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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
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Elfen wurden groß. Er gurgelte ein paar letzte unverständliche Worte, bevor seine Beine nachgaben, der Körper schwer wurde – und er an Alebin entlang haltlos zu Boden rutschte.
    Stille. Grausame, laute Stille.
    »Bist du nun zufrieden?«, höhnte Koinosthea aus dem Hintergrund. »War es das, was du wolltest? Blindwütig zuschlagen und all jene töten, die mit deiner traurigen Vergangenheit zu tun haben?«
    Alebin drehte sich ihr zu. Sie stand da, stolz und beherrscht, das Kinn trotzig erhoben, die Brust weit vorgereckt. Sie wartete darauf, dass er
es
tat, dass er auch sie mordete. Seine Mutter sehnte den Märtyrertod herbei. Ihr Hass auf ihn war so groß, dass sie ihre eigene Existenz aufs Spiel setzte; in der Hoffnung, dass er sein Leben lang unter den Erinnerungen an diese Taten leiden würde.
    »Gib dir keine Mühe, Mutter«, sagte Alebin beherrscht. »Du hast auf allen Linien verloren, wie ich es dir versprochen habe. Du wirst leben, und du wirst fortan von der Erinnerung an all die Dinge, die du bis jetzt besitzen durftest, zehren müssen. Denn deine weitere Existenz wird sich wesentlich bescheidener ausnehmen.«
    Er trat zu den bibbernden Magiern. »Ihr kümmert euch um sie. Gebt ihr das Aussehen, das sie verdient. Macht sie mir untertan. Ihr sorgt dafür, dass sie nichts von dem vergisst, was heute geschehen ist. Dann und nur dann lasse ich euch am Leben. Habt ihr verstanden?«
    Sie standen da wie Schafe, sagten kein Wort, nickten bloß. Diese Schar ängstlicher Greise würde alles für ihn tun. Sie kannten keine Solidarität mit Koinosthea. Ihnen ging es lediglich darum, die eigene Haut zu retten.
    Als sich Alebin den übrig gebliebenen Verteidigern der Königin zuwandte, begannen die Magier bereits mit der Arbeit. Mit monotonem Gemurmel dämmten sie die entsetzten Schreie der Königin; sie hüllten sie in mehrere Schichten Magie ein und formten sie Alebins Wünschen gemäß um.
    »Ihr könnt gehen oder im Kampf sterben«, bot Alebin den überlebenden Elfen Koinostheas an. Er war müde, schrecklich müde. »Ich habe keinerlei Interesse an euch. Entscheidet euch rasch, solange ich meine Leute noch zurückhalten kann.«
    Er spürte die Lust und die Gier, die diesen in Schutt und Asche liegenden Raum immer weiter, immer intensiver ausfüllten. Die Menschensöldner und Alebins Verbündete aus Earrach machten sich bereit, die Schätze des Schwebenden Schlosses an sich zu bringen, zu zerstören und all die Dinge zu tun, die die Sieger eines Kampfes immer machten. Es würde ein Ende mit Schrecken geben, und wenn es so weit war, wollte er nicht mehr anwesend sein.
    Sollte er sich ein Beutestück mitnehmen? Etwas, das ihn an diesen großartigen, traurigen Augenblick erinnerte?
    Er beugte sich zu Lothyncam hinab. Dank seiner feinen Sinne konnte er den Grauen Mann spüren. Samhain zog und zerrte an seinem Opfer, wollte es ins Totenreich Annuyn hinabschleppen.
    »Ich weiß, dass du hier bist«, begann Alebin einen Singsang, wie Merlin es ihn gelehrt hatte. »Lass mir meinen Bruder noch für eine Weile. Ich opfere dir zehn weitere Elfenkrieger, wenn du mir diesen da für ein kleines Experiment übergibst.«
    Der Graue Mann schwieg. Er redete ohnehin kaum. Einzig und allein die Arbeit interessierte ihn. Je mehr Leben er mit sich in sein tristes Reich schleppen konnte, desto großartiger fühlte sich der unheimliche Herrscher Annuyns.
    Alebin fühlte so etwas wie »Zustimmung« und »Ungeduld« in sich. Samhain, der Graue Mann, gewährte ihm einen Aufschub, deutete aber an, dass er nicht zu viel Zeit hatte.
    Alebin gab seinen Getreuen einen Wink, zehn der überlebenden gegnerischen Elfen zu packen und dem Tod zu überantworten. Das Versprechen, das er Koinostheas Leuten eben erst gegeben hatte, besaß keine Gültigkeit mehr. Nun galt es, einen ganz besonderen Schatz zu bergen. Die zehn Elfen schrien und verhielten sich keineswegs so, wie man es von diesen hochwohlgeborenen Wesen erwarten sollte; doch Alebins Söldner machten kurzen Prozess, und bald verstummte jedes Winseln und Gejammer.
    Ein Hauch von Wohlgefallen, der sich wie der Duft eines Parfums durch den Raum zog, stieg in Alebins Nase. Also war Samhain mit der Opferung der zehn Elfen zufrieden. Er gestattete Alebin, sich um Lothyncam zu kümmern.
    Das schrille Gekeife seiner Mutter war mittlerweile verstummt. Alebin sah sich nach ihr um. Die Zauberer hatten die Umwandlung abgeschlossen und kümmerten sich nun wieder um die Stabilität des Schwebenden Schlosses.

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