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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Kiesbett floss, erfüllte die Luft mit einem sanften, beruhigenden Plätschern, in das sich das Zirpen von Zikaden, das Surren von Libellen und ab und zu sogar das rülpsende Quaken eines Frosches mischten. Jetzt, da Noras Durst gestillt war, kamen die Erinnerungen an die drei unglücklichen Pferde mit aller Macht zurück. Sie ritt jetzt auf Arbuckles, mit dessen Bewegungen sie noch nicht vertraut war, und dachte wehmütig an Fiddlehead. Als ihr auf einmal Swires Verse über Hurricane Deck einfielen, die fast schon wie ein Liebesgedicht an das Pferd geklungen hatten, fragte sie sich, wie sie mit dem Cowboy je wieder ins Reine kommen sollte.
    Als sie sich bis auf eineinhalb Kilometer dem breiten Sandsteinplateau genähert hatten, wurde das Tal merklich enger. Im Vorbeireiten blickte Nora hinauf zu den Canon-Wänden und stellte erstaunt fest, dass es dort keinerlei Ruinen zu entdecken gab. Das war seltsam, denn eigentlich eignete sich das Tal hervorragend für eine Besiedelung durch Menschen in vorgeschichtlicher Zeit. Sollte sich nach allem, was geschehen war, am Ende vielleicht doch heraussteilen, dass dies das falsche Canon-System war... Nora wollte den Gedanken lieber nicht zu Ende spinnen.
    Rasch näherten sie sich der hoch aufragenden Wand des Felsplateaus, wo der Fluss in dem engen Slot-Canon verschwand, den Nora vom Bergrücken aus gesehen hatte. Laut Holroyds Radarbildern verbreiterte sich dieser nach etwa zwei Kilometern zu dem kleinen Tal, in dem sich nach Noras Berechnungen die Stadt Quivira verbergen musste. Der Slot-Canon, das sah sie auf den ersten Blick, war allerdings viel zu schmal, um für die Pferde passierbar zu sein.
    Während sie auf die riesige Wand aus Sandstein zuritten, bemerkte Nora einen großen Felsen neben dem Fluss, auf dem ein paar Zeichnungen eingeritzt waren. Sie stieg ab, um sich die Petroglyphen aus der Nähe zu besehen. Sie ähnelten denen, die sie zusammen mit Swire am Fuß des Bergrückens entdeckt hatte, und stellten eine Reihe von Punkten mit einem kleinen Fuß sowie einen Stern und eine Sonne dar. Darüber war eine weitere linksdrehende Spirale in den Fels geritzt.
    Die anderen schlössen zu ihr auf und kamen ebenfalls herbei. Als Aragon die Glyphen sah, verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck.
    »Was halten Sie davon?«, fragte Nora.
    »Solche Punktmuster habe ich an den alten Zugängen nach Hopi gesehen«, sagte er nach längerem Nachdenken. »Ich nehme an, dass sie den Anasazi als Wegweiser und Entfernungsmarkierungen dienten.«
    »Aber sicher doch!«, höhnte Black. »Und wahrscheinlich konnten sie an ihnen auch die Namen der Ausfahrten ablesen und wie weit es noch bis zur nächsten Raststätte ist. Dabei weiß doch jeder, dass die Bildsymbole der Anasazi bisher noch nicht entschlüsselt wurden.«
    Aragon ignorierte den Einwurf. »Der Fuß steht für Gehen«, erklärte er, »und die Punkte bedeuten eine bestimmte Entfernung. Nach meinen Berechnungen, die ich bei anderen Stätten angestellt habe, repräsentiert ein jeder von ihnen sechzehn Gehminuten oder eine Strecke von etwa eins Komma zwei Kilometern.«
    »Und was symbolisiert die Antilope dort?«, fragte Nora.
    Aragon sah sie erstaunt an. »Eine Antilope, was sonst?«, erwiderte er.
    »Dann sind das also gar keine Schriftzeichen?«
    »Nicht in dem Sinn, wie wir sie verstehen. Wir haben es hier weder mit einem Alphabet noch mit einer Silbenschrift zu tun, und ideographisch sind die Zeichen auch nicht. Meiner Meinung nach hatten die Anasazi eine ganz eigene Art, mit Symbolen umzugehen. Aber das heißt noch lange nicht, dass ihre Bildzeichen nicht entschlüsselbar sind.«
    »Auf der anderen Seite des Höhenrückens habe ich einen Stern innerhalb eines Mondes entdeckt, der sich wiederum selbst innerhalb einer Sonne befand. So eine Glyphe habe ich bisher noch nie gesehen.«
    »Die Sonne ist das Symbol für die oberste Gottheit, der Mond das für die Zukunft und der Stern das Symbol für die Wahrheit. Ich würde eine solche Glyphe in etwa so deuten, dass der damit gekennzeichnete Weg zu einem Orakel, zu einer Art Delphi der Anasazi führt.«
    »Meinen Sie damit Quivira?«, fragte Nora.
    Aragon nickte.
    »Und was bedeutet diese Spirale?«, fragte Holroyd.
    Aragon zögerte einen Augenblick. »Die Spirale wurde wohl erst später hinzugefügt. Sie ist natürlich linksdrehend.« Er verstummte für einen Augenblick. »Im Zusammenhang mit den anderen Zeichen, die wir gesehen haben, würde ich sie als eine Warnung oder schlechtes

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