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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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vielleicht doch? Sie konnten sich ins Wasser gleiten lassen und dann aufs Beste hoffen.
    Unterhalb der Höhle rauschte die Flut mit starker Strömung, aber ohne großen Wellenschlag zwischen den Wänden des Canons dahin. Nora beobachtete die mitgeführten Holzstücke und sah, dass sie alle in die Mitte des Stromes trieben. Wenn ihr und Smithback dasselbe gelingen würde, konnten sie sich vielleicht bis ins Tal von Quivira tragen lassen, ohne an den rauen Klippen zu scheuem.
    Smithback sah sie an. Als er erriet, woran sie dachte, verzog er das Gesicht.
    »Können Sie schwimmen?«, fragte Nora.
    Smithback zuckte mit den Schultern.
    »Wir binden uns aneinander«, meinte sie.
    »Nein«, protestierte Smithback. »Ich würde Sie nur runterziehen.«
    »Ihr Pech, dass Sie mir das Leben gerettet haben«, entgegnete Nora. »Jetzt klebe ich an Ihnen wie eine Klette.« Vorsichtig zog sie ihm sein zerfetztes Hemd aus, riss die Ärmel ab und drehte sie zu einem kurzen Strick zusammen. Den band sie um ihr linkes und um Smithbacks rechtes Handgelenk, wobei sie dabei darauf achtete, dass die Knoten ihnen nicht zu sehr ins Fleisch schnitten.
    »Das ist doch verrückt..«, begann Smithback.
    »Sparen Sie Ihre Kräfte für später«, entgegnete Nora. »Wir haben nur diese eine Chance. Es wird dunkel, und wir müssen uns beeilen. Wichtig ist, dass wir uns so weit wie möglich in der Mitte des Stromes halten. Das wird angesichts der Enge des Canons nicht ganz leicht sein. Wenn Sie also einer der Wände zu nahe kommen, stoßen Sie sich so sanft wie möglich ab. Wirklich gefährlich wird es aber erst, wenn wir aus dem Canon draußen sind. Sobald wir das Tal erreicht haben, müssen wir so rasch wie möglich ans Ufer schwimmen. Sollte uns der Fluss in den nächsten Canon reißen, ist es um uns geschehen.«
    Smithback nickte.
    »Sind Sie bereit?«
    Smithback nickte abermals. Seine Lippen waren weiß, seine Augen zu schmalen Schlitzen verengt.
    Die beiden warteten, bis die Flut ein wenig abnahm. Nora sah Smithback noch einmal an und ergriff entschlossen seine Hand. Einen kurzen Augenblick zögerten sie noch, dann ließen sie sich gemeinsam ins Wasser gleiten.
    Noras erste Empfindung war die einer alle Sinne betäubenden, eisigen Kälte; erst danach spürte sie das Zerren der Flut. Es war stärker, als sie gedacht hatte, viel stärker sogar. Während sie und Smithback von der gewaltigen Strömung weggetragen wurden, wurde ihr klar, dass es unmöglich war, in eine bestimmte Richtung zu steuern. Sie konnten lediglich versuchen, die Kollision mit den mörderischen Felswänden zu verhindern, denen sie bisweilen auf Zentimeter, ja auf Millimeter nahe kamen. Das Wasser schäumte und brodelte und war voller Holz und anderer Pflanzenteile, die wie hysterisch um Nora und Smithback herumtanzten. Von unten schlugen ihnen Kieselsteine und Felsbrocken an die Beine, und einmal prallte der knorrige Wurzelstock eines Baumes Nora an die Schulter.
    Bereits nach einer Minute sah Nora das Ende des Canons vor sich auftauchen. Es war ein vertikaler, grau schimmernder Spalt in der vom Wasser durchschäumten Dunkelheit. Sie kam einer der Felswände gefährlich nahe, so dass sie sich mit den Füßen abstoßen musste. Kurz darauf rauschten sie und Smithback auf einem riesigen Schwall Wasser aus dem Canon hinaus und wurden in ein tiefes Becken am Fuß des Geröllhangs gespült. Nora zog verzweifelt an dem improvisierten Strick, der sie mit dem Journalisten verband, und kurz darauf wirbelten sie beide an die Wasseroberfläche.
    Als Nora sich prustend und spuckend umsah, erkannte sie zu ihrem Entsetzen, dass sie bereits den halben Weg durch das Tal zurückgelegt hatten. Binnen weniger Sekunden würden sie den Felsspalt am Ende erreichen, durch den die Flut laut gurgelnd in den nächsten Slot-Canon verschwand. Nora fing an, mit verzweifelten Bewegungen herumzurudern, und wurde dabei in einen Strudel gezogen, der sie in die Nähe des Ufers wirbelte.
    Auf einmal spürte sie, wie etwas Hartes an ihren Rippen entlangschrammte. Sie griff nach unten. Es war ein Wacholderbusch, an dem sie sich mit ihrer freien Hand jetzt festhielt. So konnte sie verhindern, dass der Strudel sie und Smithback wieder in die Mitte des Stromes drehte. Vorsichtig tastete sie sich an den Zweigen des Busches nach unten und suchte nach einem dickeren Ast. Die Strömung zerrte erbarmungslos an ihr.
    »Wir sind auf einem Busch gelandet«, rief Nora Smithback zu, der ihr durch ein Nicken signalisierte, dass

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