auf den Felsen wuchsen. Black setzte sich auf und streifte den einengenden Klettergurt ab. »Der weite Weg hierher«, sagte er, »und die ganze Plackerei waren

Weitere Kostenlose Bücher