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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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nach unten auf dem von der Sonne aufgeheizten, staubigen Felsenkamm des Bergrückens lag und jemand sie mit sanften Bewegungen umzudrehen versuchte. Es war Aragon, neben dem Smithback und Holroyd knieten und sie besorgt ansahen. An Holroyds Gesicht konnte sie ablesen, welch große Sorgen er sich um sie gemacht hatte. Aragon half Nora auf und geleitete sie zu einem nahen Stein, wo sie sich erschöpft hinsetzte. »Die Pferde...«, begann Nora.
    »Das war nicht Ihre Schuld«, unterbrach sie Aragon sanft, während er sich ihre Hände ansah. »Sie haben sich verletzt.«
    Nora sah, dass fast alle ihre Fingernägel abgebrochen waren und ihre Hände stark bluteten. Aragon öffnete seine Arzttasche. »Als Sie über dem Abgrund hingen, dachte ich schon, es wäre um Sie geschehen«, sagte er. Er nahm eine Pinzette und entfernte mit sicheren, geübten Bewegungen kleine Steine und Schmutz aus Noras Wunden, die er daraufhin mit einer antibiotischen Salbe behandelte und verband. »Zum Glück sind es nur Abschürfungen, die rasch verheilen«, sagte er. »Trotzdem sollten Sie ein paar Tage lang Handschuhe tragen.«
    Nora sah sich um. Die anderen Expeditionsteilnehmer, sprachlos ob der Ereignisse, erwiderten stumm ihren Blick. »Wo ist Roscoe?«, brachte Nora schließlich unter Mühen hervor.
    »Er ist den Pfad wieder hinuntergegangen«, antwortete Sloane.
    Nora vergrub den Kopf in den Händen, und fast gleichzeitig ertönte von unten ein Schuss, dem in größeren Abständen zwei weitere folgten. Das Echo der von den Felswänden hundertfach zurückgeworfenen Explosionen hörte sich an wie der Donner eines fernen Gewittersturms.
    »O Gott«, stöhnte Nora. Ihr Pferd Fiddlehead war tot, ebenso wie Smithbacks Quälgeist Beetlebum und sein Reitpferd Hurricane Deck. Noch immer glaubte Nora, Hurricane Decks verzweifelt um Hilfe flehende Augen sehen zu können, ebenso seine langen, schmalen Zähne, die er kurz vor seinem Absturz in einer letzten Grimasse des Grauens gebleckt hatte.
    Zehn Minuten später kam Swire schwer atmend wieder den Pfad herauf. Ohne ein Wort stapfte er an Nora vorbei zu seinen Pferden und verteilte schweigend die Ausrüstung auf die verbliebenen Tiere.
    Holroyd ging zu Nora herüber und nahm ganz vorsichtig ihre Hand. »Ich habe mit dem GPS unsere Position bestimmt«, flüsterte er.
    Nora blickte auf. Im Augenblick waren ihr die Koordinaten ziemlich egal.
    »Wir sind genau da, wo wir sein sollten«, sagte Holroyd lächelnd.
    Alles, was Nora zu Stande brachte, war ein mattes Kopfnicken.
    Verglichen mit dem alptraumhaften Aufstieg, bereitete der Weg hinunter ins Tal den Pferden nur wenige Schwierigkeiten. Die Tiere, die das Wasser bereits riechen konnten, liefen von alleine, und die Expeditionsteilnehmer, die allesamt erschöpft waren, begannen auf den letzten hundert Metern hinunter zum Fluss sogar zu rennen. Vor lauter Durst hatte Nora die Vorfälle der letzten Stunden vorübergehend vergessen und sprang etwas flussaufwärts von den Tieren in die Fluten. Sie warf sich auf den Bauch, steckte ihr Gesicht ins Wasser und begann in tiefen Zügen das wunderbare Nass in sich hineinzutrinken. Es war das herrlichste Gefühl, das sie je erlebt hatte, und sie hörte nur auf, um zwischendurch nach Luft zu schnappen. Als sie spürte, dass es ihr vom Magen her übel wurde, stand sie auf und ging ans Ufer, wo sie sich im Schatten der im leichten Wind raschelnden Pappeln niederließ. Schwer atmend genoss sie die Verdunstungskühle ihrer durchnässten Kleider und wartete, dass die Übelkeit vorbeiging. Ein paar Meter von ihr entfernt stand Black, vornübergebeugt an den Stamm einer Pappel gelehnt, und erbrach das Wasser, das er soeben in sich hineingetrunken hatte. Holroyd erging es genauso, während Smithback mit entrücktem Gesichtsausdruck im Fluss kniete und sich mit den Händen immer wieder Wasser über den Kopf schöpfte. Sloane wankte tropfnass heran und ging neben Nora in die Hocke. »Swire braucht unsere Hilfe bei den Pferden«, sagte sie.
    Nora stand auf und ging mit Sloane flussabwärts, wo Swire seine Mühe hatte, die Pferde wieder aus dem Fluss zu kriegen. Sloane und Nora, die wussten, dass die Tiere an zu viel und zu rasch gesoffenem Wasser eingehen konnten, packten kräftig mit an. Während der Arbeit vermied es Swire, Nora anzusehen.
    Nachdem sich die Expeditionsteilnehmer noch eine Weile ausgeruht hatten, stiegen sie wieder auf und folgten dem Fluss in die ungewohnte Welt des grünen Tals. Das Wasser, das in einem

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