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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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seiner Zigarette. »Ja. Alle bis auf Holroyd. Aber der Junge würde Ihnen auch in den Krater eines aktiven Vulkans folgen.«
    Nora spürte, wie sie rot wurde. »Glauben Sie doch, was Sie wollen«, sagte sie und deutete auf das Sandsteinplateau in der Feme. »Ich jedenfalls weiß, dass dieser Slot-Canon da drüben derjenige ist, den mein Vater gefunden hat. Er muss es einfach sein. Und da es keinen anderen Weg dorthin als den über diesen Bergrücken gibt, bedeutet das, dass mein Vater zwei Pferde diesen Pfad hinaufgeführt hat.«
    »Das möchte ich bezweifeln.«
    Nora ließ nicht locker. »Als Sie den Vertrag für diese Expedition unterzeichnet haben, wussten Sie, dass es gefährlich werden könnte. Jetzt können Sie nicht einfach einen Rückzieher machen, Roscoe. Man kann die Pferde durchaus über diesen Bergrücken bringen, und deshalb will ich es auch wagen. Ganz gleich, ob Sie mir dabei helfen oder nicht.«
    »Das werde ich nicht tun«, sagte Swire.
    »Dann sind Sie ein Feigling!«
    Swire riss die Augen auf, die sich aber gleich wieder verengten. Lange starrte er Nora schweigend an. »Das werde ich nicht so schnell vergessen«, sagte er dann mit leiser, tonloser Stimme.
    Zwei Krähen ließen sich vom Aufwind in die Höhe tragen, um pfeilschnell wieder hinunterzustürzen. Nora ließ sich auf einem Felsen neben Swire nieder und vergrub das Gesicht in den Händen. Sie wusste nicht, wie sie sich angesichts dieser offen geäußerten Abfuhr verhalten sollte. Ohne Swire kam sie nicht weiter, denn es waren seine Pferde. Einen Augenblick lang keimte ein entsetzliches Gefühl des Scheiterns in Nora auf, aber dann kam ihr plötzlich eine Idee. »Wenn Sie umkehren wollen, sollten Sie sich möglichst bald auf den Weg machen«, sagte sie ruhig und schaute zu Swire hinüber. »Wenn ich mich recht erinnere, liegt die letzte Wasserstelle nämlich zwei Tagesritte hinter uns.«
    Swire verzog verdutzt das Gesicht und fluchte leise vor sich hin. Auch ihm wurde klar, dass sich das von seinen Pferden so verzweifelt benötigte Wasser in dem grünen Tal zu seinen Füßen befand. Er schüttelte langsam den Kopf und spuckte aus. »Na schön, Sie haben gewonnen«, sagte er und sah Nora mit einem Blick an, der sie innerlich zusammenzucken ließ.
    Als sie zurück zu den anderen kamen, war es zwölf Uhr mittags. Eine Spannung, die man fast mit den Händen greifen konnte, lag über der Gruppe, und die durstigen Pferde, die im Schatten angebunden waren, scharrten mit den Hufen und schleuderten nervös den Kopf herum.
    »Sie sind nicht vielleicht zufällig an einer Kneipe vorbeigekommen?«, fragte Smithback mit gezwungener Fröhlichkeit. »Ich hätte jetzt richtig Lust auf ein eiskaltes Bier.«
    Swire schob sich wortlos an ihm vorbei und stapfte hinüber zu den Pferden.
    »Was ist denn mit dem los?«, fragte Smithback.
    »Wir haben eine schlimme Wegstrecke vor uns«, erwiderte Nora, die vor der Gruppe stehen blieb.
    »Wie schlimm?«, platzte Black heraus. Abermals konnte Nora
    nackte Angst in seinem Gesicht erkennen.
    »Sehr schlimm«, antwortete sie und blickte in die von Schmutz starrenden Gesichter ihrer Gefährten. Die erwartungsvolle Art, mit der einige von ihnen sie ansahen, löste in ihr einen neuen. Schub von Selbstzweifeln aus. Sie atmete tief durch. Wie konnte sie es sich anmaßen, diesen Leuten zu sagen, was sie zu tun hatten? »Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie. Die gute Nachricht ist, dass es jenseits dieses Bergrückens Wasser in Hülle und Fülle gibt, und die schlechte, dass wir unsere gesamte Ausrüstung zu Fuß auf den Berg hinauftragen müssen. Danach holen Roscoe und ich die Pferde.«
    Black stöhnte auf.
    »Nehmen Sie nicht mehr als fünfzig Kilo auf einmal, und gehen Sie nicht zu schnell. Der Pfad über den Berg ist nicht ungefährlich, nicht einmal für Fußgänger, und jeder von uns muss ihn ein paar Mal gehen.«
    Black erweckte den Anschein, als wolle er etwas sagen, hielt dann aber doch den Mund. Sloane stand auf, griff sich einen der Tragkörbe, die Swire den Packpferden abgenommen hatte, und hievte ihn sich auf die Schulter. Holroyd folgte ihrem Beispiel, obwohl er mit der Last sichtlich Probleme hatte. Erst nachdem Aragon und Smithback ebenfalls je einen Korb genommen hatten, erhob sich auch Black. Er fuhr sich mit zitternder Hand über die Stirn und trottete den anderen hinterher.
    Fast drei Stunden später stand Nora schwer atmend zusammen mit den anderen oben auf dem Devil's Backbone und

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