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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
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Auf sein Geheiß hin würden sie es landen, damit es von Grund auf zerstört werden konnte; dieses Wunderwerk sollte ebenso aus dem Gedächtnis aller Elfen gebannt werden wie die Erinnerung an die Schönheit Koinostheas.
    Da stand Mutter: eine schlotternde Gestalt, deren Kleider nicht mehr passten und wie Kartoffelsäcke an ihr herabhingen. Tiefe Falten zeichneten ihr Gesicht; Verschlagenheit und Zorn waren verschwunden. Stattdessen hatten sich Spuren des Harms und der Verbitterung in die welke Haut gegraben.
    Koinostheas Blicke drückten Verwunderung aus. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass Alebin ihren letzten, von Verzweiflung geprägten Plan durchschaut hatte.
    »Du gehörst ab nun mir«, sagte er zu der hässlichen Alten. Es bereitete ihm nicht jene Befriedigung, auf die er gehofft hatte. »Du nimmst das Notwendigste mit dir und verlässt so rasch wie möglich das Schloss. Bei der großen Ankertrosse wartest du auf mich. Ich habe hier noch etwas zu erledigen.«
    Koinosthea wollte ihm widersprechen, sich seinen Befehlen widersetzen. Es gelang ihr nicht. Ihre Füße setzten sich gegen ihren Willen in Bewegung, und ihr Mund schloss sich, bevor sie zu einer Entgegnung ansetzen konnte.
    Alebin kümmerte sich nicht weiter um seine Mutter. Nun galt es, Lothyncam zu »behandeln«, bevor er die Kontrolle über die wilden Horden in seinem Rücken verlor.
    Sofort erinnerte er sich der für die Zeremonie erforderlichen Sprüche. Er hatte sie niemals zur Gänze gelernt und nur Versatzstücke behalten, die, so hoffte er, ein sinnvolles Ganzes ergeben würden, wenn er sie möglichst lückenlos aneinanderreihte.
    Also begann Alebin zu sprechen. Bald sah er die ersten Bilder vor sich auftauchen. Er zeichnete Figuren in die Luft, die zu ihnen passten. Seine Hände waren unruhig und längst nicht so gelenkig wie die der Magier, die den ganzen Tag lang nichts anderes machten, als ihrer Berufung nachzukommen. Aber diese Arbeit konnte er keinem anderen überlassen.
Er
musste den Zauber sprechen, wollte er davon profitieren.
    Der Elf hob den Dolch, mit dem er Lothyncam erstochen hatte, hauchte ihm die letzten Silben des Spruchs auf die blutgetränkte Klinge – und vollführte so flink wie möglich die ersten Schnitte.
    Der Dolch traf auf einen schwachen, kaum spürbaren Widerstand. Da war eine Art Widerwille zu spüren, der anwuchs, je länger und
intensiver
der Schnitt wurde. Alebin trennte die stetig schwerer werdende Masse von Lothyncams Körper. Kein Blut trat aus den Wunden, keine Narben blieben zurück. Nichts deutete darauf hin, dass ein operativer Eingriff geschah, wie er noch nie zuvor vorgenommen worden war.
    Der Widerstand wurde größer, je näher Alebin der völligen Lostrennung dieses Teils von Lothyncams Wesen kam. Der Tote schien sich zu wehren; nicht gegen die Anwesenheit des Grauen Mannes, sondern gegen seine magisch unterstützte Arbeit.
    Endlich war der erste Teil seines Werks vollbracht. Triumphierend hielt Alebin seinen Schatz hoch, um ihn gleich darauf wieder abzusenken. Diese Beute, so wurde ihm plötzlich bewusst, war höchst empfindlich.
    Eine selten zuvor empfundene Leere und Erschöpfung drohte ihn zu übermannen. Wenn er nicht rasch handelte, würde er an Entkräftung sterben. Also murmelte er die vollendenden Sprüche, tat den zweiten Teil seiner schweren Arbeit, zögerte seinen körperlichen Zusammenbruch, so gut es ging, hinaus. Worte, kaum einmal gehört, drangen aus seinem Mund. Sie woben einen Klebe- und Bindezauber, schufen etwas Neues. Einen Hybriden. Ein Mischwesen, dessen einer Teil er sein würde.
    Der andere hingegen, dachte Alebin voll Triumph, als er an sich hinabblickte, war Lothyncams Schatten, den er soeben von seinem ursprünglichen Besitzer getrennt und an sich gebunden hatte. Der ihm in der Menschenwelt gute Dienste verrichten würde.
    »Unser Handel ist erfüllt, Samhain«, sagte er. Dann verließ er den Thronsaal und schleppte sich zum Abgang des zentralen Taus. Er fühlte ein ungewohntes Gewicht an sich, das ihm Widerstand entgegenbrachte.
    Lothyncams Schatten wehrte sich. Er machte Anstalten zu flüchten, und es erforderte große Konzentration, ihn bei sich zu behalten. Der Zauber, so erkannte Alebin, war nicht perfekt. Sein dunkler Begleiter besaß mehr Eigenwillen, als ihm eigentlich zustand; vielleicht mehr, als Lothyncam überhaupt aufgebracht hätte. Allerdings war es verständlich, dass der Schatten nicht bei ihm bleiben wollte – für immer war ihm die Manifestierung

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