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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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beruhigendes Lied vor sich hin zu singen, dessen Text Nora nicht verstehen konnte.
    Als sie die erste Kehre erreichten, führte Swire Mestizo langsam um die Kurve und stieg über einen tiefen Spalt weiter nach oben, bis er direkt über Noras Kopf war. Sweetgrass, die als drittes Pferd der Kolonne ging, rutschte plötzlich mit einem Huf aus und kam gefährlich nahe an den Rand des Abgrunds, so dass Nora schon fürchtete, die Stute würde abstürzen. Im letzten Moment fand sie mit weit aufgerissenen Augen und bebenden Flanken wieder Halt und stapfte Mestizo hinterher.
    Nach einigen endlosen Minuten kamen sie an der zweiten Kehre an, wo der Pfad sich jetzt auch noch stark verengte. Als Mestizo die Kehre bereits hinter sich hatte, scheute er wieder. Auch Beetlebuni, das zweite Pferd, blieb stehen und begann rückwärts zu gehen. Von unten sah Nora, dass er dabei einen seiner Hinterhufe neben den Steig setzte.
    Starr vor Schreck beobachtete sie, wie das Pferd mit dem Hinterteil wegrutschte und sein Bein, das keinen Halt mehr fand, verzweifelt ausschlug. Langsam bekam das Tier immer stärkeres Übergewicht nach hinten, bis es schließlich über den Rand des Pfades hinweg in die Tiefe sackte. Im Fallen überschlug es sich einmal und raste dann, vor Todesangst laut wiehernd, direkt auf Nora zu. Wie in Zeitlupe sah sie das Pferd auf sich zukommen, das verzweifelt mit seinen Beinen zappelte, als tanze es ein seltsames Ballett. Sein Schatten fiel auf ihr Gesicht, und dann prallte Beetlebum mit solcher Wucht auf den vor ihr gehenden Fiddlehead, dass sie ihn augenblicklich mit in die Tiefe riss. Einen entsetzlichen Augenblick lang war alles still, bis Nora einen doppelten dumpfen Aufprall hörte, gefolgt vom scharfen Geräusch, mit dem die losgerissenen Felsbrocken auf den Talboden prasselten. Von den Felswänden immer wieder zurückgeworfen, hallten die Schreckensklänge noch lange durch das trockene Tal.
    »Schließen Sie auf und halten Sie die Gäule in Bewegung!«, rief Swire ihr mit harter, gepresster Stimme zu. Nora zwang sich, weiterzugehen und Hurricane Deck anzutreiben, der jetzt das letzte Tier in der Reihe war. Aber Smithbacks Reitpferd wollte sich nicht in Bewegung setzen. Mit vor Panik bebenden Flanken blieb es stehen, ging dann urplötzlich mit den Vorderbeinen hoch und drehte sich um zu Nora. Ohne lange nachzudenken, packte sie Hurricane Deck, der mit aufgerissenen Augen versuchte, auf dem schmalen Steig an ihr vorbeizukommen, am Halfter. Mit einem lauten, metallischen Geräusch über den Fels kratzender Hufeisen verlor das schwere Tier den Hak und rutschte an der schrägen Wand unaufhaltsam nach unten. Nora ließ das Halfter los, aber das hinabstürzende Pferd hatte sie bereits aus dem Gleichgewicht gebracht. Einen grauenvollen Augenblick sah sie nichts als die gähnende Leere unter sich, aber dann gelang es ihr im letzten Moment, sich am Rand des Pfades festzuhalten. Swire schrie etwas, das sie nicht verstand, während sie mit bereits über dem Abgrund baumelnden Beinen verzweifelt Halt an dem glatten Sandstein suchte. Kurze Zeit später drang aus der Tiefe ein feuchtes, schmatzendes Geräusch herauf. Es klang wie ein nasser Sack, der aus großer Höhe auf den Erdboden prallt.
    Mit den Fingernägeln krallte sich Nora verzweifelt in den Fels. Ihre Beine zappelten noch immer im Leeren, und sie spürte den warmen Aufwind, der an der Wand entlang nach oben strich. Ihre Nägel begannen zu splittern und zu brechen, während sie immer weiter abrutschte. Erst als ihre rechte Hand eine hervorstehende, kaum mehr als einen halben Zentimeter hohe Felsrippe zu fassen bekam, konnte Nora ihren Körper wieder etwas stabilisieren. Sie spürte, wie ihre Kräfte schwanden. Jetzt oder nie, dachte sie und riss sich mit einer gewaltigen Anstrengung nach oben, so dass sie wieder einen Fuß auf den Steig bekam. Mit viel Mühe gelang es Nora schließlich, sich über den Rand des Pfades nach oben zu rollen. Dort blieb sie schwer keuchend auf dem Rücken liegen und hörte, wie von oben ängstliches Wiehern und das Klappern von eisenbeschlagenen Hufen auf nacktem Fels herunterdrangen.
    »Stehen Sie auf, verdammt noch mal!«, hörte sie Swire schreien. Schwankend rappelte sie sich hoch, setzte sich wie eine Schlafwandlerin in Bewegung und trieb die dezimierte Herde weiter den Pfad hinauf.
    An den Rest des Weges konnte sie sich später nicht mehr richtig erinnern. Alles, was sie noch wusste, war, dass sie irgendwann einmal mit dem Gesicht

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